Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Vorrede.

höre/ solches auch nicht vor die Ge-
lehrte/ sondern vor meines gleichen/
und zu meinem eigenen Unterricht
auffgeschrieben habe/ der nun einen
nähern und bessern Weg weiß/ der
theile mir solchen mit/ ich wil gern fol-
gen. Doch muß ich noch dieses zu des
Lesers Sicherheit melden/ daß was ich
hierinn schreibe/ wahr und von mir selb-
sten also befunden sey/ darff er sich also
kecklich drauff verlassen/ dann ich/ in-
deme ich dem Schulgeschwätz hiemit
abdancke/ redlich gehandelt/ nichts
verhalten noch verschwiegen habe/
wie es der Leser auch in der That also
befinden wird. Und was solte ich vor
Ursachen haben/ für nichts/ noch für
Geld/ noch Ehr/ zu lügen und andere
Leute irre zu machen/ ein jeder aber/
wann er dieses lieset/ wird in seiner
Seelen und Verstand schon finden/ wie
weit er getroffen sey/ dann es ist eine
schwehre Materi/ dieweil indeme die
Seele solches lieset/ sie stetigs auff sich
selbst schauet/ und mit ihr selbsten um-
gehet/ so nicht je dermans Thun ist und
entweder durch lange Gewonheit von
Jugend auff/ oder im Alter nach vie-

lerhand

Vorrede.

hoͤre/ ſolches auch nicht vor die Ge-
lehrte/ ſondern vor meines gleichen/
und zu meinem eigenen Unterricht
auffgeſchrieben habe/ der nun einen
naͤhern und beſſern Weg weiß/ der
theile mir ſolchen mit/ ich wil gern fol-
gen. Doch muß ich noch dieſes zu des
Leſers Sicherheit melden/ daß was ich
hieriñ ſchreibe/ wahr und von mir ſelb-
ſten alſo befunden ſey/ darff er ſich alſo
kecklich drauff verlaſſen/ dann ich/ in-
deme ich dem Schulgeſchwaͤtz hiemit
abdancke/ redlich gehandelt/ nichts
verhalten noch verſchwiegen habe/
wie es der Leſer auch in der That alſo
befinden wird. Und was ſolte ich vor
Urſachen haben/ fuͤr nichts/ noch fuͤr
Geld/ noch Ehr/ zu luͤgen und andere
Leute irre zu machen/ ein jeder aber/
wann er dieſes lieſet/ wird in ſeiner
Seelen und Verſtand ſchon finden/ wie
weit er getroffen ſey/ dann es iſt eine
ſchwehre Materi/ dieweil indeme die
Seele ſolches lieſet/ ſie ſtetigs auff ſich
ſelbſt ſchauet/ und mit ihr ſelbſten um-
gehet/ ſo nicht je dermans Thun iſt und
entweder durch lange Gewonheit von
Jugend auff/ oder im Alter nach vie-

lerhand

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="preface" n="1">
        <p>
          <pb facs="#f0028"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vorrede.</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#fr">ho&#x0364;re/ &#x017F;olches auch nicht vor die Ge-<lb/>
lehrte/ &#x017F;ondern vor meines gleichen/<lb/>
und zu meinem eigenen Unterricht<lb/>
auffge&#x017F;chrieben habe/ der nun einen<lb/>
na&#x0364;hern und be&#x017F;&#x017F;ern Weg weiß/ der<lb/>
theile mir &#x017F;olchen mit/ ich wil gern fol-<lb/>
gen. Doch muß ich noch die&#x017F;es zu des<lb/>
Le&#x017F;ers Sicherheit melden/ daß was ich<lb/>
hierin&#x0303; &#x017F;chreibe/ wahr und von mir &#x017F;elb-<lb/>
&#x017F;ten al&#x017F;o befunden &#x017F;ey/ darff er &#x017F;ich al&#x017F;o<lb/>
kecklich drauff verla&#x017F;&#x017F;en/ dann ich/ in-<lb/>
deme ich dem Schulge&#x017F;chwa&#x0364;tz hiemit<lb/>
abdancke/ redlich gehandelt/ nichts<lb/>
verhalten noch ver&#x017F;chwiegen habe/<lb/>
wie es der Le&#x017F;er auch in der That al&#x017F;o<lb/>
befinden wird. Und was &#x017F;olte ich vor<lb/>
Ur&#x017F;achen haben/ fu&#x0364;r nichts/ noch fu&#x0364;r<lb/>
Geld/ noch Ehr/ zu lu&#x0364;gen und andere<lb/>
Leute irre zu machen/ ein jeder aber/<lb/>
wann er die&#x017F;es lie&#x017F;et/ wird in &#x017F;einer<lb/>
Seelen und Ver&#x017F;tand &#x017F;chon finden/ wie<lb/>
weit er getroffen &#x017F;ey/ dann es i&#x017F;t eine<lb/>
&#x017F;chwehre Materi/ dieweil indeme die<lb/>
Seele &#x017F;olches lie&#x017F;et/ &#x017F;ie &#x017F;tetigs auff &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;chauet/ und mit ihr &#x017F;elb&#x017F;ten um-<lb/>
gehet/ &#x017F;o nicht je dermans Thun i&#x017F;t und<lb/>
entweder durch lange Gewonheit von<lb/>
Jugend auff/ oder im Alter nach vie-</hi><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">lerhand</hi> </fw><lb/>
        </p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[0028] Vorrede. hoͤre/ ſolches auch nicht vor die Ge- lehrte/ ſondern vor meines gleichen/ und zu meinem eigenen Unterricht auffgeſchrieben habe/ der nun einen naͤhern und beſſern Weg weiß/ der theile mir ſolchen mit/ ich wil gern fol- gen. Doch muß ich noch dieſes zu des Leſers Sicherheit melden/ daß was ich hieriñ ſchreibe/ wahr und von mir ſelb- ſten alſo befunden ſey/ darff er ſich alſo kecklich drauff verlaſſen/ dann ich/ in- deme ich dem Schulgeſchwaͤtz hiemit abdancke/ redlich gehandelt/ nichts verhalten noch verſchwiegen habe/ wie es der Leſer auch in der That alſo befinden wird. Und was ſolte ich vor Urſachen haben/ fuͤr nichts/ noch fuͤr Geld/ noch Ehr/ zu luͤgen und andere Leute irre zu machen/ ein jeder aber/ wann er dieſes lieſet/ wird in ſeiner Seelen und Verſtand ſchon finden/ wie weit er getroffen ſey/ dann es iſt eine ſchwehre Materi/ dieweil indeme die Seele ſolches lieſet/ ſie ſtetigs auff ſich ſelbſt ſchauet/ und mit ihr ſelbſten um- gehet/ ſo nicht je dermans Thun iſt und entweder durch lange Gewonheit von Jugend auff/ oder im Alter nach vie- lerhand

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/28
Zitationshilfe:	Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/28>, abgerufen am 19.04.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.