Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

Bild:
<< vorherige Seite
Psychosophia.

Divortium oder Ehescheidung ist entweder
gar von einander/ daß beyderley wieder heurathen
mögen/ oder nur zu Tisch und Bett/ entstehet
her aus gantz ungleichen Sitten/ Feindseligkeit/
bösem Leben/ Hurerey und Ehebruch. Nun ist
noch eine redliche und natürliche Ursach der
formalen Ehescheidung/ nemlich/ wann ein Theil
untüchtig ist/ und die eheliche Pflicht nie vollzo-
gen hat/ allwo ich mich dann verwundert/ wann
die Untüchtigkeit eines Mannes eine Ur-
sach ist eines fomalen divortii (gestaltsam denn
ex hoc capite, der Pabst zugelassen/ daß Don
Petro
seinem leiblichen Bruder Alphonso, Kö-
nig in Portugall/ nicht allein das Königreich/
sondern auch das Weib zur Gemahlin wegge-
nommen) warumb nicht auch eine notoria ste-
rilitas
oder impedimentum conceptionis bey den
Frauen/ eine rechtmässige Ursach eines formal
divortii
seyn kan/ dann Kinder-zeugen ist das
End und Ziel des Manns und der Heurath/ und
fällt einem Mann sehr hart/ daß sein gantzes Ge-
schlecht derentwegen zu grund gehen muß/ daß
er das Unglück gehabt/ eine unfruchtbare Frau
bekommen/ und nun sein Leben vergeblich mit
ihr zubringen muß. Könige/ Fürsten und Her-
ren/ woran Land und Leuten gelegen/ und welcher
Cassaden/ ja gantze Familien dieses Puncts hal-
ben periclitiren/ und dardurch ihr Land in äus-

serste
Pſychoſophia.

Divortium oder Eheſcheidung iſt entweder
gar von einander/ daß beyderley wieder heurathen
moͤgen/ oder nur zu Tiſch und Bett/ entſtehet
her aus gantz ungleichen Sitten/ Feindſeligkeit/
boͤſem Leben/ Hurerey und Ehebruch. Nun iſt
noch eine redliche und natuͤrliche Urſach der
formalen Eheſcheidung/ nemlich/ wann ein Theil
untuͤchtig iſt/ und die eheliche Pflicht nie vollzo-
gen hat/ allwo ich mich dann verwundert/ wañ
die Untuͤchtigkeit eines Mannes eine Ur-
ſach iſt eines fomalen divortii (geſtaltſam denn
ex hoc capite, der Pabſt zugelaſſen/ daß Don
Petro
ſeinem leiblichen Bruder Alphonſo, Koͤ-
nig in Portugall/ nicht allein das Koͤnigreich/
ſondern auch das Weib zur Gemahlin wegge-
nommen) warumb nicht auch eine notoria ſte-
rilitas
oder impedimentum conceptionis bey den
Frauen/ eine rechtmaͤſſige Urſach eines formal
divortii
ſeyn kan/ dann Kinder-zeugen iſt das
End und Ziel des Manns und der Heurath/ und
faͤllt einem Mann ſehr hart/ daß ſein gantzes Ge-
ſchlecht derentwegen zu grund gehen muß/ daß
er das Ungluͤck gehabt/ eine unfruchtbare Frau
bekommen/ und nun ſein Leben vergeblich mit
ihr zubringen muß. Koͤnige/ Fuͤrſten und Her-
ꝛen/ woran Land und Leuten gelegen/ und welcher
Caſſaden/ ja gantze Familien dieſes Puncts hal-
ben periclitiren/ und dardurch ihr Land in aͤuſ-

ſerſte
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0326" n="268"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#aq">P&#x017F;ycho&#x017F;ophia.</hi> </fw><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Divortium</hi> oder Ehe&#x017F;cheidung i&#x017F;t entweder<lb/>
gar von einander/ daß beyderley wieder heurathen<lb/>
mo&#x0364;gen/ oder nur zu Ti&#x017F;ch und Bett/ ent&#x017F;tehet<lb/>
her aus gantz ungleichen Sitten/ Feind&#x017F;eligkeit/<lb/>
bo&#x0364;&#x017F;em Leben/ Hurerey und Ehebruch. Nun i&#x017F;t<lb/>
noch eine redliche und natu&#x0364;rliche <hi rendition="#fr">U</hi>r&#x017F;ach der<lb/>
formalen Ehe&#x017F;cheidung/ nemlich/ wann ein Theil<lb/>
untu&#x0364;chtig i&#x017F;t/ und die eheliche Pflicht nie vollzo-<lb/>
gen hat/ allwo ich mich dann verwundert/ wan&#x0303;<lb/>
die <hi rendition="#fr">Untu&#x0364;chtigkeit</hi> eines Mannes eine <hi rendition="#fr">U</hi>r-<lb/>
&#x017F;ach i&#x017F;t eines <hi rendition="#aq">fomal</hi>en <hi rendition="#aq">divortii</hi> (ge&#x017F;talt&#x017F;am denn<lb/><hi rendition="#aq">ex hoc capite,</hi> der Pab&#x017F;t zugela&#x017F;&#x017F;en/ daß <hi rendition="#aq">Don<lb/>
Petro</hi> &#x017F;einem leiblichen Bruder <hi rendition="#aq">Alphon&#x017F;o,</hi> Ko&#x0364;-<lb/>
nig in Portugall/ nicht allein das Ko&#x0364;nigreich/<lb/>
&#x017F;ondern auch das Weib zur Gemahlin wegge-<lb/>
nommen) warumb nicht auch eine <hi rendition="#aq">notoria &#x017F;te-<lb/>
rilitas</hi> oder <hi rendition="#aq">impedimentum conceptionis</hi> bey den<lb/>
Frauen/ eine rechtma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ige <hi rendition="#fr">U</hi>r&#x017F;ach eines <hi rendition="#aq">formal<lb/>
divortii</hi> &#x017F;eyn kan/ dann Kinder-zeugen i&#x017F;t das<lb/>
End und Ziel des Manns und der Heurath/ und<lb/>
fa&#x0364;llt einem Mann &#x017F;ehr hart/ daß &#x017F;ein gantzes Ge-<lb/>
&#x017F;chlecht derentwegen zu grund gehen muß/ daß<lb/>
er das <hi rendition="#fr">U</hi>nglu&#x0364;ck gehabt/ eine unfruchtbare Frau<lb/>
bekommen/ und nun &#x017F;ein Leben vergeblich mit<lb/>
ihr zubringen muß. Ko&#x0364;nige/ Fu&#x0364;r&#x017F;ten und Her-<lb/>
&#xA75B;en/ woran Land und Leuten gelegen/ und welcher<lb/><hi rendition="#aq">Ca&#x017F;&#x017F;ad</hi>en/ ja gantze <hi rendition="#aq">Famili</hi>en die&#x017F;es Puncts hal-<lb/>
ben periclitiren/ und dardurch ihr Land in a&#x0364;u&#x017F;-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;er&#x017F;te</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[268/0326] Pſychoſophia. Divortium oder Eheſcheidung iſt entweder gar von einander/ daß beyderley wieder heurathen moͤgen/ oder nur zu Tiſch und Bett/ entſtehet her aus gantz ungleichen Sitten/ Feindſeligkeit/ boͤſem Leben/ Hurerey und Ehebruch. Nun iſt noch eine redliche und natuͤrliche Urſach der formalen Eheſcheidung/ nemlich/ wann ein Theil untuͤchtig iſt/ und die eheliche Pflicht nie vollzo- gen hat/ allwo ich mich dann verwundert/ wañ die Untuͤchtigkeit eines Mannes eine Ur- ſach iſt eines fomalen divortii (geſtaltſam denn ex hoc capite, der Pabſt zugelaſſen/ daß Don Petro ſeinem leiblichen Bruder Alphonſo, Koͤ- nig in Portugall/ nicht allein das Koͤnigreich/ ſondern auch das Weib zur Gemahlin wegge- nommen) warumb nicht auch eine notoria ſte- rilitas oder impedimentum conceptionis bey den Frauen/ eine rechtmaͤſſige Urſach eines formal divortii ſeyn kan/ dann Kinder-zeugen iſt das End und Ziel des Manns und der Heurath/ und faͤllt einem Mann ſehr hart/ daß ſein gantzes Ge- ſchlecht derentwegen zu grund gehen muß/ daß er das Ungluͤck gehabt/ eine unfruchtbare Frau bekommen/ und nun ſein Leben vergeblich mit ihr zubringen muß. Koͤnige/ Fuͤrſten und Her- ꝛen/ woran Land und Leuten gelegen/ und welcher Caſſaden/ ja gantze Familien dieſes Puncts hal- ben periclitiren/ und dardurch ihr Land in aͤuſ- ſerſte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/326
Zitationshilfe: Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/326>, abgerufen am 22.11.2024.