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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Syrien.
Als er gestorben war, ging sein Sohn Salomo schleunigst ans Werk,
aber er musste sich ebenfalls an Hiram, den König von Tyrus, seines
Vaters treuen und aufrichtigen Freund wenden, der ihn denn auch in
jeder Art unterstützte. Auch er musste die Zedern von Hiram erbitten 1).
Ebenso wurden die Werksteine gemeinschaftlich von sidonischen und
hebräischen Werkleuten gebrochen und zugerichtet. Alles war wohl
vorbereitet, so dass 2), "da das Haus gesetzt war, die Steine zuvor ganz
zugerichtet waren, dass man keinen Hammer, noch Beil, noch irgend
ein Eisenzeug im Bau hörete". Aus dieser Stelle geht klar hervor,
dass es eiserne Werkzeuge waren, deren sich die Bauarbeiter bedienten,
sowohl die Hämmer als die Beile, Steinhämmer, Meissel u. s. w.

Der salomonische Tempelbau war die grösste architektonische
Kunstleistung der Juden. Trotz der Hilfe fremder Künstler scheint
indes die Architektur eine sehr einfache gewesen zu sein, um so prunk-
voller war die innere Ausschmückung mit Gold und prächtigen Tep-
pichen. Auch hierbei herrschte assyrischer Stil vor. Über die ge-
waltigen Erzgussstücke, die jedenfalls das Originellste waren, haben wir
schon oben berichtet. Eisen wurde beim Bau des Tempels wenig
verwendet. Das Eisen galt für zu gering, es war viel gemeiner als
Erz. Nur für Nägel und Klammern, und zwar wahrscheinlich für
solche, die man nicht sah, wurde es benutzt, wenigstens hatte David
vorsorglich für diesen Zweck grosse Mengen von Eisen gesammelt.
Die Stelle des Chronisten lautet 3): "Und David bereitete vieles Eisen
zu Nägeln an den Thüren, in den Thoren und was zu nageln wäre
und so viel Erz, dass es nicht zu wiegen war." Wenn das Eisen bei
diesem luxuriösen Tempelbau wenig angewendet wurde, so lag dies nicht
an seiner Seltenheit, sondern umgekehrt an seiner Gemeinheit. Seine
Verwendung im praktischen Leben war eine sehr allgemeine und mannig-
faltige. In frühester Zeit werden bereits die eisernen Kriegswagen der
Kananiter gepriesen. Schon in den Kriegen der Chetiter gegen die Ägyp-
ter waren die Streitwagen die Stärke der ersteren. Die Ägypter nah-
men dieses Ausrüstungsstück von ihnen an. Ebenso waren die Kananiter
gewaltig durch ihre Kriegswagen 4). Zur Zeit Josuas konnte Juda nur
die Städte auf den Höhen einnehmen, weil im Kampfe in der Ebene die
Kananiter zu überlegen waren durch ihre Kriegswagen. "Der Herr
war mit Juda, dass er das Gebirg einnahm; denn er konnte die Ein-
wohner im Grund nicht einnehmen, darum, dass sie eiserne Wagen
hatten 5)." Die Zahl der Wagen war gross bei den Heeren der Kananiter.

1) 1. Könige 5, 6.
2) 1. Könige 6, 7.
3) Siehe Chron. 23, 3.
4) Siehe
Josua 17, 16 und 18.
5) Richter 1, 19.

Syrien.
Als er gestorben war, ging sein Sohn Salomo schleunigst ans Werk,
aber er muſste sich ebenfalls an Hiram, den König von Tyrus, seines
Vaters treuen und aufrichtigen Freund wenden, der ihn denn auch in
jeder Art unterstützte. Auch er muſste die Zedern von Hiram erbitten 1).
Ebenso wurden die Werksteine gemeinschaftlich von sidonischen und
hebräischen Werkleuten gebrochen und zugerichtet. Alles war wohl
vorbereitet, so daſs 2), „da das Haus gesetzt war, die Steine zuvor ganz
zugerichtet waren, daſs man keinen Hammer, noch Beil, noch irgend
ein Eisenzeug im Bau hörete“. Aus dieser Stelle geht klar hervor,
daſs es eiserne Werkzeuge waren, deren sich die Bauarbeiter bedienten,
sowohl die Hämmer als die Beile, Steinhämmer, Meiſsel u. s. w.

Der salomonische Tempelbau war die gröſste architektonische
Kunstleistung der Juden. Trotz der Hilfe fremder Künstler scheint
indes die Architektur eine sehr einfache gewesen zu sein, um so prunk-
voller war die innere Ausschmückung mit Gold und prächtigen Tep-
pichen. Auch hierbei herrschte assyrischer Stil vor. Über die ge-
waltigen Erzguſsstücke, die jedenfalls das Originellste waren, haben wir
schon oben berichtet. Eisen wurde beim Bau des Tempels wenig
verwendet. Das Eisen galt für zu gering, es war viel gemeiner als
Erz. Nur für Nägel und Klammern, und zwar wahrscheinlich für
solche, die man nicht sah, wurde es benutzt, wenigstens hatte David
vorsorglich für diesen Zweck groſse Mengen von Eisen gesammelt.
Die Stelle des Chronisten lautet 3): „Und David bereitete vieles Eisen
zu Nägeln an den Thüren, in den Thoren und was zu nageln wäre
und so viel Erz, daſs es nicht zu wiegen war.“ Wenn das Eisen bei
diesem luxuriösen Tempelbau wenig angewendet wurde, so lag dies nicht
an seiner Seltenheit, sondern umgekehrt an seiner Gemeinheit. Seine
Verwendung im praktischen Leben war eine sehr allgemeine und mannig-
faltige. In frühester Zeit werden bereits die eisernen Kriegswagen der
Kananiter gepriesen. Schon in den Kriegen der Chetiter gegen die Ägyp-
ter waren die Streitwagen die Stärke der ersteren. Die Ägypter nah-
men dieses Ausrüstungsstück von ihnen an. Ebenso waren die Kananiter
gewaltig durch ihre Kriegswagen 4). Zur Zeit Josuas konnte Juda nur
die Städte auf den Höhen einnehmen, weil im Kampfe in der Ebene die
Kananiter zu überlegen waren durch ihre Kriegswagen. „Der Herr
war mit Juda, daſs er das Gebirg einnahm; denn er konnte die Ein-
wohner im Grund nicht einnehmen, darum, daſs sie eiserne Wagen
hatten 5).“ Die Zahl der Wagen war groſs bei den Heeren der Kananiter.

1) 1. Könige 5, 6.
2) 1. Könige 6, 7.
3) Siehe Chron. 23, 3.
4) Siehe
Josua 17, 16 und 18.
5) Richter 1, 19.
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[162/0184] Syrien. Als er gestorben war, ging sein Sohn Salomo schleunigst ans Werk, aber er muſste sich ebenfalls an Hiram, den König von Tyrus, seines Vaters treuen und aufrichtigen Freund wenden, der ihn denn auch in jeder Art unterstützte. Auch er muſste die Zedern von Hiram erbitten 1). Ebenso wurden die Werksteine gemeinschaftlich von sidonischen und hebräischen Werkleuten gebrochen und zugerichtet. Alles war wohl vorbereitet, so daſs 2), „da das Haus gesetzt war, die Steine zuvor ganz zugerichtet waren, daſs man keinen Hammer, noch Beil, noch irgend ein Eisenzeug im Bau hörete“. Aus dieser Stelle geht klar hervor, daſs es eiserne Werkzeuge waren, deren sich die Bauarbeiter bedienten, sowohl die Hämmer als die Beile, Steinhämmer, Meiſsel u. s. w. Der salomonische Tempelbau war die gröſste architektonische Kunstleistung der Juden. Trotz der Hilfe fremder Künstler scheint indes die Architektur eine sehr einfache gewesen zu sein, um so prunk- voller war die innere Ausschmückung mit Gold und prächtigen Tep- pichen. Auch hierbei herrschte assyrischer Stil vor. Über die ge- waltigen Erzguſsstücke, die jedenfalls das Originellste waren, haben wir schon oben berichtet. Eisen wurde beim Bau des Tempels wenig verwendet. Das Eisen galt für zu gering, es war viel gemeiner als Erz. Nur für Nägel und Klammern, und zwar wahrscheinlich für solche, die man nicht sah, wurde es benutzt, wenigstens hatte David vorsorglich für diesen Zweck groſse Mengen von Eisen gesammelt. Die Stelle des Chronisten lautet 3): „Und David bereitete vieles Eisen zu Nägeln an den Thüren, in den Thoren und was zu nageln wäre und so viel Erz, daſs es nicht zu wiegen war.“ Wenn das Eisen bei diesem luxuriösen Tempelbau wenig angewendet wurde, so lag dies nicht an seiner Seltenheit, sondern umgekehrt an seiner Gemeinheit. Seine Verwendung im praktischen Leben war eine sehr allgemeine und mannig- faltige. In frühester Zeit werden bereits die eisernen Kriegswagen der Kananiter gepriesen. Schon in den Kriegen der Chetiter gegen die Ägyp- ter waren die Streitwagen die Stärke der ersteren. Die Ägypter nah- men dieses Ausrüstungsstück von ihnen an. Ebenso waren die Kananiter gewaltig durch ihre Kriegswagen 4). Zur Zeit Josuas konnte Juda nur die Städte auf den Höhen einnehmen, weil im Kampfe in der Ebene die Kananiter zu überlegen waren durch ihre Kriegswagen. „Der Herr war mit Juda, daſs er das Gebirg einnahm; denn er konnte die Ein- wohner im Grund nicht einnehmen, darum, daſs sie eiserne Wagen hatten 5).“ Die Zahl der Wagen war groſs bei den Heeren der Kananiter. 1) 1. Könige 5, 6. 2) 1. Könige 6, 7. 3) Siehe Chron. 23, 3. 4) Siehe Josua 17, 16 und 18. 5) Richter 1, 19.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/184>, abgerufen am 28.04.2024.