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Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

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Psychosophia.
ässet/ die man selbsten darinnen besser/ oder so gut/
haben kan/ und also den Bauren verderbet/ so ists
lauter Schaden. Daß aber die drey Stände
recht bürgerlich von einander leben können/ wird
erfordert Freyheit in Religion/ in zu- und
fuhr
der Waaren und Güter/ daß auf sie und die
Lebens-Mittel wenig/ oder keine Jmposten
geschlagen werden/ daß sich ein jeder mag ehr-
lich ernehren/
wie er kan und weiß/ und daß er
sich in Wohnung/ Kleider und Tranck möge sei-
nem Willen nach betragen/
nur daß er sein
Lassen und Thun obgemeldter allgemeiner po-
litischer Staats-Regul
nicht zum Schaden
einrichte/ nemlich nichts zur Verminderung der
Volckreichheit/ Nahrung und Gemeinschafft
thue. Solches aber ist gar leicht geschehen und
übersehen/ daß hierinnen unwissend und unver-
merckt dieses Fundament einen Stoß leidet/ zu-
malen durch die anfangs gemeldte drey Feinde/
das Mono- Poly- und Propolium. Das Mo-
nopolium
vermindert die Volckreichheit/ das
Polypolium die Nahrung/ das Propolium die
Gemeinschafft. Wann in einer Stadt/ da
hundert Schufter ehrlich leben können/ nur einer
wäre/ und die Freyheit hätte/ daß neben ihme
keine andere seyn möchten/ so wäre es ein schäd-
lich Monopolium, dann es thäte der Stadt neun
und neunzig Bürger Schaden; Hingegen/ wann

in

Pſychoſophia.
aͤſſet/ die man ſelbſten darinnen beſſer/ odeꝛ ſo gut/
haben kan/ und alſo den Bauren verderbet/ ſo iſts
lauter Schaden. Daß aber die drey Staͤnde
recht buͤrgerlich von einander leben koͤnnen/ wird
erfordert Freyheit in Religion/ in zu- und
fuhr
der Waaren und Guͤter/ daß auf ſie und die
Lebens-Mittel wenig/ oder keine Jmpoſten
geſchlagen werden/ daß ſich ein jeder mag ehr-
lich ernehren/
wie er kan und weiß/ und daß er
ſich in Wohnung/ Kleider und Tranck moͤge ſei-
nem Willen nach betragen/
nur daß er ſein
Laſſen und Thun obgemeldter allgemeiner po-
litiſcher Staats-Regul
nicht zum Schaden
einrichte/ nemlich nichts zur Verminderung der
Volckreichheit/ Nahrung und Gemeinſchafft
thue. Solches aber iſt gar leicht geſchehen und
uͤberſehen/ daß hierinnen unwiſſend und unver-
merckt dieſes Fundament einen Stoß leidet/ zu-
malen durch die anfangs gemeldte drey Feinde/
das Mono- Poly- und Propolium. Das Mo-
nopolium
vermindert die Volckreichheit/ das
Polypolium die Nahrung/ das Propolium die
Gemeinſchafft. Wann in einer Stadt/ da
hundert Schufter ehrlich leben koͤnnen/ nur einer
waͤre/ und die Freyheit haͤtte/ daß neben ihme
keine andere ſeyn moͤchten/ ſo waͤre es ein ſchaͤd-
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und neunzig Buͤrger Schaden; Hingegen/ wañ

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[106/0164] Pſychoſophia. aͤſſet/ die man ſelbſten darinnen beſſer/ odeꝛ ſo gut/ haben kan/ und alſo den Bauren verderbet/ ſo iſts lauter Schaden. Daß aber die drey Staͤnde recht buͤrgerlich von einander leben koͤnnen/ wird erfordert Freyheit in Religion/ in zu- und fuhr der Waaren und Guͤter/ daß auf ſie und die Lebens-Mittel wenig/ oder keine Jmpoſten geſchlagen werden/ daß ſich ein jeder mag ehr- lich ernehren/ wie er kan und weiß/ und daß er ſich in Wohnung/ Kleider und Tranck moͤge ſei- nem Willen nach betragen/ nur daß er ſein Laſſen und Thun obgemeldter allgemeiner po- litiſcher Staats-Regul nicht zum Schaden einrichte/ nemlich nichts zur Verminderung der Volckreichheit/ Nahrung und Gemeinſchafft thue. Solches aber iſt gar leicht geſchehen und uͤberſehen/ daß hierinnen unwiſſend und unver- merckt dieſes Fundament einen Stoß leidet/ zu- malen durch die anfangs gemeldte drey Feinde/ das Mono- Poly- und Propolium. Das Mo- nopolium vermindert die Volckreichheit/ das Polypolium die Nahrung/ das Propolium die Gemeinſchafft. Wann in einer Stadt/ da hundert Schufter ehrlich leben koͤnnen/ nur einer waͤre/ und die Freyheit haͤtte/ daß neben ihme keine andere ſeyn moͤchten/ ſo waͤre es ein ſchaͤd- lich Monopolium, dann es thaͤte der Stadt neun und neunzig Buͤrger Schaden; Hingegen/ wañ in

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Zitationshilfe: Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/164>, abgerufen am 28.04.2024.