Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

Bild:
<< vorherige Seite

Psychosophia.
edler liquor diesen Landen bekandt worden/ wo-
durch der ungesunde und stinekende Brande-
wein ohn gezweiffelt abgeschafft/ auch die rauhe/
angreiffende/ hitzige/ schwefflichte Geträncke in
Abgang kommen werden. Die Beschreibung die-
ses Getrancks ist folgende:

Dieser Tranck/ oder Wein/ wird von Zucker
gemacht/ allwo die Materi und Form oder Art
der Würckung zu betrachten.

Die Materi oder Substantz anbelangend/ so
ist selbiger Zucker/ der edelste und süsseste Safft
der Erden/ von dem hitzigen Sonnenstrahl dige-
rirt/ und außgekocht/ derentwegen eine edele bal-
samische Substantz der Substantz des mensch-
lichen Geblüts zum nechsten verwandt/ dann in-
spissiret
Blut brennet im Feur hinweg wie Zu-
cker/ darumb ist auch der Zucker ein solches neh-
rendes/ heilsames/ und der menschlichen Natur
angenehmes Wesen/ dannenhero in denen Apo-
theken/ sowol die hitzige als kühlende Säffte/
alle mit Zucker eingemacht werden. Es ist der
Zucker eine sehr nahrhaffte Substantz/ welche
sich leicht in Blut verwandelt/ sie heilet innerlich/
machet dünn/ laxirt und stillet alle scharffe Flüsse/
und Corrosionem/ derentwegen sehr gut wider
den Stein/ Lungehsucht/ Wasser sucht/ und viel
andere Zustände; aber die Form des Zuckers/
welchen ich einen candensirten Most zu nennen

pflege/

Pſychoſophia.
edler liquor dieſen Landen bekandt worden/ wo-
durch der ungeſunde und ſtinekende Brande-
wein ohn gezweiffelt abgeſchafft/ auch die rauhe/
angreiffende/ hitzige/ ſchwefflichte Getraͤncke in
Abgang kommen werden. Die Beſchreibung die-
ſes Getrancks iſt folgende:

Dieſer Tranck/ oder Wein/ wird von Zucker
gemacht/ allwo die Materi und Form oder Art
der Wuͤrckung zu betrachten.

Die Materi oder Subſtantz anbelangend/ ſo
iſt ſelbiger Zucker/ der edelſte und ſuͤſſeſte Safft
der Erden/ von dem hitzigen Sonnenſtrahl dige-
rirt/ und außgekocht/ derentwegen eine edele bal-
ſamiſche Subſtantz der Subſtantz des menſch-
lichen Gebluͤts zum nechſten verwandt/ dann in-
ſpiſſiret
Blut breñet im Feur hinweg wie Zu-
cker/ darumb iſt auch der Zucker ein ſolches neh-
rendes/ heilſames/ und der menſchlichen Natur
angenehmes Weſen/ dannenhero in denen Apo-
theken/ ſowol die hitzige als kuͤhlende Saͤffte/
alle mit Zucker eingemacht werden. Es iſt der
Zucker eine ſehr nahrhaffte Subſtantz/ welche
ſich leicht in Blut verwandelt/ ſie heilet iñerlich/
machet duͤnn/ laxirt und ſtillet alle ſcharffe Fluͤſſe/
und Corꝛoſionem/ derentwegen ſehr gut wider
den Stein/ Lungehſucht/ Waſſer ſucht/ und viel
andere Zuſtaͤnde; aber die Form des Zuckers/
welchen ich einen candenſirten Moſt zu nennen

pflege/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0304" n="246"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">P&#x017F;ycho&#x017F;ophia.</hi></fw><lb/>
edler <hi rendition="#aq">liquor</hi> die&#x017F;en Landen bekandt worden/ wo-<lb/>
durch der unge&#x017F;unde und &#x017F;tinekende Brande-<lb/>
wein ohn gezweiffelt abge&#x017F;chafft/ auch die rauhe/<lb/>
angreiffende/ hitzige/ &#x017F;chwefflichte Getra&#x0364;ncke in<lb/>
Abgang kommen werden. Die Be&#x017F;chreibung die-<lb/>
&#x017F;es Getrancks i&#x017F;t folgende:</p><lb/>
            <p>Die&#x017F;er Tranck/ oder Wein/ wird von Zucker<lb/>
gemacht/ allwo die Materi und Form oder Art<lb/>
der Wu&#x0364;rckung zu betrachten.</p><lb/>
            <p>Die Materi oder Sub&#x017F;tantz anbelangend/ &#x017F;o<lb/>
i&#x017F;t &#x017F;elbiger Zucker/ der edel&#x017F;te und &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;te Safft<lb/>
der Erden/ von dem hitzigen Sonnen&#x017F;trahl dige-<lb/>
rirt/ und außgekocht/ derentwegen eine edele bal-<lb/>
&#x017F;ami&#x017F;che Sub&#x017F;tantz der Sub&#x017F;tantz des men&#x017F;ch-<lb/>
lichen Geblu&#x0364;ts zum nech&#x017F;ten verwandt/ dann <hi rendition="#aq">in-<lb/>
&#x017F;pi&#x017F;&#x017F;iret</hi> Blut bren&#x0303;et im Feur hinweg wie Zu-<lb/>
cker/ darumb i&#x017F;t auch der Zucker ein &#x017F;olches neh-<lb/>
rendes/ heil&#x017F;ames/ und der men&#x017F;chlichen Natur<lb/>
angenehmes We&#x017F;en/ dannenhero in denen Apo-<lb/>
theken/ &#x017F;owol die hitzige als ku&#x0364;hlende Sa&#x0364;ffte/<lb/>
alle mit Zucker eingemacht werden. Es i&#x017F;t der<lb/>
Zucker eine &#x017F;ehr nahrhaffte Sub&#x017F;tantz/ welche<lb/>
&#x017F;ich leicht in Blut verwandelt/ &#x017F;ie heilet in&#x0303;erlich/<lb/>
machet du&#x0364;nn/ laxirt und &#x017F;tillet alle &#x017F;charffe Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/<lb/>
und Cor&#xA75B;o&#x017F;ionem/ derentwegen &#x017F;ehr gut wider<lb/>
den Stein/ Lungeh&#x017F;ucht/ Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ucht/ und viel<lb/>
andere Zu&#x017F;ta&#x0364;nde; aber die Form des Zuckers/<lb/>
welchen ich einen canden&#x017F;irten Mo&#x017F;t zu nennen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">pflege/</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[246/0304] Pſychoſophia. edler liquor dieſen Landen bekandt worden/ wo- durch der ungeſunde und ſtinekende Brande- wein ohn gezweiffelt abgeſchafft/ auch die rauhe/ angreiffende/ hitzige/ ſchwefflichte Getraͤncke in Abgang kommen werden. Die Beſchreibung die- ſes Getrancks iſt folgende: Dieſer Tranck/ oder Wein/ wird von Zucker gemacht/ allwo die Materi und Form oder Art der Wuͤrckung zu betrachten. Die Materi oder Subſtantz anbelangend/ ſo iſt ſelbiger Zucker/ der edelſte und ſuͤſſeſte Safft der Erden/ von dem hitzigen Sonnenſtrahl dige- rirt/ und außgekocht/ derentwegen eine edele bal- ſamiſche Subſtantz der Subſtantz des menſch- lichen Gebluͤts zum nechſten verwandt/ dann in- ſpiſſiret Blut breñet im Feur hinweg wie Zu- cker/ darumb iſt auch der Zucker ein ſolches neh- rendes/ heilſames/ und der menſchlichen Natur angenehmes Weſen/ dannenhero in denen Apo- theken/ ſowol die hitzige als kuͤhlende Saͤffte/ alle mit Zucker eingemacht werden. Es iſt der Zucker eine ſehr nahrhaffte Subſtantz/ welche ſich leicht in Blut verwandelt/ ſie heilet iñerlich/ machet duͤnn/ laxirt und ſtillet alle ſcharffe Fluͤſſe/ und Corꝛoſionem/ derentwegen ſehr gut wider den Stein/ Lungehſucht/ Waſſer ſucht/ und viel andere Zuſtaͤnde; aber die Form des Zuckers/ welchen ich einen candenſirten Moſt zu nennen pflege/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/304
Zitationshilfe: Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/304>, abgerufen am 08.05.2024.