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Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

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Seelen-Weißheit.

welche aus Erkänntnüß Gottes folget/ dann wer
GOtt vor seinen HErrn erkennet/ derbefindet sich
schuldig/ ihm zu verbinden/ und ihn zu verehren/
nun kan man niemand recht bedienen und chren/
wann man nicht eigendlich seine Natur/ Wesen
und Willen weiß/ niemand weiß GOttes Na-
tur/ Wesen und Willenbesser/ als er selbst/ derent-
wegen liget an Offenbahrung solcher göttlichen
Natur/ Wesens und Willens/ die rechte eigendli-
che Verbündnüß und Verehrung/ nemlich Reli-
gion und göttlicher Dienst. Weil nun die Men-
schen darinnen uneins/ so folget/ daß sie auch in ei-
gendlicher Erkänntnüß der göttlichen Natur/
Wesens und Willens uneins seyn müssen/ nem-
lich/ daß GOtt entweder sich den Menschen nicht
gleich geoffenbaret/ oder daß die Menschen solche
Offenbahrung ungleich verstanden/ aufgenom-
men und ausgelegt haben.

46. Phil.

Was hältestu/ Psychosophe/ von Beyden am
gleichesten/ hat GOtt sich selber ungleich offenbahrt/
und die Menschen ungleiche Religionen daraus ge-
nommen/ so seyn sie nicht schuld an der er Unterscheid/
sondern die ungleiche Offenbahrung; Hat sich aber
GOtt gleich offenbahret/ und die Menschen solche Of-
fenbahrung ungleich ausgelegt/ so muß es kommen
aus Mangel des Verstandes ihrer Secle/ welche mit
der göttlichen Warheit nicht gleich beleuchtet wird so
doch in einer so schwehren Sach seyn solte/ dann es
halten einige Sand/ Stein/ Toback/ Zwiebeln/ Bäum/
Blöck/ Thier/ ja gar den Teuffel vor GOtt/ und beten

sie

B v

Seelen-Weißheit.

welche aus Erkaͤnntnuͤß Gottes folget/ dann wer
GOtt vor ſeinen HErrn erkennet/ derbefindet ſich
ſchuldig/ ihm zu verbinden/ und ihn zu verehren/
nun kan man niemand recht bedienen und chren/
wann man nicht eigendlich ſeine Natur/ Weſen
und Willen weiß/ niemand weiß GOttes Na-
tur/ Weſen und Willenbeſſer/ als er ſelbſt/ derent-
wegen liget an Offenbahrung ſolcher goͤttlichen
Natur/ Weſens und Willens/ die rechte eigendli-
che Verbuͤndnuͤß und Verehrung/ nemlich Reli-
gion und goͤttlicher Dienſt. Weil nun die Men-
ſchen darinnen uneins/ ſo folget/ daß ſie auch in ei-
gendlicher Erkaͤnntnuͤß der goͤttlichen Natur/
Weſens und Willens uneins ſeyn muͤſſen/ nem-
lich/ daß GOtt entweder ſich den Menſchen nicht
gleich geoffenbaret/ oder daß die Menſchen ſolche
Offenbahrung ungleich verſtanden/ aufgenom-
men und ausgelegt haben.

46. Phil.

Was haͤlteſtu/ Pſychoſophe/ von Beyden am
gleicheſten/ hat GOtt ſich ſelber ungleich offenbahrt/
und die Menſchen ungleiche Religionen daraus ge-
nommen/ ſo ſeyn ſie nicht ſchuld an der er Unterſcheid/
ſondern die ungleiche Offenbahrung; Hat ſich aber
GOtt gleich offenbahret/ und die Menſchen ſolche Of-
fenbahrung ungleich ausgelegt/ ſo muß es kommen
aus Mangel des Verſtandes ihrer Secle/ welche mit
der goͤttlichen Warheit nicht gleich beleuchtet wird ſo
doch in einer ſo ſchwehren Sach ſeyn ſolte/ dann es
halten einige Sand/ Stein/ Toback/ Zwiebeln/ Baͤum/
Bloͤck/ Thier/ ja gar den Teuffel vor GOtt/ und beten

ſie

B v

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[33/0091] Seelen-Weißheit. welche aus Erkaͤnntnuͤß Gottes folget/ dann wer GOtt vor ſeinen HErrn erkennet/ derbefindet ſich ſchuldig/ ihm zu verbinden/ und ihn zu verehren/ nun kan man niemand recht bedienen und chren/ wann man nicht eigendlich ſeine Natur/ Weſen und Willen weiß/ niemand weiß GOttes Na- tur/ Weſen und Willenbeſſer/ als er ſelbſt/ derent- wegen liget an Offenbahrung ſolcher goͤttlichen Natur/ Weſens und Willens/ die rechte eigendli- che Verbuͤndnuͤß und Verehrung/ nemlich Reli- gion und goͤttlicher Dienſt. Weil nun die Men- ſchen darinnen uneins/ ſo folget/ daß ſie auch in ei- gendlicher Erkaͤnntnuͤß der goͤttlichen Natur/ Weſens und Willens uneins ſeyn muͤſſen/ nem- lich/ daß GOtt entweder ſich den Menſchen nicht gleich geoffenbaret/ oder daß die Menſchen ſolche Offenbahrung ungleich verſtanden/ aufgenom- men und ausgelegt haben. 46. Phil. Was haͤlteſtu/ Pſychoſophe/ von Beyden am gleicheſten/ hat GOtt ſich ſelber ungleich offenbahrt/ und die Menſchen ungleiche Religionen daraus ge- nommen/ ſo ſeyn ſie nicht ſchuld an der er Unterſcheid/ ſondern die ungleiche Offenbahrung; Hat ſich aber GOtt gleich offenbahret/ und die Menſchen ſolche Of- fenbahrung ungleich ausgelegt/ ſo muß es kommen aus Mangel des Verſtandes ihrer Secle/ welche mit der goͤttlichen Warheit nicht gleich beleuchtet wird ſo doch in einer ſo ſchwehren Sach ſeyn ſolte/ dann es halten einige Sand/ Stein/ Toback/ Zwiebeln/ Baͤum/ Bloͤck/ Thier/ ja gar den Teuffel vor GOtt/ und beten ſie B v

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Zitationshilfe:	Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/91>, abgerufen am 28.11.2024.

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