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Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854.

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Herr Graf, daß diese nichtsnutze Wirthschaft in Frankreich, diese blutige Harlekinade, dieser Freiheitsbäumeschwindel, Bäume, die sammt und sonders in der neumodischen Philosophie wurzeln, Dauer habe? Ich glaube es nicht, und ich hoffe, obschon ich nicht mehr jung bin, noch zu erleben, daß diese gottheillose Republik ein Ende mit Schrecken nimmt, und daß Gott diesem Frankreich einen Tyrannen mit einer Eisenfaust sendet, der ihm die Brust zusammenschnürt mit allen Stricken und Ketten der Gewalt, damit es wieder Buße thue im Sack und in der Asche, und die Kirchen wieder aufthue, und nicht das höchste Wesen, welches ein ebenso haltloser und einfältiger Begriff ist, als die französische Gottheit der Vernunft, sondern Gott und seinen eingeborenen Sohn wieder anbeten lerne im Geist und in der Wahrheit.

Sie sind ein Fanatiker der Reaktion, Herr Windt! rief Ludwig, so schlimm und schlimmer noch als jene mißleiteten Republikaner! Ich glaube fast, wenn Sie Macht dazu hätten, Sie strangulirten und guillotinirten alle neueren Philosophen und mich, der ich begonnen habe, mich diesen ein wenig zuzuneigen, zu allererst?

Nun, wenn es auch so schlimm nicht wäre, lenkte Windt ein: meiner Ueberzeugung werde ich mit Macht und ohne Macht treu bleiben, und diese ist die, daß alle Gottesläugner und alle ihre Sippschaft, welche in Gestalt moderner Philosophen die Menschen von den Begriffen des Rechts und der Tugend, des Gehorsams, der Redlichkeit und der Pflichterfüllung, der Wahrheit und der Treue, auf die Pfade der Laster, der Zügellosigkeit, des Atheismus und daraus entspringender blutiger Gräuel des Aufruhrs und der Rebellion hinzuleiten streben, nicht in den Staatsrath, nicht in die Kirche, nicht auf die Lehrkanzel gehören, sondern -- an den hellen lichten Galgen! Punktum!

Um Gottes Willen, liebster Windt! Sie werden ja ganz heftig, hören Sie auf, Sie sollen Recht haben! rief Ludwig wieder.

Erlauben Sie, Herr Graf, nur noch eine Bemerkung, dann werde ich nie wieder diese Sache berühren, entgegnete Windt. Ich soll nicht Recht haben, ich habe Recht! Sie können mir kein Recht verleihen oder zugestehen, noch ein solches nehmen, denn nicht der einzelne Mensch hat das Recht in der Hand, wie ein Taschenspieler die Eier in der Gaukeltasche, die er gibt, wem er will, sondern das Recht ist

Herr Graf, daß diese nichtsnutze Wirthschaft in Frankreich, diese blutige Harlekinade, dieser Freiheitsbäumeschwindel, Bäume, die sammt und sonders in der neumodischen Philosophie wurzeln, Dauer habe? Ich glaube es nicht, und ich hoffe, obschon ich nicht mehr jung bin, noch zu erleben, daß diese gottheillose Republik ein Ende mit Schrecken nimmt, und daß Gott diesem Frankreich einen Tyrannen mit einer Eisenfaust sendet, der ihm die Brust zusammenschnürt mit allen Stricken und Ketten der Gewalt, damit es wieder Buße thue im Sack und in der Asche, und die Kirchen wieder aufthue, und nicht das höchste Wesen, welches ein ebenso haltloser und einfältiger Begriff ist, als die französische Gottheit der Vernunft, sondern Gott und seinen eingeborenen Sohn wieder anbeten lerne im Geist und in der Wahrheit.

Sie sind ein Fanatiker der Reaktion, Herr Windt! rief Ludwig, so schlimm und schlimmer noch als jene mißleiteten Republikaner! Ich glaube fast, wenn Sie Macht dazu hätten, Sie strangulirten und guillotinirten alle neueren Philosophen und mich, der ich begonnen habe, mich diesen ein wenig zuzuneigen, zu allererst?

Nun, wenn es auch so schlimm nicht wäre, lenkte Windt ein: meiner Ueberzeugung werde ich mit Macht und ohne Macht treu bleiben, und diese ist die, daß alle Gottesläugner und alle ihre Sippschaft, welche in Gestalt moderner Philosophen die Menschen von den Begriffen des Rechts und der Tugend, des Gehorsams, der Redlichkeit und der Pflichterfüllung, der Wahrheit und der Treue, auf die Pfade der Laster, der Zügellosigkeit, des Atheismus und daraus entspringender blutiger Gräuel des Aufruhrs und der Rebellion hinzuleiten streben, nicht in den Staatsrath, nicht in die Kirche, nicht auf die Lehrkanzel gehören, sondern — an den hellen lichten Galgen! Punktum!

Um Gottes Willen, liebster Windt! Sie werden ja ganz heftig, hören Sie auf, Sie sollen Recht haben! rief Ludwig wieder.

Erlauben Sie, Herr Graf, nur noch eine Bemerkung, dann werde ich nie wieder diese Sache berühren, entgegnete Windt. Ich soll nicht Recht haben, ich habe Recht! Sie können mir kein Recht verleihen oder zugestehen, noch ein solches nehmen, denn nicht der einzelne Mensch hat das Recht in der Hand, wie ein Taschenspieler die Eier in der Gaukeltasche, die er gibt, wem er will, sondern das Recht ist

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Herr Graf, daß diese nichtsnutze Wirthschaft in Frankreich, diese blutige Harlekinade, dieser Freiheitsbäumeschwindel, Bäume, die sammt und sonders in der neumodischen Philosophie wurzeln, Dauer habe? Ich glaube es nicht, und ich hoffe, obschon ich nicht mehr jung bin, noch zu erleben, daß diese gottheillose Republik ein Ende mit Schrecken nimmt, und daß Gott diesem Frankreich einen Tyrannen mit einer Eisenfaust sendet, der ihm die Brust zusammenschnürt mit allen Stricken und Ketten der Gewalt, damit es wieder Buße thue im Sack und in der Asche, und die Kirchen wieder aufthue, und nicht das höchste Wesen, welches ein ebenso haltloser und einfältiger Begriff ist, als die französische Gottheit der Vernunft, sondern Gott und seinen eingeborenen Sohn wieder anbeten lerne im Geist und in der Wahrheit.</p>
          <p>Sie sind ein Fanatiker der Reaktion, Herr Windt! rief Ludwig, so schlimm und schlimmer noch als jene mißleiteten Republikaner! Ich glaube fast, wenn Sie Macht dazu hätten, Sie strangulirten und guillotinirten alle neueren Philosophen und mich, der ich begonnen habe, mich diesen ein wenig zuzuneigen, zu allererst?</p>
          <p>Nun, wenn es auch so schlimm nicht wäre, lenkte Windt ein: meiner Ueberzeugung werde ich mit Macht und ohne Macht treu bleiben, und diese ist die, daß alle Gottesläugner und alle ihre Sippschaft, welche in Gestalt moderner Philosophen die Menschen von den Begriffen des Rechts und der Tugend, des Gehorsams, der Redlichkeit und der Pflichterfüllung, der Wahrheit und der Treue, auf die Pfade der Laster, der Zügellosigkeit, des Atheismus und daraus entspringender blutiger Gräuel des Aufruhrs und der Rebellion hinzuleiten streben, nicht in den Staatsrath, nicht in die Kirche, nicht auf die Lehrkanzel gehören, sondern &#x2014; an den hellen lichten Galgen! Punktum!</p>
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[152/0156] Herr Graf, daß diese nichtsnutze Wirthschaft in Frankreich, diese blutige Harlekinade, dieser Freiheitsbäumeschwindel, Bäume, die sammt und sonders in der neumodischen Philosophie wurzeln, Dauer habe? Ich glaube es nicht, und ich hoffe, obschon ich nicht mehr jung bin, noch zu erleben, daß diese gottheillose Republik ein Ende mit Schrecken nimmt, und daß Gott diesem Frankreich einen Tyrannen mit einer Eisenfaust sendet, der ihm die Brust zusammenschnürt mit allen Stricken und Ketten der Gewalt, damit es wieder Buße thue im Sack und in der Asche, und die Kirchen wieder aufthue, und nicht das höchste Wesen, welches ein ebenso haltloser und einfältiger Begriff ist, als die französische Gottheit der Vernunft, sondern Gott und seinen eingeborenen Sohn wieder anbeten lerne im Geist und in der Wahrheit. Sie sind ein Fanatiker der Reaktion, Herr Windt! rief Ludwig, so schlimm und schlimmer noch als jene mißleiteten Republikaner! Ich glaube fast, wenn Sie Macht dazu hätten, Sie strangulirten und guillotinirten alle neueren Philosophen und mich, der ich begonnen habe, mich diesen ein wenig zuzuneigen, zu allererst? Nun, wenn es auch so schlimm nicht wäre, lenkte Windt ein: meiner Ueberzeugung werde ich mit Macht und ohne Macht treu bleiben, und diese ist die, daß alle Gottesläugner und alle ihre Sippschaft, welche in Gestalt moderner Philosophen die Menschen von den Begriffen des Rechts und der Tugend, des Gehorsams, der Redlichkeit und der Pflichterfüllung, der Wahrheit und der Treue, auf die Pfade der Laster, der Zügellosigkeit, des Atheismus und daraus entspringender blutiger Gräuel des Aufruhrs und der Rebellion hinzuleiten streben, nicht in den Staatsrath, nicht in die Kirche, nicht auf die Lehrkanzel gehören, sondern — an den hellen lichten Galgen! Punktum! Um Gottes Willen, liebster Windt! Sie werden ja ganz heftig, hören Sie auf, Sie sollen Recht haben! rief Ludwig wieder. Erlauben Sie, Herr Graf, nur noch eine Bemerkung, dann werde ich nie wieder diese Sache berühren, entgegnete Windt. Ich soll nicht Recht haben, ich habe Recht! Sie können mir kein Recht verleihen oder zugestehen, noch ein solches nehmen, denn nicht der einzelne Mensch hat das Recht in der Hand, wie ein Taschenspieler die Eier in der Gaukeltasche, die er gibt, wem er will, sondern das Recht ist

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Zitationshilfe: Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bechstein_dunkelgraf_1854/156>, abgerufen am 22.11.2024.