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Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614.

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worden/ gar wol kondten vergliechen werde. Wann diese Gerichts verwandte/ deren dreyssig an der zahl waren/ zusammen kamen / warffen sie einen vornemmen Mann vnter jnen zum Obersten auff/ den sie dem Gericht vor setzten/ an dessen statt aber ordnet die Statt einen andern Richter: Allen denen gab man jre vnterhaltung: Den Obersten aber versahe der König also/ daß er ein stattliches Leben führen kondte: Er trug vmb seinen Halß ein gülden Ketten mit vielen vnterschiedlichen Edelgesteinen gezieret/ welche sie die Warheit nenneten. Wann das Gericht angienge/ legt der oberste Richter das Zeichen der Warheit jhnen für/ deß gleichen auch alle Gesetzt / so in acht Büchern begriffen waren. Wann diß geschehe/ muste der Ankläger nach alter gewonheit seine Klagarticul schreiben/ wie auch alle Vmbstände der Mißhandlung/ vder deß erwiesenen schadens/ vnnd wie hoch er denselbigen schätzen wolte. Dem beklagten ward so viel zeit vergönnet/ biß er widerumm bey einen jeden Articul geschrieben/ ob er dasselbige geständig were/ dabey mocht er seine Entschüldigung setzen/ vnd die Mißhandlung/ oder zu gefügten Schaden geringer achten. Darauff ward dem Kläger vnd Beklagten gestattet ein ander zu verant worten. Da nun die/ so im Rechten schwebten / zweymal waren gehört worden/ vnnd die Richter Klag vnd Antwort erweget hatten/ wendt der oberste Richter das zeichen der Warheit gegen dem/ so eine rechte Sache hatte/ vnd fellt das Vrtheil: Vnnd diß war jr gewonheit Gericht zu halten/ vnd Vrtheil zu fellen.

Nach dem wir der Gesetz vnd Ordnungen meldung gethan haben/ wi[unleserliches Material]t es vnserm Vorhaben nicht zuwider Gesetz der Egyptier. lauffen/ der Egyptier alte Gesetz zu erzehlen/ daraußman mög erkennen/ wie weit sie den andern/ so wol jhrer zierlichen Ordnung/ als auch der bequemligkeit halben sollen vorgezogen Straffe der Vbel thäter. werden. Anfänglich wurden die am Leben gestrafft/ als daß sie sich zwyfach vergriffen hetten/ welche da der Gottesfurcht zuwider handelten/ oder Treuw vnnd Glauben vnter den Menschen gedachten auffzuheben / sintemal diß das fürnembste Bandt menschlicher Gesellschafft were.

Wann einer reysete/ vnnd vernam/ daß ein Mensch von Mördern geschlagen/ oder sonst vnbillichen Gewalt leiden muste/ vnd demselben nicht zu hilffe kame/ da ers wol thun kondte/ hatte er das Leben verwircket. Im fall er aber keine hülffe leisten kondte / muste er dannoch die Mörder anzeigen/ vnnd sie anklagen: Thet einer diesem zu entgegen / muste er eine gewisse anzahl Streiche leiden/ vnnd drey tage vngessen bleiben.

So einer einen andern fälschlich anklagte/ ward er nachmals durch das Gericht in die Peen erkannt/ dar inn er den verklagten bringen wollen.

Es musten die Egyptier allsammt jhre Namen schriffilich den Vögten

worden/ gar wol kondten vergliechen werdë. Wañ diese Gerichts verwandte/ deren dreyssig an der zahl waren/ zusammen kamen / warffen sie einen vornemmen Mann vnter jnen zum Obersten auff/ den sie dem Gericht vor setzten/ an dessen statt aber ordnet die Statt einen andern Richter: Allen denen gab man jre vnterhaltung: Den Obersten aber versahe der König also/ daß er ein stattliches Leben führen kondte: Er trug vmb seinen Halß ein gülden Ketten mit vielen vnterschiedlichen Edelgesteinen gezieret/ welche sie die Warheit nenneten. Wann das Gericht angienge/ legt der oberste Richter das Zeichen der Warheit jhnen für/ deß gleichen auch alle Gesetzt / so in acht Büchern begriffen waren. Wann diß geschehë/ muste der Ankläger nach alter gewonheit seine Klagarticul schreiben/ wie auch alle Vmbstände der Mißhandlung/ vder deß erwiesenen schadens/ vnnd wie hoch er denselbigen schätzen wolte. Dem beklagten ward so viel zeit vergönnet/ biß er widerum̃ bey einen jeden Articul geschrieben/ ob er dasselbige geständig were/ dabey mocht er seine Entschüldigung setzen/ vnd die Mißhandlung/ oder zu gefügten Schaden geringer achten. Darauff ward dem Kläger vnd Beklagten gestattet ein ander zu verant worten. Da nun die/ so im Rechten schwebten / zweymal waren gehört worden/ vnnd die Richter Klag vnd Antwort erweget hatten/ wendt der oberste Richter das zeichen der Warheit gegen dem/ so eine rechte Sache hatte/ vnd fellt das Vrtheil: Vnnd diß war jr gewonheit Gericht zu halten/ vnd Vrtheil zu fellen.

Nach dem wir der Gesetz vñ Ordnungen meldung gethan haben/ wi[unleserliches Material]t es vnserm Vorhaben nicht zuwider Gesetz der Egyptier. lauffen/ der Egyptier alte Gesetz zu erzehlen/ daraußman mög erkennen/ wie weit sie den andern/ so wol jhrer zierlichen Ordnung/ als auch der bequemligkeit halben sollen vorgezogen Straffe der Vbel thäter. werden. Anfänglich wurden die am Leben gestrafft/ als daß sie sich zwyfach vergriffen hetten/ welche da der Gottesfurcht zuwider handelten/ oder Treuw vnnd Glauben vnter den Menschen gedachten auffzuheben / sintemal diß das fürnembste Bandt menschlicher Gesellschafft were.

Wann einer reysete/ vnnd vernam/ daß ein Mensch von Mördern geschlagen/ oder sonst vnbillichen Gewalt leiden muste/ vnd demselben nicht zu hilffe kame/ da ers wol thun kondte/ hatte er das Leben verwircket. Im fall er aber keine hülffe leisten kondte / muste er dannoch die Mörder anzeigen/ vnnd sie anklagen: Thet einer diesem zu entgegen / muste er eine gewisse anzahl Streiche leiden/ vnnd drey tage vngessen bleiben.

So einer einen andern fälschlich anklagte/ ward er nachmals durch das Gericht in die Peen erkannt/ dar inn er den verklagten bringen wollen.

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[684/0704] worden/ gar wol kondten vergliechen werdë. Wañ diese Gerichts verwandte/ deren dreyssig an der zahl waren/ zusammen kamen / warffen sie einen vornemmen Mann vnter jnen zum Obersten auff/ den sie dem Gericht vor setzten/ an dessen statt aber ordnet die Statt einen andern Richter: Allen denen gab man jre vnterhaltung: Den Obersten aber versahe der König also/ daß er ein stattliches Leben führen kondte: Er trug vmb seinen Halß ein gülden Ketten mit vielen vnterschiedlichen Edelgesteinen gezieret/ welche sie die Warheit nenneten. Wann das Gericht angienge/ legt der oberste Richter das Zeichen der Warheit jhnen für/ deß gleichen auch alle Gesetzt / so in acht Büchern begriffen waren. Wann diß geschehë/ muste der Ankläger nach alter gewonheit seine Klagarticul schreiben/ wie auch alle Vmbstände der Mißhandlung/ vder deß erwiesenen schadens/ vnnd wie hoch er denselbigen schätzen wolte. Dem beklagten ward so viel zeit vergönnet/ biß er widerum̃ bey einen jeden Articul geschrieben/ ob er dasselbige geständig were/ dabey mocht er seine Entschüldigung setzen/ vnd die Mißhandlung/ oder zu gefügten Schaden geringer achten. Darauff ward dem Kläger vnd Beklagten gestattet ein ander zu verant worten. Da nun die/ so im Rechten schwebten / zweymal waren gehört worden/ vnnd die Richter Klag vnd Antwort erweget hatten/ wendt der oberste Richter das zeichen der Warheit gegen dem/ so eine rechte Sache hatte/ vnd fellt das Vrtheil: Vnnd diß war jr gewonheit Gericht zu halten/ vnd Vrtheil zu fellen. Nach dem wir der Gesetz vñ Ordnungen meldung gethan haben/ wi_ t es vnserm Vorhaben nicht zuwider lauffen/ der Egyptier alte Gesetz zu erzehlen/ daraußman mög erkennen/ wie weit sie den andern/ so wol jhrer zierlichen Ordnung/ als auch der bequemligkeit halben sollen vorgezogen werden. Anfänglich wurden die am Leben gestrafft/ als daß sie sich zwyfach vergriffen hetten/ welche da der Gottesfurcht zuwider handelten/ oder Treuw vnnd Glauben vnter den Menschen gedachten auffzuheben / sintemal diß das fürnembste Bandt menschlicher Gesellschafft were. Gesetz der Egyptier. Straffe der Vbel thäter. Wann einer reysete/ vnnd vernam/ daß ein Mensch von Mördern geschlagen/ oder sonst vnbillichen Gewalt leiden muste/ vnd demselben nicht zu hilffe kame/ da ers wol thun kondte/ hatte er das Leben verwircket. Im fall er aber keine hülffe leisten kondte / muste er dannoch die Mörder anzeigen/ vnnd sie anklagen: Thet einer diesem zu entgegen / muste er eine gewisse anzahl Streiche leiden/ vnnd drey tage vngessen bleiben. So einer einen andern fälschlich anklagte/ ward er nachmals durch das Gericht in die Peen erkannt/ dar inn er den verklagten bringen wollen. Es musten die Egyptier allsam̃t jhre Namen schriffilich den Vögten

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Zitationshilfe: Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614, S. 684. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/704>, abgerufen am 24.11.2024.