Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].Psychosophia. locutum, & qui notus nimis omnibus ignotusmoritur sibi. Hinc nulli te facias sodalem nimis, gaudebis minus & minus dolebis, crede mihi bene qui latuit, bene vixit, & intra fortunam de- bet quisq; manere suam: Das ist/ niemand hat das Schweigen geschadet/ aber das Schwätzen viel/ und der allzu viel bekandt ist/ stirbet ihm selber unbekandt. Derowegen so mache dich mit nie- mand zu sehr gemein/ so wirst du dich weniger er- freuen/ und dich auch weniger betrüben. Glaube mir/ wer sich wol verborgen hat/ hat wol gelebet/ und muß ein jeder in seinem Stande bleiben. Das seynd die Weg darzu. Ohne Furcht und Be- dürfftigkeit aber zu seyn/ so der Beschluß dieser Abtheilung ist/ so sagt der Stoische Philosophus Seneca: Neminem timet, quem nemo timet, das ist/ der fürchtet sich für niemand/ welchen nie- mand fürchtet. Und der Chymische Philosophus Paracelsus: Qui omnia secum portat, non indi- get alieno auxilio. Das ist/ der alles mit sich trägt/ bedarff keiner andern Hülffe. 99. Phil. Wie gehets aber jetzund bißweilen in der Welt mit dieser politischen civilen Prari und Gesellschafft? Psych. Wunderlich. Jn Sachen/ die Land und Flo-
Pſychoſophia. locutum, & qui notus nimis omnibus ignotusmoritur ſibi. Hinc nulli te facias ſodalem nimis, gaudebis minus & minus dolebis, crede mihi bene qui latuit, bene vixit, & intra fortunam de- bet quisq; manere ſuam: Das iſt/ niemand hat das Schweigen geſchadet/ aber das Schwaͤtzen viel/ und der allzu viel bekandt iſt/ ſtirbet ihm ſelber unbekandt. Derowegen ſo mache dich mit nie- mand zu ſehr gemein/ ſo wirſt du dich weniger er- freuen/ und dich auch weniger betruͤben. Glaube mir/ wer ſich wol verborgen hat/ hat wol gelebet/ und muß ein jeder in ſeinem Stande bleiben. Das ſeynd die Weg darzu. Ohne Furcht und Be- duͤrfftigkeit aber zu ſeyn/ ſo der Beſchluß dieſer Abtheilung iſt/ ſo ſagt der Stoiſche Philoſophus Seneca: Neminem timet, quem nemo timet, das iſt/ der fuͤrchtet ſich fuͤr niemand/ welchen nie- mand fuͤrchtet. Und der Chymiſche Philoſophus Paracelſus: Qui omnia ſecum portat, non indi- get alieno auxilio. Das iſt/ der alles mit ſich traͤgt/ bedarff keiner andern Huͤlffe. 99. Phil. Wie gehets aber jetzund bißweilen in der Welt mit dieſer politiſchen civilen Prari und Geſellſchafft? Pſych. Wunderlich. Jn Sachen/ die Land und Flo-
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Pſychoſophia.
locutum, & qui notus nimis omnibus ignotus
moritur ſibi. Hinc nulli te facias ſodalem nimis,
gaudebis minus & minus dolebis, crede mihi
bene qui latuit, bene vixit, & intra fortunam de-
bet quisq; manere ſuam: Das iſt/ niemand hat
das Schweigen geſchadet/ aber das Schwaͤtzen
viel/ und der allzu viel bekandt iſt/ ſtirbet ihm ſelber
unbekandt. Derowegen ſo mache dich mit nie-
mand zu ſehr gemein/ ſo wirſt du dich weniger er-
freuen/ und dich auch weniger betruͤben. Glaube
mir/ wer ſich wol verborgen hat/ hat wol gelebet/
und muß ein jeder in ſeinem Stande bleiben. Das
ſeynd die Weg darzu. Ohne Furcht und Be-
duͤrfftigkeit aber zu ſeyn/ ſo der Beſchluß dieſer
Abtheilung iſt/ ſo ſagt der Stoiſche Philoſophus
Seneca: Neminem timet, quem nemo timet,
das iſt/ der fuͤrchtet ſich fuͤr niemand/ welchen nie-
mand fuͤrchtet. Und der Chymiſche Philoſophus
Paracelſus: Qui omnia ſecum portat, non indi-
get alieno auxilio. Das iſt/ der alles mit ſich traͤgt/
bedarff keiner andern Huͤlffe.
99. Phil. Wie gehets aber jetzund bißweilen in der
Welt mit dieſer politiſchen civilen Prari und
Geſellſchafft?
Pſych. Wunderlich. Jn Sachen/ die Land und
Leute/ und die den Hof angehen/ ſeyn die Statiſten
und Machiavelliſten/ die halten vor eine Kunſt/
einander zu beliegen und betriegen; beſiehe den
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Zitationshilfe: | Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/144>, abgerufen am 15.08.2024. |