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Becher, Johann Joachim: Närrische Weißheit Und Weise Narrheit. Frankfurt, 1682.

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[w]egsprützt/ kan solches durch Eingiessung
[fr]ischen Wassers wiederumb ersetzt werden.
[N]un möchte vielleicht jemand diese zwey
[E]inwürffe thun: Erstlich/ daß man das
Wasser als ein Mittel gantz nicht nöthig hat/
[s]ondern nur/ daß man die äusserliche Krafft/
[w]elche das Wasser treibet/ gerad auff das
Kamm-Rad solte können gehen lassen;
[w]ann nun dieses die Macht hat/ das Was-
[s]er auffzuheben/ so wirds auch die Macht ha-
[b]en umbzutreiben das jenige/ so das auffge-
[h]abene Wasser treibt. Darauff antworte
[i]ch/ daß deme zwar also/ wann man alleine
[a]uff die Macht siehet: Hingegen aber wann
[m]an auff die gleiche Bewegung siehet/ wor-
[d]urch die Wasser-Mühlen vorgezogen und
geachtet werden/ so wird man einen grossen
Unterscheid befinden/ zwischen einem Rade/
das vom Wasser/ und einem/ das von äus-
serlicher Krafft unmittelbar getrieben wird/
massen die äusserliche Krafft bißweilen nicht
so stätig gehet/ als die vom Wasser. Worauf
man zweytens einwenden möchte/ daß wann
die äusserliche Krafft nicht stetig im Gang
bleibet/ dieselbe denn auch ungleich das Was-
ser in die Höhe treiben würde/ und dasselbige
in ungleicher Quantität auf das Rad fallen

solte/
B 3

[w]egſpruͤtzt/ kan ſolches durch Eingieſſung
[fr]iſchen Waſſers wiederumb erſetzt werden.
[N]un moͤchte vielleicht jemand dieſe zwey
[E]inwuͤrffe thun: Erſtlich/ daß man das
Waſſer als ein Mittel gantz nicht noͤthig hat/
[ſ]ondern nur/ daß man die aͤuſſerliche Krafft/
[w]elche das Waſſer treibet/ gerad auff das
Kamm-Rad ſolte koͤnnen gehen laſſen;
[w]ann nun dieſes die Macht hat/ das Waſ-
[ſ]er auffzuheben/ ſo wirds auch die Macht ha-
[b]en umbzutreiben das jenige/ ſo das auffge-
[h]abene Waſſer treibt. Darauff antworte
[i]ch/ daß deme zwar alſo/ wann man alleine
[a]uff die Macht ſiehet: Hingegen aber wann
[m]an auff die gleiche Bewegung ſiehet/ wor-
[d]urch die Waſſer-Muͤhlen vorgezogen und
geachtet werden/ ſo wird man einen groſſen
Unterſcheid befinden/ zwiſchen einem Rade/
das vom Waſſer/ und einem/ das von aͤuſ-
ſerlicher Krafft unmittelbar getrieben wird/
maſſen die aͤuſſerliche Krafft bißweilen nicht
ſo ſtaͤtig gehet/ als die vom Waſſer. Worauf
man zweytens einwenden moͤchte/ daß wann
die aͤuſſerliche Krafft nicht ſtetig im Gang
bleibet/ dieſelbe denn auch ungleich das Waſ-
ſer in die Hoͤhe treiben wuͤrde/ und daſſelbige
in ungleicher Quantitaͤt auf das Rad fallen

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[23[22]/0045] wegſpruͤtzt/ kan ſolches durch Eingieſſung friſchen Waſſers wiederumb erſetzt werden. Nun moͤchte vielleicht jemand dieſe zwey Einwuͤrffe thun: Erſtlich/ daß man das Waſſer als ein Mittel gantz nicht noͤthig hat/ ſondern nur/ daß man die aͤuſſerliche Krafft/ welche das Waſſer treibet/ gerad auff das Kamm-Rad ſolte koͤnnen gehen laſſen; wann nun dieſes die Macht hat/ das Waſ- ſer auffzuheben/ ſo wirds auch die Macht ha- ben umbzutreiben das jenige/ ſo das auffge- habene Waſſer treibt. Darauff antworte ich/ daß deme zwar alſo/ wann man alleine auff die Macht ſiehet: Hingegen aber wann man auff die gleiche Bewegung ſiehet/ wor- durch die Waſſer-Muͤhlen vorgezogen und geachtet werden/ ſo wird man einen groſſen Unterſcheid befinden/ zwiſchen einem Rade/ das vom Waſſer/ und einem/ das von aͤuſ- ſerlicher Krafft unmittelbar getrieben wird/ maſſen die aͤuſſerliche Krafft bißweilen nicht ſo ſtaͤtig gehet/ als die vom Waſſer. Worauf man zweytens einwenden moͤchte/ daß wann die aͤuſſerliche Krafft nicht ſtetig im Gang bleibet/ dieſelbe denn auch ungleich das Waſ- ſer in die Hoͤhe treiben wuͤrde/ und daſſelbige in ungleicher Quantitaͤt auf das Rad fallen ſolte/ B 3

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Zitationshilfe: Becher, Johann Joachim: Närrische Weißheit Und Weise Narrheit. Frankfurt, 1682, S. 23[22]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_narrheit_1682/45>, abgerufen am 24.04.2024.