Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

Bild:
<< vorherige Seite

Seelen-Weißheit.
Wann man Blut trocknet und auffs Feuer
wirfft/ so brennt es wie Fett/ und eben das thut
auch der Zucker; weiter wann man Blut destillirt/
so bekommt man ein flüchtiges Saltz/ wie ein ge-
froren Eyß/ eben und noch in viel grösserer Men-
ge thut solches das Hirschblut/ wie dann auch be-
kandt/ daß die Hirsch sehr lang leben. Was sa-
gen nun Aristoteles und Calenus, oder die heu-
tige Aristotelisten und Galenisten hierzu/ sie ver-
stehen mich nicht/ würden sonsten leichtlich aus
oberzehltem eine Medicin finden/ welche das
menschliche Geblüth zu erhalten bequemer/ als
alle heutige Apothecken seyn/ weil sie aber die drey
Chymische principia, Saltz/ Sulphur und Mer-
curium verachten/ so mögen sie auch mit ihrer pri-
ma materia,
so ein non-ens Metaphysicum ist/
sich curiren; wem aber mit Realitäten und War-
heit bedient ist/ der lese in meinem Oedipo
Chymico
den dritten Titul de principiis quali-
tatis,
und den zweyten paragraphum, und sey
versichert/ daß alles/ was resinos, oleos ist/
und ein salvolatile hat/ zur Erhaltung des Bluts
diene.

Fünfftens/ muß man auch Achtung geben/
was man in den menschlichen Leib einnimmt/
das seynd nun entweder ordinar oder ertraordi-
nar Sachen/ die ordinar sind Speiß und Tranck/
die extraordinar sind Medicinen/ entweder in

trucke-
J iiij

Seelen-Weißheit.
Wann man Blut trocknet und auffs Feuer
wirfft/ ſo brennt es wie Fett/ und eben das thut
auch der Zucker; weiter wann man Blut deſtillirt/
ſo bekommt man ein fluͤchtiges Saltz/ wie ein ge-
froren Eyß/ eben und noch in viel groͤſſerer Men-
ge thut ſolches das Hirſchblut/ wie dann auch be-
kandt/ daß die Hirſch ſehr lang leben. Was ſa-
gen nun Ariſtoteles und Calenus, oder die heu-
tige Ariſtoteliſten und Galeniſten hierzu/ ſie ver-
ſtehen mich nicht/ wuͤrden ſonſten leichtlich aus
oberzehltem eine Medicin finden/ welche das
menſchliche Gebluͤth zu erhalten bequemer/ als
alle heutige Apothecken ſeyn/ weil ſie aber die drey
Chymiſche principia, Saltz/ Sulphur und Mer-
curium verachten/ ſo moͤgen ſie auch mit ihrer pri-
ma materia,
ſo ein non-ens Metaphyſicum iſt/
ſich curiren; wem aber mit Realitaͤten und War-
heit bedient iſt/ der leſe in meinem Oedipo
Chymico
den dritten Titul de principiis quali-
tatis,
und den zweyten paragraphum, und ſey
verſichert/ daß alles/ was reſinôs, oleôs iſt/
und ein ſalvolatile hat/ zur Erhaltung des Bluts
diene.

Fuͤnfftens/ muß man auch Achtung geben/
was man in den menſchlichen Leib einnimmt/
das ſeynd nun entweder ordinar oder ertraordi-
nar Sachen/ die ordinar ſind Speiß und Tranck/
die extraordinar ſind Medicinen/ entweder in

trucke-
J iiij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0257" n="199"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Seelen-Weißheit.</hi></fw><lb/>
Wann man Blut trocknet und auffs Feuer<lb/>
wirfft/ &#x017F;o brennt es wie Fett/ und eben das thut<lb/>
auch der Zucker; weiter wann man Blut de&#x017F;tillirt/<lb/>
&#x017F;o bekommt man ein flu&#x0364;chtiges Saltz/ wie ein ge-<lb/>
froren Eyß/ eben und noch in viel gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erer Men-<lb/>
ge thut &#x017F;olches das Hir&#x017F;chblut/ wie dann auch be-<lb/>
kandt/ daß die Hir&#x017F;ch &#x017F;ehr lang leben. Was &#x017F;a-<lb/>
gen nun <hi rendition="#aq">Ari&#x017F;toteles</hi> und <hi rendition="#aq">Calenus,</hi> oder die heu-<lb/>
tige Ari&#x017F;toteli&#x017F;ten und Galeni&#x017F;ten hierzu/ &#x017F;ie ver-<lb/>
&#x017F;tehen mich nicht/ wu&#x0364;rden &#x017F;on&#x017F;ten leichtlich aus<lb/>
oberzehltem eine Medicin finden/ welche das<lb/>
men&#x017F;chliche Geblu&#x0364;th zu erhalten bequemer/ als<lb/>
alle heutige Apothecken &#x017F;eyn/ weil &#x017F;ie aber die drey<lb/>
Chymi&#x017F;che <hi rendition="#aq">principia,</hi> Saltz/ Sulphur und Mer-<lb/>
curium verachten/ &#x017F;o mo&#x0364;gen &#x017F;ie auch mit ihrer <hi rendition="#aq">pri-<lb/>
ma materia,</hi> &#x017F;o ein <hi rendition="#aq">non-ens Metaphy&#x017F;icum</hi> i&#x017F;t/<lb/>
&#x017F;ich curiren; wem aber mit Realita&#x0364;ten und War-<lb/>
heit bedient i&#x017F;t/ der le&#x017F;e in meinem <hi rendition="#aq">Oedipo<lb/>
Chymico</hi> den dritten Titul <hi rendition="#aq">de principiis quali-<lb/>
tatis,</hi> und den zweyten <hi rendition="#aq">paragraphum,</hi> und &#x017F;ey<lb/>
ver&#x017F;ichert/ daß alles/ was <hi rendition="#aq">re&#x017F;inôs, oleôs</hi> i&#x017F;t/<lb/>
und ein <hi rendition="#aq">&#x017F;alvolatile</hi> hat/ zur Erhaltung des Bluts<lb/>
diene.</p><lb/>
            <p>Fu&#x0364;nfftens/ muß man auch Achtung geben/<lb/>
was man in den men&#x017F;chlichen Leib einnimmt/<lb/>
das &#x017F;eynd nun entweder ordinar oder ertraordi-<lb/>
nar Sachen/ die ordinar &#x017F;ind Speiß und Tranck/<lb/>
die extraordinar &#x017F;ind Medicinen/ entweder in<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J iiij</fw><fw place="bottom" type="catch">trucke-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[199/0257] Seelen-Weißheit. Wann man Blut trocknet und auffs Feuer wirfft/ ſo brennt es wie Fett/ und eben das thut auch der Zucker; weiter wann man Blut deſtillirt/ ſo bekommt man ein fluͤchtiges Saltz/ wie ein ge- froren Eyß/ eben und noch in viel groͤſſerer Men- ge thut ſolches das Hirſchblut/ wie dann auch be- kandt/ daß die Hirſch ſehr lang leben. Was ſa- gen nun Ariſtoteles und Calenus, oder die heu- tige Ariſtoteliſten und Galeniſten hierzu/ ſie ver- ſtehen mich nicht/ wuͤrden ſonſten leichtlich aus oberzehltem eine Medicin finden/ welche das menſchliche Gebluͤth zu erhalten bequemer/ als alle heutige Apothecken ſeyn/ weil ſie aber die drey Chymiſche principia, Saltz/ Sulphur und Mer- curium verachten/ ſo moͤgen ſie auch mit ihrer pri- ma materia, ſo ein non-ens Metaphyſicum iſt/ ſich curiren; wem aber mit Realitaͤten und War- heit bedient iſt/ der leſe in meinem Oedipo Chymico den dritten Titul de principiis quali- tatis, und den zweyten paragraphum, und ſey verſichert/ daß alles/ was reſinôs, oleôs iſt/ und ein ſalvolatile hat/ zur Erhaltung des Bluts diene. Fuͤnfftens/ muß man auch Achtung geben/ was man in den menſchlichen Leib einnimmt/ das ſeynd nun entweder ordinar oder ertraordi- nar Sachen/ die ordinar ſind Speiß und Tranck/ die extraordinar ſind Medicinen/ entweder in trucke- J iiij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/257
Zitationshilfe: Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/257>, abgerufen am 25.11.2024.