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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Ägypten.
also etwa 24 Mark, was sehr wenig ist in betracht der riesigen
Arbeit.

Beim Rohschmelzen wie beim Schlackenschmelzen sind stets drei
Mann beschäftigt, von denen zwei in Handhabung der Bälge sich ab-
lösen und einer, nebst dem Aufgeben der Erze und Kohlen, die Lei-
tung des Ganzen besorgt. Der höchste Luxus in Ausstattung eines
solchen Etablissements besteht darin, dass, wenn die Sonne auf den
rötlichgelben Sand gar zu arg brennt, vier Stöcke eingerammt werden,
über die eine Strohmatte gespannt wird.

Im besten Falle giebt ein Roh- und Schlackenschmelzen in 12 bis
14 Stunden 15 bis 20 Pfund gares Eisen. Obgleich von Rasenerzen
erblasen ist es von ausnehmender Güte und zeichnet sich durch Weich-
heit und Biegsamkeit aus.

Die Erze, die zur Verschmelzung kommen, sind reichhaltig und
sollen zwischen 60 und 70 Proz. Roheisen enthalten. Von diesen bringen
die Schwarzen nach ihrer Angabe zwischen 20 und 40 Proz. aus.

Obwohl der Raseneisenstein ein leichtschmelziges Erz ist, gelingt
es ihnen doch nicht, das Eisen in einen vollkommen flüssigen Zustand
zu versetzen, sondern sie erhalten es nur als eine teigige Masse. Die
Phosphorsäure der Erze erleidet bei dieser niederen Temperatur wohl
gar keine Reduktion, deshalb ist das Eisen so weich und durchaus nicht
kaltbrüchig".

Diese lebendigen Beschreibungen der Methoden, mittels derer die
barbarischen Bewohner des Sudan heute noch ihr Eisen gewinnen,
lehren uns, wie unendlich einfach der Prozess der Eisengewinnung an
und für sich ist und welch ein Irrtum in der Annahme liegt, dass die
Gewinnung des Eisens höhere metallurgische Kenntnisse oder kompli-
zierterer Apparate bedürfe, als zur Gewinnung des Kupfers, zur Reinigung
des Goldes oder gar zur Darstellung des Silbers erforderlich sind.
Wenn wir ins Auge fassen, auf wie hoher Stufe technischer Bildung die
Ägypter bei ihrem Eintritte in die Geschichte bereits erscheinen, wie
ihre Kenntnisse der Chemie, ihre mechanischen Hilfsmittel, ihre metal-
lurgischen Erfahrungen viel bedeutender waren, als die der Bewohner
von Kordofan es heutzutage sind, so muss zugegeben werden, dass
technische Gründe nicht vorhanden sind, die dafür sprechen, dass den
Ägyptern dies Eisen nicht bekannt gewesen sei. Wir glauben vielmehr in
Vorstehendem zur Genüge nachgewiesen zu haben, dass sie es darstellten
und benutzten und zwar schon in den fernen Zeiten, aus denen ihre

verschiedener Grösse. Die kleinsten wiegen 1 bis 2 Lot und gelten einen Para
(= 3/20 Pfennig).

Ägypten.
also etwa 24 Mark, was sehr wenig ist in betracht der riesigen
Arbeit.

Beim Rohschmelzen wie beim Schlackenschmelzen sind stets drei
Mann beschäftigt, von denen zwei in Handhabung der Bälge sich ab-
lösen und einer, nebst dem Aufgeben der Erze und Kohlen, die Lei-
tung des Ganzen besorgt. Der höchste Luxus in Ausstattung eines
solchen Etablissements besteht darin, daſs, wenn die Sonne auf den
rötlichgelben Sand gar zu arg brennt, vier Stöcke eingerammt werden,
über die eine Strohmatte gespannt wird.

Im besten Falle giebt ein Roh- und Schlackenschmelzen in 12 bis
14 Stunden 15 bis 20 Pfund gares Eisen. Obgleich von Rasenerzen
erblasen ist es von ausnehmender Güte und zeichnet sich durch Weich-
heit und Biegsamkeit aus.

Die Erze, die zur Verschmelzung kommen, sind reichhaltig und
sollen zwischen 60 und 70 Proz. Roheisen enthalten. Von diesen bringen
die Schwarzen nach ihrer Angabe zwischen 20 und 40 Proz. aus.

Obwohl der Raseneisenstein ein leichtschmelziges Erz ist, gelingt
es ihnen doch nicht, das Eisen in einen vollkommen flüssigen Zustand
zu versetzen, sondern sie erhalten es nur als eine teigige Masse. Die
Phosphorsäure der Erze erleidet bei dieser niederen Temperatur wohl
gar keine Reduktion, deshalb ist das Eisen so weich und durchaus nicht
kaltbrüchig“.

Diese lebendigen Beschreibungen der Methoden, mittels derer die
barbarischen Bewohner des Sudan heute noch ihr Eisen gewinnen,
lehren uns, wie unendlich einfach der Prozeſs der Eisengewinnung an
und für sich ist und welch ein Irrtum in der Annahme liegt, daſs die
Gewinnung des Eisens höhere metallurgische Kenntnisse oder kompli-
zierterer Apparate bedürfe, als zur Gewinnung des Kupfers, zur Reinigung
des Goldes oder gar zur Darstellung des Silbers erforderlich sind.
Wenn wir ins Auge fassen, auf wie hoher Stufe technischer Bildung die
Ägypter bei ihrem Eintritte in die Geschichte bereits erscheinen, wie
ihre Kenntnisse der Chemie, ihre mechanischen Hilfsmittel, ihre metal-
lurgischen Erfahrungen viel bedeutender waren, als die der Bewohner
von Kordofan es heutzutage sind, so muſs zugegeben werden, daſs
technische Gründe nicht vorhanden sind, die dafür sprechen, daſs den
Ägyptern dies Eisen nicht bekannt gewesen sei. Wir glauben vielmehr in
Vorstehendem zur Genüge nachgewiesen zu haben, daſs sie es darstellten
und benutzten und zwar schon in den fernen Zeiten, aus denen ihre

verschiedener Gröſse. Die kleinsten wiegen 1 bis 2 Lot und gelten einen Para
(= 3/20 Pfennig).
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[101/0123] Ägypten. also etwa 24 Mark, was sehr wenig ist in betracht der riesigen Arbeit. Beim Rohschmelzen wie beim Schlackenschmelzen sind stets drei Mann beschäftigt, von denen zwei in Handhabung der Bälge sich ab- lösen und einer, nebst dem Aufgeben der Erze und Kohlen, die Lei- tung des Ganzen besorgt. Der höchste Luxus in Ausstattung eines solchen Etablissements besteht darin, daſs, wenn die Sonne auf den rötlichgelben Sand gar zu arg brennt, vier Stöcke eingerammt werden, über die eine Strohmatte gespannt wird. Im besten Falle giebt ein Roh- und Schlackenschmelzen in 12 bis 14 Stunden 15 bis 20 Pfund gares Eisen. Obgleich von Rasenerzen erblasen ist es von ausnehmender Güte und zeichnet sich durch Weich- heit und Biegsamkeit aus. Die Erze, die zur Verschmelzung kommen, sind reichhaltig und sollen zwischen 60 und 70 Proz. Roheisen enthalten. Von diesen bringen die Schwarzen nach ihrer Angabe zwischen 20 und 40 Proz. aus. Obwohl der Raseneisenstein ein leichtschmelziges Erz ist, gelingt es ihnen doch nicht, das Eisen in einen vollkommen flüssigen Zustand zu versetzen, sondern sie erhalten es nur als eine teigige Masse. Die Phosphorsäure der Erze erleidet bei dieser niederen Temperatur wohl gar keine Reduktion, deshalb ist das Eisen so weich und durchaus nicht kaltbrüchig“. Diese lebendigen Beschreibungen der Methoden, mittels derer die barbarischen Bewohner des Sudan heute noch ihr Eisen gewinnen, lehren uns, wie unendlich einfach der Prozeſs der Eisengewinnung an und für sich ist und welch ein Irrtum in der Annahme liegt, daſs die Gewinnung des Eisens höhere metallurgische Kenntnisse oder kompli- zierterer Apparate bedürfe, als zur Gewinnung des Kupfers, zur Reinigung des Goldes oder gar zur Darstellung des Silbers erforderlich sind. Wenn wir ins Auge fassen, auf wie hoher Stufe technischer Bildung die Ägypter bei ihrem Eintritte in die Geschichte bereits erscheinen, wie ihre Kenntnisse der Chemie, ihre mechanischen Hilfsmittel, ihre metal- lurgischen Erfahrungen viel bedeutender waren, als die der Bewohner von Kordofan es heutzutage sind, so muſs zugegeben werden, daſs technische Gründe nicht vorhanden sind, die dafür sprechen, daſs den Ägyptern dies Eisen nicht bekannt gewesen sei. Wir glauben vielmehr in Vorstehendem zur Genüge nachgewiesen zu haben, daſs sie es darstellten und benutzten und zwar schon in den fernen Zeiten, aus denen ihre 1) 1) verschiedener Gröſse. Die kleinsten wiegen 1 bis 2 Lot und gelten einen Para (= 3/20 Pfennig).

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/123>, abgerufen am 22.11.2024.