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Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

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Psychosophia.
geschlossen/ welche/ wann sie aufgelöset und zer-
trennet wird/ so wird sie zu Erde/ Wasser/ Saltz
und Oel.

5. Phil. Was ist der menschliche Leib vor
ein Gebäu?

Psych. Das Fundament seyn die Beine/ damit
sich nun selbige bewegen möchten/ seyn um solche
die Nerven/ so auf den Musculen oder fleischichten
Theilen ligen/ damit sie sich nicht abetzen/ und da-
mit sie nicht austrocknen und zusammen schrum-
pfen/ werden sie durch das Blut befeuchtet und
ernehret/ auf daß aber das Blut in den Adern sich
bewege/ wird es durch die Pulß-Adern getrieben/
das Blut wird in dem Hertzen und Leber gezeugt
aus dem Safft/ der aus den Speisen und Tranck
kommt/ so im Magen verdäuet und genossen wer-
den/ und derentwegen ist in dem menschlichen
Leichnam eine digerirende/ veränderende/ behal-
tende und austreibende Krafft/ vermittelst der
natürlichen Wärme/ welche durch die Lebens-
Geister unterhalten wird/ gleichwie die Bewe-
gung der Nerven durch den animalischen Geist
geschichet.

6. Phil. Was seyn eigendlich die vornehmsten
Theile des Leibes?

Psych. Wie gesagt/ so bestehet der Leib von einer
groben/ irdischen/ greiflichen Materie/ und von ei-
ner subtilen/ feuchten/ warmen Substantz/ so die

Philo-

Pſychoſophia.
geſchloſſen/ welche/ wann ſie aufgeloͤſet und zer-
trennet wird/ ſo wird ſie zu Erde/ Waſſer/ Saltz
und Oel.

5. Phil. Was iſt der menſchliche Leib vor
ein Gebaͤu?

Pſych. Das Fundament ſeyn die Beine/ damit
ſich nun ſelbige bewegen moͤchten/ ſeyn um ſolche
die Nerven/ ſo auf den Muſculen oder fleiſchichten
Theilen ligen/ damit ſie ſich nicht abetzen/ und da-
mit ſie nicht austrocknen und zuſammen ſchrum-
pfen/ werden ſie durch das Blut befeuchtet und
ernehret/ auf daß aber das Blut in den Adern ſich
bewege/ wird es durch die Pulß-Adern getrieben/
das Blut wird in dem Hertzen und Leber gezeugt
aus dem Safft/ der aus den Speiſen und Tranck
kommt/ ſo im Magen verdaͤuet und genoſſen wer-
den/ und derentwegen iſt in dem menſchlichen
Leichnam eine digerirende/ veraͤnderende/ behal-
tende und austreibende Krafft/ vermittelſt der
natuͤrlichen Waͤrme/ welche durch die Lebens-
Geiſter unterhalten wird/ gleichwie die Bewe-
gung der Nerven durch den animaliſchen Geiſt
geſchichet.

6. Phil. Was ſeyn eigendlich die vornehmſten
Theile des Leibes?

Pſych. Wie geſagt/ ſo beſtehet der Leib von einer
groben/ irdiſchen/ greiflichen Materie/ und von ei-
ner ſubtilen/ feuchten/ warmen Subſtantz/ ſo die

Philo-
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[2/0060] Pſychoſophia. geſchloſſen/ welche/ wann ſie aufgeloͤſet und zer- trennet wird/ ſo wird ſie zu Erde/ Waſſer/ Saltz und Oel. 5. Phil. Was iſt der menſchliche Leib vor ein Gebaͤu? Pſych. Das Fundament ſeyn die Beine/ damit ſich nun ſelbige bewegen moͤchten/ ſeyn um ſolche die Nerven/ ſo auf den Muſculen oder fleiſchichten Theilen ligen/ damit ſie ſich nicht abetzen/ und da- mit ſie nicht austrocknen und zuſammen ſchrum- pfen/ werden ſie durch das Blut befeuchtet und ernehret/ auf daß aber das Blut in den Adern ſich bewege/ wird es durch die Pulß-Adern getrieben/ das Blut wird in dem Hertzen und Leber gezeugt aus dem Safft/ der aus den Speiſen und Tranck kommt/ ſo im Magen verdaͤuet und genoſſen wer- den/ und derentwegen iſt in dem menſchlichen Leichnam eine digerirende/ veraͤnderende/ behal- tende und austreibende Krafft/ vermittelſt der natuͤrlichen Waͤrme/ welche durch die Lebens- Geiſter unterhalten wird/ gleichwie die Bewe- gung der Nerven durch den animaliſchen Geiſt geſchichet. 6. Phil. Was ſeyn eigendlich die vornehmſten Theile des Leibes? Pſych. Wie geſagt/ ſo beſtehet der Leib von einer groben/ irdiſchen/ greiflichen Materie/ und von ei- ner ſubtilen/ feuchten/ warmen Subſtantz/ ſo die Philo-

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Zitationshilfe: Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/60>, abgerufen am 27.04.2024.