Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614.tete/ nennten dieselbe Succanga/ durch diese zeigten sie die Feste/ die zeit zu seen/ zu ärndten/ vnd dergleichen ding mehr an. So hat gleichfals ein jeder Monat/ sein gewissen nahmen. Von der Indier Studien. DIe Chineser hatten nit Buchstaben/ wie wir/ sondern Figuren/ daher kondte ein jeder jhre Schrifft lesen/ inmassen ein jeder die Ziffern/ oder Zahl lesen kan/ er sey gleich was Nation er wölle. Die jenigen so studieren/ werden zu allen Emptern gebrauchet. Der Schulen/ darinn man solche ding lehrte/ waren sehr viel. Auch haben sie Truckereyen in diesem Landt/ dann sie schneiden die Figuren in hültzen Platten/ vnnd trucken drauff so viel Bogen Papiers als sie wolten/ wie man hie zu Landt das Gemälht trucket/ Damit sie aber eigentlich alles desto besser mit den Figuren andeuten/ vnd den Leser verständigen möch ten/ wusten sie alles mit puncten/ virguln oder strichlein so artig anzuzeigen/ daß sie auch eins frembden außländischen nahmen damit wol vnnd vollkommen schreiben kondien. Wz sonst jhre Studia anbelangen thut/ so wissen sie nichts von der Philosophia/ ohn in Mathesi wissen sie etwz vom lauff deß Gestirns. In der Artzney sind sie zimlich erfaren: Schreiben mit Benseln/ deren gemahlten Bücher haben sie sehr viel. In New Spanien wissen sie vie[unleserliches Material] Antiquiteten/ welche sie durch Abbildung der Figuren in gedechtnuß behalten/ was sie aber durch Figuren nicht andeuten kondten/ das wusten sie durch sonderbart Caracieres zu schreiben/ damit sie aber die zeit/ wann etwas geschehen war/ möchten notiren/ mahlten sie ein Rad/ deren jedes ein Euwe oder zeit von 52. Jahren bedeutete: Auff den Rand setzten sie alßdann die Bilder vnd Caracteres/ so ein jedes Jahr geschehen. Weil aber diese arth zu schreiben nicht sonderbare wörter machte / kamen sie nit mit worten/ sondern nur in dem verstand mit einander vberein. Auch pflegten sie Orationes vnd Hymnos zu schreiben. Weil aber jhre Schrifft nit wol vnd leichtlich zu lernen war/ so musten die Kinder solch Hymnos oder Lobgefäng außwendig lehrnen/ darzu sie dann eigene Schulen hatten. Gleicher weiß kondten sie auch Geschichten behalten / durch Quipos. Es sind aber die quipos Register von Schnüren gemacht/ von vnterschiedlichen Kneuffen vnd Farben/ damit sie vnterschiedliche ding andeuten: Was die Bilder nit andeuten mögen/ das erzehlen diese Quipos vollkömlich. Zu erhaltung diser Quipos hatten sie sonderbare Leut/ welche Quipocamayo genanne werden / die musten von allen dingen bescheid geben/ wie hie zu Land die Notarii/ vnd ward solchen vollkommener Glaub gegeben. Wann sie nun etwas wolten auffzeichnen wusten sie die kneuff tete/ nennten dieselbe Succanga/ durch diese zeigten sie die Feste/ die zeit zu seen/ zu ärndten/ vnd dergleichen ding mehr an. So hat gleichfals ein jeder Monat/ sein gewissen nahmen. Von der Indier Studien. DIe Chineser hatten nit Buchstaben/ wie wir/ sondern Figuren/ daher kondte ein jeder jhre Schrifft lesen/ inmassen ein jeder die Ziffern/ oder Zahl lesen kan/ er sey gleich was Nation er wölle. Die jenigen so studieren/ werden zu allen Emptern gebrauchet. Der Schulen/ darinn man solche ding lehrte/ waren sehr viel. Auch haben sie Truckereyen in diesem Landt/ dann sie schneiden die Figuren in hültzen Platten/ vnnd trucken drauff so viel Bogen Papiers als sie wolten/ wie man hie zu Landt das Gemälht trucket/ Damit sie aber eigentlich alles desto besser mit den Figuren andeuten/ vnd den Leser verständigen möch ten/ wusten sie alles mit puncten/ virguln oder strichlein so artig anzuzeigen/ daß sie auch eins frembden außländischen nahmen damit wol vnnd vollkommen schreiben kondien. Wz sonst jhre Studia anbelangen thut/ so wissen sie nichts von der Philosophia/ ohn in Mathesi wissen sie etwz vom lauff deß Gestirns. In der Artzney sind sie zimlich erfaren: Schreiben mit Benseln/ deren gemahlten Bücher haben sie sehr viel. In New Spanien wissen sie vie[unleserliches Material] Antiquiteten/ welche sie durch Abbildung der Figuren in gedechtnuß behalten/ was sie aber durch Figuren nicht andeuten kondten/ das wusten sie durch sonderbart Caracieres zu schreiben/ damit sie aber die zeit/ wañ etwas geschehen war/ möchten notiren/ mahlten sie ein Rad/ deren jedes ein Euwe oder zeit von 52. Jahren bedeutete: Auff den Rand setzten sie alßdann die Bilder vnd Caracteres/ so ein jedes Jahr geschehen. Weil aber diese arth zu schreiben nicht sonderbare wörter machte / kamen sie nit mit worten/ sondern nur in dem verstand mit einander vberein. Auch pflegten sie Orationes vnd Hymnos zu schreiben. Weil aber jhre Schrifft nit wol vnd leichtlich zu lernen war/ so musten die Kinder solch Hymnos oder Lobgefäng außwendig lehrnen/ darzu sie dann eigene Schulen hatten. Gleicher weiß kondten sie auch Geschichten behalten / durch Quipos. Es sind aber die quipos Register von Schnüren gemacht/ von vnterschiedlichen Kneuffen vnd Farben/ damit sie vnterschiedliche ding andeutẽ: Was die Bilder nit andeuten mögẽ/ das erzehlen diese Quipos vollkömlich. Zu erhaltung diser Quipos hatten sie sonderbare Leut/ welche Quipocamayo genanne werden / die musten von allen dingen bescheid geben/ wie hie zu Land die Notarii/ vnd ward solchen vollkommener Glaub gegeben. Wann sie nun etwas wolten auffzeichnen wusten sie die kneuff <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0679" n="659"/> tete/ nennten dieselbe Succanga/ durch diese zeigten sie die Feste/ die zeit zu seen/ zu ärndten/ vnd dergleichen ding mehr an. So hat gleichfals ein jeder Monat/ sein gewissen nahmen.</p> <p>Von der Indier Studien.</p> <p>DIe Chineser hatten nit Buchstaben/ wie wir/ sondern Figuren/ daher kondte ein jeder jhre Schrifft lesen/ inmassen ein jeder die Ziffern/ oder Zahl lesen kan/ er sey gleich was Nation er wölle.</p> <p>Die jenigen so studieren/ werden zu allen Emptern gebrauchet. Der Schulen/ darinn man solche ding lehrte/ waren sehr viel. Auch haben sie Truckereyen in diesem Landt/ dann sie schneiden die Figuren in hültzen Platten/ vnnd trucken drauff so viel Bogen Papiers als sie wolten/ wie man hie zu Landt das Gemälht trucket/ Damit sie aber eigentlich alles desto besser mit den Figuren andeuten/ vnd den Leser verständigen möch ten/ wusten sie alles mit puncten/ virguln oder strichlein so artig anzuzeigen/ daß sie auch eins frembden außländischen nahmen damit wol vnnd vollkommen schreiben kondien. Wz sonst jhre Studia anbelangen thut/ so wissen sie nichts von der Philosophia/ ohn in Mathesi wissen sie etwz vom lauff deß Gestirns. In der Artzney sind sie zimlich erfaren: Schreiben mit Benseln/ deren gemahlten Bücher haben sie sehr viel.</p> <p>In New Spanien wissen sie vie<gap reason="illegible"/> Antiquiteten/ welche sie durch Abbildung der Figuren in gedechtnuß behalten/ was sie aber durch Figuren nicht andeuten kondten/ das wusten sie durch sonderbart Caracieres zu schreiben/ damit sie aber die zeit/ wañ etwas geschehen war/ möchten notiren/ mahlten sie ein Rad/ deren jedes ein Euwe oder zeit von 52. Jahren bedeutete: Auff den Rand setzten sie alßdann die Bilder vnd Caracteres/ so ein jedes Jahr geschehen. Weil aber diese arth zu schreiben nicht sonderbare wörter machte / kamen sie nit mit worten/ sondern nur in dem verstand mit einander vberein. Auch pflegten sie Orationes vnd Hymnos zu schreiben. Weil aber jhre Schrifft nit wol vnd leichtlich zu lernen war/ so musten die Kinder solch Hymnos oder Lobgefäng außwendig lehrnen/ darzu sie dann eigene Schulen hatten. Gleicher weiß kondten sie auch Geschichten behalten / durch Quipos. Es sind aber die quipos Register von Schnüren gemacht/ von vnterschiedlichen Kneuffen vnd Farben/ damit sie vnterschiedliche ding andeutẽ: Was die Bilder nit andeuten mögẽ/ das erzehlen diese Quipos vollkömlich. Zu erhaltung diser Quipos hatten sie sonderbare Leut/ welche Quipocamayo genanne werden / die musten von allen dingen bescheid geben/ wie hie zu Land die Notarii/ vnd ward solchen vollkommener Glaub gegeben. Wann sie nun etwas wolten auffzeichnen wusten sie die kneuff </p> </div> </body> </text> </TEI> [659/0679]
tete/ nennten dieselbe Succanga/ durch diese zeigten sie die Feste/ die zeit zu seen/ zu ärndten/ vnd dergleichen ding mehr an. So hat gleichfals ein jeder Monat/ sein gewissen nahmen.
Von der Indier Studien.
DIe Chineser hatten nit Buchstaben/ wie wir/ sondern Figuren/ daher kondte ein jeder jhre Schrifft lesen/ inmassen ein jeder die Ziffern/ oder Zahl lesen kan/ er sey gleich was Nation er wölle.
Die jenigen so studieren/ werden zu allen Emptern gebrauchet. Der Schulen/ darinn man solche ding lehrte/ waren sehr viel. Auch haben sie Truckereyen in diesem Landt/ dann sie schneiden die Figuren in hültzen Platten/ vnnd trucken drauff so viel Bogen Papiers als sie wolten/ wie man hie zu Landt das Gemälht trucket/ Damit sie aber eigentlich alles desto besser mit den Figuren andeuten/ vnd den Leser verständigen möch ten/ wusten sie alles mit puncten/ virguln oder strichlein so artig anzuzeigen/ daß sie auch eins frembden außländischen nahmen damit wol vnnd vollkommen schreiben kondien. Wz sonst jhre Studia anbelangen thut/ so wissen sie nichts von der Philosophia/ ohn in Mathesi wissen sie etwz vom lauff deß Gestirns. In der Artzney sind sie zimlich erfaren: Schreiben mit Benseln/ deren gemahlten Bücher haben sie sehr viel.
In New Spanien wissen sie vie_ Antiquiteten/ welche sie durch Abbildung der Figuren in gedechtnuß behalten/ was sie aber durch Figuren nicht andeuten kondten/ das wusten sie durch sonderbart Caracieres zu schreiben/ damit sie aber die zeit/ wañ etwas geschehen war/ möchten notiren/ mahlten sie ein Rad/ deren jedes ein Euwe oder zeit von 52. Jahren bedeutete: Auff den Rand setzten sie alßdann die Bilder vnd Caracteres/ so ein jedes Jahr geschehen. Weil aber diese arth zu schreiben nicht sonderbare wörter machte / kamen sie nit mit worten/ sondern nur in dem verstand mit einander vberein. Auch pflegten sie Orationes vnd Hymnos zu schreiben. Weil aber jhre Schrifft nit wol vnd leichtlich zu lernen war/ so musten die Kinder solch Hymnos oder Lobgefäng außwendig lehrnen/ darzu sie dann eigene Schulen hatten. Gleicher weiß kondten sie auch Geschichten behalten / durch Quipos. Es sind aber die quipos Register von Schnüren gemacht/ von vnterschiedlichen Kneuffen vnd Farben/ damit sie vnterschiedliche ding andeutẽ: Was die Bilder nit andeuten mögẽ/ das erzehlen diese Quipos vollkömlich. Zu erhaltung diser Quipos hatten sie sonderbare Leut/ welche Quipocamayo genanne werden / die musten von allen dingen bescheid geben/ wie hie zu Land die Notarii/ vnd ward solchen vollkommener Glaub gegeben. Wann sie nun etwas wolten auffzeichnen wusten sie die kneuff
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Zitationshilfe: | Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614, S. 659. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/679>, abgerufen am 22.07.2024. |