Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Psychosophia.

Psych. Durchs Gold machen sich ernehren/ ist
eine extraordinar Manier von Nahrung/ nem-
lich zur Lebens-Unterhaltung zu gelangen/ und
doch von dem Nechsten nicht dependiren wollen/
das ist/ eine Nahrung führen/ wormit dem Nech-
sten nichts gedient ist; Wann nun andere Leute
auch also leben wolten/ und alle Gold machen kön-
ten/ wer wolte Schuhe machen/ Brod backen/
Fleisch aushauen. Seynd also vorige sieben Ar-
ten von Nahrung/ ordinar/ redlicher und besser/
als die extraordinar Manier des Goldmachens/
derentwegen auch GOtt so wenig Seegen dar-
zu gibt/ und weisets die Erfahrenheit/ daß vorneh-
me ehrliche Leut/ welche gute Nahrung hatten/ sich
und ihrem Neben-Menschen zur Kost reichlich
helffen könten/ dennoch ander Göttlichen Vorse-
hung zu zweiffeln angefangen/ auf das extraor-
dinari Mittel des Goldmachens gefallen/ ihre
Profession und Beruff verlassen/ das Geld ver-
than/ zu Bettlern worden/ und neben dem Scha-
den die Schand noch darzu gehabt. Es hats
auch die Erfahrung gewiesen/ daß einige/ welche
diese Kunst bekommen und erhalten/ ihren Vor-
satz und Versprechen gar nicht gehalten/ in der still
zu sitzen/ und ihrem Nechsten zu dienen/ sondern
sie haben im Fraaß/ Sauff- und Huren-Leben ihre
Zeit zugebracht/ und die Kunst zu ihrem Untergang
und des Nechsten Aergernüß angewendet. Es ist

auch

Pſychoſophia.

Pſych. Durchs Gold machen ſich ernehren/ iſt
eine extraordinar Manier von Nahrung/ nem-
lich zur Lebens-Unterhaltung zu gelangen/ und
doch von dem Nechſten nicht dependiren wollen/
das iſt/ eine Nahrung fuͤhren/ wormit dem Nech-
ſten nichts gedient iſt; Wann nun andere Leute
auch alſo leben wolten/ und alle Gold machen koͤn-
ten/ wer wolte Schuhe machen/ Brod backen/
Fleiſch aushauen. Seynd alſo vorige ſieben Ar-
ten von Nahrung/ ordinar/ redlicher und beſſer/
als die extraordinar Manier des Goldmachens/
derentwegen auch GOtt ſo wenig Seegen dar-
zu gibt/ und weiſets die Erfahrenheit/ daß vorneh-
me ehrliche Leut/ welche gute Nahrung hatten/ ſich
und ihrem Neben-Menſchen zur Koſt reichlich
helffen koͤnten/ dennoch ander Goͤttlichen Vorſe-
hung zu zweiffeln angefangen/ auf das extraor-
dinari Mittel des Goldmachens gefallen/ ihre
Profeſſion und Beruff verlaſſen/ das Geld ver-
than/ zu Bettlern worden/ und neben dem Scha-
den die Schand noch darzu gehabt. Es hats
auch die Erfahrung gewieſen/ daß einige/ welche
dieſe Kunſt bekommen und erhalten/ ihren Vor-
ſatz und Verſprechen gar nicht gehalten/ in der ſtill
zu ſitzen/ und ihrem Nechſten zu dienen/ ſondern
ſie haben im Fraaß/ Sauff- und Huren-Leben ihre
Zeit zugebracht/ uñ die Kunſt zu ihrem Untergang
und des Nechſten Aergernuͤß angewendet. Es iſt

auch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0184" n="126"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#aq">P&#x017F;ycho&#x017F;ophia.</hi> </fw><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">P&#x017F;ych.</hi> Durchs Gold machen &#x017F;ich ernehren/ i&#x017F;t<lb/>
eine extraordinar Manier von Nahrung/ nem-<lb/>
lich zur Lebens-<hi rendition="#fr">U</hi>nterhaltung zu gelangen/ und<lb/>
doch von dem Nech&#x017F;ten nicht <hi rendition="#aq">dependi</hi>ren wollen/<lb/>
das i&#x017F;t/ eine Nahrung fu&#x0364;hren/ wormit dem Nech-<lb/>
&#x017F;ten nichts gedient i&#x017F;t; Wann nun andere Leute<lb/>
auch al&#x017F;o leben wolten/ und alle Gold machen ko&#x0364;n-<lb/>
ten/ wer wolte Schuhe machen/ Brod backen/<lb/>
Flei&#x017F;ch aushauen. Seynd al&#x017F;o vorige &#x017F;ieben Ar-<lb/>
ten von Nahrung/ ordinar/ redlicher und be&#x017F;&#x017F;er/<lb/>
als die extraordinar Manier des Goldmachens/<lb/>
derentwegen auch GOtt &#x017F;o wenig Seegen dar-<lb/>
zu gibt/ und wei&#x017F;ets die Erfahrenheit/ daß vorneh-<lb/>
me ehrliche Leut/ welche gute Nahrung hatten/ &#x017F;ich<lb/>
und ihrem Neben-Men&#x017F;chen zur Ko&#x017F;t reichlich<lb/>
helffen ko&#x0364;nten/ dennoch ander Go&#x0364;ttlichen Vor&#x017F;e-<lb/>
hung zu zweiffeln angefangen/ auf das extraor-<lb/>
dinari Mittel des Goldmachens gefallen/ ihre<lb/>
Profe&#x017F;&#x017F;ion und Beruff verla&#x017F;&#x017F;en/ das Geld ver-<lb/>
than/ zu Bettlern worden/ und neben dem Scha-<lb/>
den die Schand noch darzu gehabt. Es hats<lb/>
auch die Erfahrung gewie&#x017F;en/ daß einige/ welche<lb/>
die&#x017F;e Kun&#x017F;t bekommen und erhalten/ ihren Vor-<lb/>
&#x017F;atz und Ver&#x017F;prechen gar nicht gehalten/ in der &#x017F;till<lb/>
zu &#x017F;itzen/ und ihrem Nech&#x017F;ten zu dienen/ &#x017F;ondern<lb/>
&#x017F;ie haben im Fraaß/ Sauff- und Huren-Leben ihre<lb/>
Zeit zugebracht/ un&#x0303; die Kun&#x017F;t zu ihrem <hi rendition="#fr">U</hi>ntergang<lb/>
und des Nech&#x017F;ten Aergernu&#x0364;ß angewendet. Es i&#x017F;t<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">auch</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[126/0184] Pſychoſophia. Pſych. Durchs Gold machen ſich ernehren/ iſt eine extraordinar Manier von Nahrung/ nem- lich zur Lebens-Unterhaltung zu gelangen/ und doch von dem Nechſten nicht dependiren wollen/ das iſt/ eine Nahrung fuͤhren/ wormit dem Nech- ſten nichts gedient iſt; Wann nun andere Leute auch alſo leben wolten/ und alle Gold machen koͤn- ten/ wer wolte Schuhe machen/ Brod backen/ Fleiſch aushauen. Seynd alſo vorige ſieben Ar- ten von Nahrung/ ordinar/ redlicher und beſſer/ als die extraordinar Manier des Goldmachens/ derentwegen auch GOtt ſo wenig Seegen dar- zu gibt/ und weiſets die Erfahrenheit/ daß vorneh- me ehrliche Leut/ welche gute Nahrung hatten/ ſich und ihrem Neben-Menſchen zur Koſt reichlich helffen koͤnten/ dennoch ander Goͤttlichen Vorſe- hung zu zweiffeln angefangen/ auf das extraor- dinari Mittel des Goldmachens gefallen/ ihre Profeſſion und Beruff verlaſſen/ das Geld ver- than/ zu Bettlern worden/ und neben dem Scha- den die Schand noch darzu gehabt. Es hats auch die Erfahrung gewieſen/ daß einige/ welche dieſe Kunſt bekommen und erhalten/ ihren Vor- ſatz und Verſprechen gar nicht gehalten/ in der ſtill zu ſitzen/ und ihrem Nechſten zu dienen/ ſondern ſie haben im Fraaß/ Sauff- und Huren-Leben ihre Zeit zugebracht/ uñ die Kunſt zu ihrem Untergang und des Nechſten Aergernuͤß angewendet. Es iſt auch

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/184
Zitationshilfe:	Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/184>, abgerufen am 25.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.