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Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

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Psychosophia.
16. Phil. Was ist der Seelen eigene definition?

Psych. Die Seelist eine geistliche/ bewegende und
verstehende Krafft.

17. Phil. Warum einegeistliche Krafft?

Psych. Dieweil sie gantz nicht materialisch noch
leiblich ist/ sondern eine Eigenschafft/ Krafft/
Macht/ oder Potentz/ so himmlisch und geistlich
ist/ gleichwie Kälte und Wärme eine Krafft ha-
ben zu kühlen und zu wärmen/ und seyn doch nicht
materialisch/ wiewol sie von materialischen Cör-
pern ausgehen/ alsogehet von dem ersten immate-
rialischen Wesen eine Krafft aus/ welche immate-
rialisch/ und doch bewegen und verstehen kan.

18. Phil. Warum wird die Seel eine bewegen-
de Krafft genennet?

Psych. Dieweil ohne die Seel der Leib todt ist/
und ohne die Seel keine Bewegung hat/ also wird
die bewegende Krafft billich der Seelen zuge-
schrieben.

19. Phil. Wie bewegt aber die Seel als ein unma-
terialisches Wesen den Leib/ so gantz
materialisch ist?

Psych. Die Seel hat eine außthenende und zu-
sammenziehende/ verdünnende und verdickende
Krafft/ wiewol sie derentwegen vor sich weder ei-
nen grössern noch kleinern Platz einnimmt/ mit
solcher Krafft rareficirt und condensirt sie den
ätherischen Geist/ welcher den animalischen Geist/
und dieser die Nerven/ worinnen er ausgespreitet/

beuget;
Pſychoſophia.
16. Phil. Was iſt der Seelen eigene definition?

Pſych. Die Seeliſt eine geiſtliche/ bewegende und
verſtehende Krafft.

17. Phil. Warum einegeiſtliche Krafft?

Pſych. Dieweil ſie gantz nicht materialiſch noch
leiblich iſt/ ſondern eine Eigenſchafft/ Krafft/
Macht/ oder Potentz/ ſo himmliſch und geiſtlich
iſt/ gleichwie Kaͤlte und Waͤrme eine Krafft ha-
ben zu kuͤhlen und zu waͤrmen/ und ſeyn doch nicht
materialiſch/ wiewol ſie von materialiſchen Coͤr-
pern ausgehen/ alſogehet von dem erſten immate-
rialiſchen Weſen eine Krafft aus/ welche immate-
rialiſch/ und doch bewegen und verſtehen kan.

18. Phil. Warum wird die Seel eine bewegen-
de Krafft genennet?

Pſych. Dieweil ohne die Seel der Leib todt iſt/
und ohne die Seel keine Bewegung hat/ alſo wird
die bewegende Krafft billich der Seelen zuge-
ſchrieben.

19. Phil. Wie bewegt aber die Seel als ein unma-
terialiſches Weſen den Leib/ ſo gantz
materialiſch iſt?

Pſych. Die Seel hat eine außthenende und zu-
ſammenziehende/ verduͤnnende und verdickende
Krafft/ wiewol ſie derentwegen vor ſich weder ei-
nen groͤſſern noch kleinern Platz einnimmt/ mit
ſolcher Krafft rareficirt und condenſirt ſie den
aͤtheriſchen Geiſt/ welcher den animaliſchen Geiſt/
und dieſer die Nerven/ worinnen er ausgeſpreitet/

beuget;
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[10/0068] Pſychoſophia. 16. Phil. Was iſt der Seelen eigene definition? Pſych. Die Seeliſt eine geiſtliche/ bewegende und verſtehende Krafft. 17. Phil. Warum einegeiſtliche Krafft? Pſych. Dieweil ſie gantz nicht materialiſch noch leiblich iſt/ ſondern eine Eigenſchafft/ Krafft/ Macht/ oder Potentz/ ſo himmliſch und geiſtlich iſt/ gleichwie Kaͤlte und Waͤrme eine Krafft ha- ben zu kuͤhlen und zu waͤrmen/ und ſeyn doch nicht materialiſch/ wiewol ſie von materialiſchen Coͤr- pern ausgehen/ alſogehet von dem erſten immate- rialiſchen Weſen eine Krafft aus/ welche immate- rialiſch/ und doch bewegen und verſtehen kan. 18. Phil. Warum wird die Seel eine bewegen- de Krafft genennet? Pſych. Dieweil ohne die Seel der Leib todt iſt/ und ohne die Seel keine Bewegung hat/ alſo wird die bewegende Krafft billich der Seelen zuge- ſchrieben. 19. Phil. Wie bewegt aber die Seel als ein unma- terialiſches Weſen den Leib/ ſo gantz materialiſch iſt? Pſych. Die Seel hat eine außthenende und zu- ſammenziehende/ verduͤnnende und verdickende Krafft/ wiewol ſie derentwegen vor ſich weder ei- nen groͤſſern noch kleinern Platz einnimmt/ mit ſolcher Krafft rareficirt und condenſirt ſie den aͤtheriſchen Geiſt/ welcher den animaliſchen Geiſt/ und dieſer die Nerven/ worinnen er ausgeſpreitet/ beuget;

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Zitationshilfe: Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/68>, abgerufen am 27.04.2024.