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Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

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Psychosophia.

der/ und dem Vieh gleich werden; Zu hoch stei-
gen sie/ wann sie in der Religion von GOtt mehr
wissen wollen/ als er ihnen geoffenbahret; Jn der
Tugend fürtrefflich seyn wollen/ und selbige in La-
ster verkehren. Jn den Wissenschafften zu viel
der Vernunfft trauen; Jn der Nahrung zu viel
sorgen/ und mehr/ als vonnöthen/ zusammen brin-
gen/ nemlich zu reich werden/ zulang leben wollen/
und weil solches unmöglich/ derentwegen die
Fortzeugung zugelassen/ solchen durch Unzucht
mißbrauchen. Hingegen achten andere zu wenig
auf diese fünff Puncten der Glückseligkeit/ und
werden dem Vieh darinnen gleich/ haben gar keine
Religion/ achten nichts auf Ehr und Tugend/ ler-
ne und wissen nichts/ geben nicht Achtung auf ih-
re Nahrung/ fressen/ sauffen/ und achten ihr Leben
vor nichts. Von beyden findet man/ sage von
demersten: Jhr werdet GOtt gleich seyn.
Von den letztern: Werdet nicht wie ein
Roß oder Maulthier. Hieraus nun ent-
stehet das Unglück in der Welt unter den Men-
schen.

71. Phil. Hat aber GOtt kein Mittel gesetzt/ die Men-
schen in der Glückseligkeit zu erhalten/ wann sie
daraus schreiten wollen?

Psych. Ja/ die Kinder-Zucht und Obrigkeit. Die
erste soll die Menschen in der Jugend/ die andere
in dem Alter in der Wagschal voriger fünff Pun-

cten

Pſychoſophia.

der/ und dem Vieh gleich werden; Zu hoch ſtei-
gen ſie/ wann ſie in der Religion von GOtt mehr
wiſſen wollen/ als er ihnen geoffenbahret; Jn der
Tugend fuͤrtrefflich ſeyn wollen/ und ſelbige in La-
ſter verkehren. Jn den Wiſſenſchafften zu viel
der Vernunfft trauen; Jn der Nahrung zu viel
ſorgen/ und mehr/ als vonnoͤthen/ zuſammen brin-
gen/ nemlich zu reich werden/ zulang leben wollen/
und weil ſolches unmoͤglich/ derentwegen die
Fortzeugung zugelaſſen/ ſolchen durch Unzucht
mißbrauchen. Hingegen achten andere zu wenig
auf dieſe fuͤnff Puncten der Gluͤckſeligkeit/ und
werden dem Vieh darinnen gleich/ haben gar keine
Religion/ achten nichts auf Ehr und Tugend/ ler-
ne und wiſſen nichts/ geben nicht Achtung auf ih-
re Nahrung/ freſſen/ ſauffen/ und achten ihr Leben
vor nichts. Von beyden findet man/ ſage von
demerſten: Jhr werdet GOtt gleich ſeyn.
Von den letztern: Werdet nicht wie ein
Roß oder Maulthier. Hieraus nun ent-
ſtehet das Ungluͤck in der Welt unter den Men-
ſchen.

71. Phil. Hat aber GOtt kein Mittel geſetzt/ die Men-
ſchen in der Gluͤckſeligkeit zu erhalten/ wann ſie
daraus ſchreiten wollen?

Pſych. Ja/ die Kinder-Zucht und Obrigkeit. Die
erſte ſoll die Menſchen in der Jugend/ die andere
in dem Alter in der Wagſchal voriger fuͤnff Pun-

cten

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[54/0112] Pſychoſophia. der/ und dem Vieh gleich werden; Zu hoch ſtei- gen ſie/ wann ſie in der Religion von GOtt mehr wiſſen wollen/ als er ihnen geoffenbahret; Jn der Tugend fuͤrtrefflich ſeyn wollen/ und ſelbige in La- ſter verkehren. Jn den Wiſſenſchafften zu viel der Vernunfft trauen; Jn der Nahrung zu viel ſorgen/ und mehr/ als vonnoͤthen/ zuſammen brin- gen/ nemlich zu reich werden/ zulang leben wollen/ und weil ſolches unmoͤglich/ derentwegen die Fortzeugung zugelaſſen/ ſolchen durch Unzucht mißbrauchen. Hingegen achten andere zu wenig auf dieſe fuͤnff Puncten der Gluͤckſeligkeit/ und werden dem Vieh darinnen gleich/ haben gar keine Religion/ achten nichts auf Ehr und Tugend/ ler- ne und wiſſen nichts/ geben nicht Achtung auf ih- re Nahrung/ freſſen/ ſauffen/ und achten ihr Leben vor nichts. Von beyden findet man/ ſage von demerſten: Jhr werdet GOtt gleich ſeyn. Von den letztern: Werdet nicht wie ein Roß oder Maulthier. Hieraus nun ent- ſtehet das Ungluͤck in der Welt unter den Men- ſchen. 71. Phil. Hat aber GOtt kein Mittel geſetzt/ die Men- ſchen in der Gluͤckſeligkeit zu erhalten/ wann ſie daraus ſchreiten wollen? Pſych. Ja/ die Kinder-Zucht und Obrigkeit. Die erſte ſoll die Menſchen in der Jugend/ die andere in dem Alter in der Wagſchal voriger fuͤnff Pun- cten

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Zitationshilfe:	Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/112>, abgerufen am 27.04.2024.

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