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Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

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Vorrede.
da doch klar und unstreitbar ist/ daß
ohne den Verstand nichts angefangen/
noch begriffen werden kan. Uber die-
ses unterscheiden solche Leute nicht
unter Verstand und Vernunfft; in
geistlichen Sachen/ wollen sie die Ver-
nunfft gefangen nehmen/ und unter-
drucken darbey gantz ihren Verstand/
ohne welchen alles in Finsternüß ist/
andere wollen den Verstand erleuch-
ten/ und unterrichten doch durch ihr
Schulgeschwätz allein anders nichts
als die Vernunfft/ einige wollen alles
durch Offenbahrung und durch das
Gebet wissen/ nicht gedenckend;
Qui
orationis emolumentum ex veri & falsi notio-
ne metiuntur; omnino sibi imponunt, quia
multa discere in oratione & nihil operari, ma-
gna diaboli deceptio est:
Das ist: Die den
Nutzen/ nach der Kennung des wah-
ren und falschen abmessen/ die betrie-
gen sich freylich. Dann viel in dem Ge-
bet lernen/ und nichts thun/ ist eine
grosse Betrügerey des Satans. An-
dere wollen alles durch vernünfftli-
chen Schluß/ und dencken nicht/ daß
das vernünffteln dem Leib oder Fleisch
noch anhänget und etwas viehisch

sey/

Vorrede.
da doch klar und unſtreitbar iſt/ daß
ohne den Verſtand nichts angefangen/
noch begriffen werden kan. Uber die-
ſes unterſcheiden ſolche Leute nicht
unter Verſtand und Vernunfft; in
geiſtlichen Sachen/ wollen ſie die Ver-
nunfft gefangen nehmen/ und unter-
drucken darbey gantz ihren Verſtand/
ohne welchen alles in Finſternuͤß iſt/
andere wollen den Verſtand erleuch-
ten/ und unterrichten doch durch ihr
Schulgeſchwaͤtz allein anders nichts
als die Vernunfft/ einige wollen alles
durch Offenbahrung und durch das
Gebet wiſſen/ nicht gedenckend;
Qui
orationis emolumentum ex veri & falſi notio-
ne metiuntur; omnino ſibi imponunt, quia
multa diſcere in oratione & nihil operari, ma-
gna diaboli deceptio eſt:
Das iſt: Die den
Nutzen/ nach der Kennung des wah-
ren und falſchen abmeſſen/ die betrie-
gen ſich freylich. Dann viel in dem Ge-
bet lernen/ und nichts thun/ iſt eine
groſſe Betruͤgerey des Satans. An-
dere wollen alles durch vernuͤnfftli-
chen Schluß/ und dencken nicht/ daß
das vernuͤnffteln dem Leib oder Fleiſch
noch anhaͤnget und etwas viehiſch

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[0018] Vorrede. da doch klar und unſtreitbar iſt/ daß ohne den Verſtand nichts angefangen/ noch begriffen werden kan. Uber die- ſes unterſcheiden ſolche Leute nicht unter Verſtand und Vernunfft; in geiſtlichen Sachen/ wollen ſie die Ver- nunfft gefangen nehmen/ und unter- drucken darbey gantz ihren Verſtand/ ohne welchen alles in Finſternuͤß iſt/ andere wollen den Verſtand erleuch- ten/ und unterrichten doch durch ihr Schulgeſchwaͤtz allein anders nichts als die Vernunfft/ einige wollen alles durch Offenbahrung und durch das Gebet wiſſen/ nicht gedenckend; Qui orationis emolumentum ex veri & falſi notio- ne metiuntur; omnino ſibi imponunt, quia multa diſcere in oratione & nihil operari, ma- gna diaboli deceptio eſt: Das iſt: Die den Nutzen/ nach der Kennung des wah- ren und falſchen abmeſſen/ die betrie- gen ſich freylich. Dann viel in dem Ge- bet lernen/ und nichts thun/ iſt eine groſſe Betruͤgerey des Satans. An- dere wollen alles durch vernuͤnfftli- chen Schluß/ und dencken nicht/ daß das vernuͤnffteln dem Leib oder Fleiſch noch anhaͤnget und etwas viehiſch ſey/

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Zitationshilfe: Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/18>, abgerufen am 24.11.2024.