Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614.ten / sintemal sie der Isidi geheiliget waren. Sie essen Brot auß Weitz oder Speltzen gebacken. Jhr Tranck ist auß Gersten gemacht/ dann sie haben in dieser Landtschafft keine Weinstöck. Sie essen auch Fische/ welche sie zum theil rohe in der Sonne dorren/ vnnd zum theil innsaltzen: Deßgleichen essen sie rohe Vögel/ welche sie zuvor inngesolpert haben: Die Reichen brauchen auch Antvögel vnd Wachteln. Wann jhrer viel bey einer Gasterey waren/ vnnd das Abendessen gehalten worden/ trug einer vnter jhnen ein geschnitztes todtes Bild/ auß Holtz zu gericht/ oder sonsten gemahlet/ welches ein oder zwo Elen lang war/ hielt dasselbe einem jeden Gast für die Augen/ vnd sagt: Diesen schauwe an / trinck/ vnd sey frölich/ Also wirst du seyn nach deinem Leben. In der Statt Memphis hat man vor zeiten geehret vnnd angebettet einen Stier/ welchen sie Apam geheissen/ der war in ein Geschränck geschlossen/ vor demselben aber war ein grosser Hof/ in welchen man den Ochsen gehen ließ/ so grosse Herren ankamen. Wann der Ochs wolt mutwillig werden/ schlossen sie jhn wider in sein Gemach. Von diesem Ochsen pflegen sie gemeiniglich Weissagungen von künfftigen Dingen zunemmen/ wie gleichsfalls von dem Vbergusse deß Nils/ vnnd solches auff folgende weise. Dann wie Plato meldet / hats noch niemand jemals in Egypten Nilus wanner am grösten. sehen regenen. Es sey aber das Erdreich durch vberschwellen deß Nili alle vnnd jedes Jahr gedünget worden. Vnnd haben zu solchem sondere Ziel gestecket/ wie hoch das Gewässer gemeiniglich pfleget zu wachsen/ darauß sie Fruchtbarkeit vnnd Vnfruchtbarkeit wissen zu prognosticieren vnd vnd zu verkündigen. Die rechte Höhe/ schreiben sie/ seyen sechtzehen Elen/ sey es aber höher/ oder nidriger/ bedeute es ein vnfruchtbares Jahr. Dann komme weniger Wasser/ so werde das gantze Landt nicht begossen/ Komme aber mehr/ so bleibt es zu lange auff dem Erdreich stehen/ daß sie nicht zu rechter zeit trucken wirdt. Es ist auch bey jhnen im brauch/ Wann ein geringer oder junger einem vornemmen oder ältern Mann begegnete/ wiech er jhme auß dem wege: Kam einer herzu/ stundt er von seinem Säß auf/ in massen die Lacedaemonier zu thun pflegeten: Wann sie einander auff der Strassen auffentstiessen/ neigeten sie sich gegen einander/ vnnd liessen die Hände biß auff die Knie sincken. Sie kleiden sich/ wie zuvor meldung geschehen/ mit leinen Thuch / vnden bey dne Beinen gesaumet/ vnnd nennen solche Tracht Castliras: vber diß ziehen sie noch ein weiß Hembd. Wüllen gewandtlassen sie in jren ten / sintemal sie der Isidi geheiliget waren. Sie essen Brot auß Weitz oder Speltzen gebacken. Jhr Tranck ist auß Gersten gemacht/ dann sie haben in dieser Landtschafft keine Weinstöck. Sie essen auch Fische/ welche sie zum theil rohe in der Sonne dorren/ vnnd zum theil innsaltzen: Deßgleichen essen sie rohe Vögel/ welche sie zuvor inngesolpert haben: Die Reichen brauchen auch Antvögel vnd Wachteln. Wann jhrer viel bey einer Gasterey waren/ vnnd das Abendessen gehalten worden/ trug einer vnter jhnen ein geschnitztes todtes Bild/ auß Holtz zu gericht/ oder sonsten gemahlet/ welches ein oder zwo Elen lang war/ hielt dasselbe einem jeden Gast für die Augen/ vnd sagt: Diesen schauwe an / trinck/ vnd sey frölich/ Also wirst du seyn nach deinem Leben. In der Statt Memphis hat man vor zeiten geehret vnnd angebettet einen Stier/ welchen sie Apam geheissen/ der war in ein Geschränck geschlossen/ vor demselben aber war ein grosser Hof/ in welchẽ man den Ochsen gehen ließ/ so grosse Herren ankamen. Wann der Ochs wolt mutwillig werden/ schlossen sie jhn wider in sein Gemach. Von diesem Ochsen pflegen sie gemeiniglich Weissagungen von künfftigen Dingen zunemmen/ wie gleichsfalls von dem Vbergusse deß Nils/ vnnd solches auff folgende weise. Dann wie Plato meldet / hats noch niemand jemals in Egypten Nilus wanner am grösten. sehen regenen. Es sey aber das Erdreich durch vberschwellen deß Nili alle vnnd jedes Jahr gedünget worden. Vnnd haben zu solchem sondere Ziel gestecket/ wie hoch das Gewässer gemeiniglich pfleget zu wachsen/ darauß sie Fruchtbarkeit vnnd Vnfruchtbarkeit wissen zu prognosticieren vnd vnd zu verkündigen. Die rechte Höhe/ schreiben sie/ seyen sechtzehen Elen/ sey es aber höher/ oder nidriger/ bedeute es ein vnfruchtbares Jahr. Dann komme weniger Wasser/ so werde das gantze Landt nicht begossen/ Komme aber mehr/ so bleibt es zu lange auff dem Erdreich stehen/ daß sie nicht zu rechter zeit trucken wirdt. Es ist auch bey jhnen im brauch/ Wann ein geringer oder junger einem vornemmen oder ältern Mann begegnete/ wiech er jhme auß dem wege: Kam einer herzu/ stundt er von seinem Säß auf/ in massen die Lacedaemonier zu thun pflegeten: Wann sie einander auff der Strassen auffentstiessen/ neigeten sie sich gegen einander/ vnnd liessen die Hände biß auff die Knie sincken. Sie kleiden sich/ wie zuvor meldung geschehen/ mit leinen Thuch / vnden bey dne Beinen gesaumet/ vnnd nennen solche Tracht Castliras: vber diß ziehen sie noch ein weiß Hembd. Wüllen gewandtlassen sie in jren <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0699" n="679"/> ten / sintemal sie der Isidi geheiliget waren. Sie essen Brot auß Weitz oder Speltzen gebacken. Jhr Tranck ist auß Gersten gemacht/ dann sie haben in dieser Landtschafft keine Weinstöck. Sie essen auch Fische/ welche sie zum theil rohe in der Sonne dorren/ vnnd zum theil innsaltzen: Deßgleichen essen sie rohe Vögel/ welche sie zuvor inngesolpert haben: Die Reichen brauchen auch Antvögel vnd Wachteln. Wann jhrer viel bey einer Gasterey waren/ vnnd das Abendessen gehalten worden/ trug einer vnter jhnen ein geschnitztes todtes Bild/ auß Holtz zu gericht/ oder sonsten gemahlet/ welches ein oder zwo Elen lang war/ hielt dasselbe einem jeden Gast für die Augen/ vnd sagt: Diesen schauwe an / trinck/ vnd sey frölich/ Also wirst du seyn nach deinem Leben.</p> <p>In der Statt Memphis hat man vor zeiten geehret vnnd angebettet einen Stier/ welchen sie Apam geheissen/ der war in ein Geschränck geschlossen/ vor demselben aber war ein grosser Hof/ in welchẽ man den Ochsen gehen ließ/ so grosse Herren ankamen. Wann der Ochs wolt mutwillig werden/ schlossen sie jhn wider in sein Gemach. Von diesem Ochsen pflegen sie gemeiniglich Weissagungen von künfftigen Dingen zunemmen/ wie gleichsfalls von dem Vbergusse deß Nils/ vnnd solches auff folgende weise. Dann wie Plato meldet / hats noch niemand jemals in Egypten <note place="right">Nilus wanner am grösten.</note> sehen regenen. Es sey aber das Erdreich durch vberschwellen deß Nili alle vnnd jedes Jahr gedünget worden.</p> <p>Vnnd haben zu solchem sondere Ziel gestecket/ wie hoch das Gewässer gemeiniglich pfleget zu wachsen/ darauß sie Fruchtbarkeit vnnd Vnfruchtbarkeit wissen zu prognosticieren vnd vnd zu verkündigen.</p> <p>Die rechte Höhe/ schreiben sie/ seyen sechtzehen Elen/ sey es aber höher/ oder nidriger/ bedeute es ein vnfruchtbares Jahr. Dann komme weniger Wasser/ so werde das gantze Landt nicht begossen/ Komme aber mehr/ so bleibt es zu lange auff dem Erdreich stehen/ daß sie nicht zu rechter zeit trucken wirdt.</p> <p>Es ist auch bey jhnen im brauch/ Wann ein geringer oder junger einem vornemmen oder ältern Mann begegnete/ wiech er jhme auß dem wege: Kam einer herzu/ stundt er von seinem Säß auf/ in massen die Lacedaemonier zu thun pflegeten: Wann sie einander auff der Strassen auffentstiessen/ neigeten sie sich gegen einander/ vnnd liessen die Hände biß auff die Knie sincken. Sie kleiden sich/ wie zuvor meldung geschehen/ mit leinen Thuch / vnden bey dne Beinen gesaumet/ vnnd nennen solche Tracht Castliras: vber diß ziehen sie noch ein weiß Hembd.</p> <p>Wüllen gewandtlassen sie in jren </p> </div> </body> </text> </TEI> [679/0699]
ten / sintemal sie der Isidi geheiliget waren. Sie essen Brot auß Weitz oder Speltzen gebacken. Jhr Tranck ist auß Gersten gemacht/ dann sie haben in dieser Landtschafft keine Weinstöck. Sie essen auch Fische/ welche sie zum theil rohe in der Sonne dorren/ vnnd zum theil innsaltzen: Deßgleichen essen sie rohe Vögel/ welche sie zuvor inngesolpert haben: Die Reichen brauchen auch Antvögel vnd Wachteln. Wann jhrer viel bey einer Gasterey waren/ vnnd das Abendessen gehalten worden/ trug einer vnter jhnen ein geschnitztes todtes Bild/ auß Holtz zu gericht/ oder sonsten gemahlet/ welches ein oder zwo Elen lang war/ hielt dasselbe einem jeden Gast für die Augen/ vnd sagt: Diesen schauwe an / trinck/ vnd sey frölich/ Also wirst du seyn nach deinem Leben.
In der Statt Memphis hat man vor zeiten geehret vnnd angebettet einen Stier/ welchen sie Apam geheissen/ der war in ein Geschränck geschlossen/ vor demselben aber war ein grosser Hof/ in welchẽ man den Ochsen gehen ließ/ so grosse Herren ankamen. Wann der Ochs wolt mutwillig werden/ schlossen sie jhn wider in sein Gemach. Von diesem Ochsen pflegen sie gemeiniglich Weissagungen von künfftigen Dingen zunemmen/ wie gleichsfalls von dem Vbergusse deß Nils/ vnnd solches auff folgende weise. Dann wie Plato meldet / hats noch niemand jemals in Egypten sehen regenen. Es sey aber das Erdreich durch vberschwellen deß Nili alle vnnd jedes Jahr gedünget worden.
Nilus wanner am grösten. Vnnd haben zu solchem sondere Ziel gestecket/ wie hoch das Gewässer gemeiniglich pfleget zu wachsen/ darauß sie Fruchtbarkeit vnnd Vnfruchtbarkeit wissen zu prognosticieren vnd vnd zu verkündigen.
Die rechte Höhe/ schreiben sie/ seyen sechtzehen Elen/ sey es aber höher/ oder nidriger/ bedeute es ein vnfruchtbares Jahr. Dann komme weniger Wasser/ so werde das gantze Landt nicht begossen/ Komme aber mehr/ so bleibt es zu lange auff dem Erdreich stehen/ daß sie nicht zu rechter zeit trucken wirdt.
Es ist auch bey jhnen im brauch/ Wann ein geringer oder junger einem vornemmen oder ältern Mann begegnete/ wiech er jhme auß dem wege: Kam einer herzu/ stundt er von seinem Säß auf/ in massen die Lacedaemonier zu thun pflegeten: Wann sie einander auff der Strassen auffentstiessen/ neigeten sie sich gegen einander/ vnnd liessen die Hände biß auff die Knie sincken. Sie kleiden sich/ wie zuvor meldung geschehen/ mit leinen Thuch / vnden bey dne Beinen gesaumet/ vnnd nennen solche Tracht Castliras: vber diß ziehen sie noch ein weiß Hembd.
Wüllen gewandtlassen sie in jren
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Zitationshilfe: | Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614, S. 679. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/699>, abgerufen am 22.07.2024. |