Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614.als sie ewige Jungfrawschafft gelobet/ hat sie menschliche Gesellschafft verlassen/ vnnd in einen Waldt sich begeben/ allda vnter einem nicht von Kunst/ sondern von Natur gewölbten Felsen vnd Schwiebbogen/ darauß ein lustiger küler Brunnen sprin get/ jhre Wohnung sampt jhren Gespielen gehabt/ die zeit mit Jagen vnd Hetzen vollführet vnd zubracht/ Vnnd als sie auff ein zeit müde/ sich in dem Wasser gebadet/ ist ohn alles gefähr Actaeon der Jäger auff sie gestossen/ vnnd sie entblösset gesehen/ darüber sie erschrocken/ vnnd ergrimmet/ als bald Hirschhörner auffgesetzt/ lange Arme vnnd Bein gemacht/ daß er von sinen Hunden/ als ein Hirsch / ist zerrissen worden/ daher die Verß: Venerat Actaeon canibus comitatus opacum Ad nemus, & triplicis flumina sancta Deae. Vidit ibi imprudens, nudam sine veste Dianam, Quae sua cum Nymphis membra lauabat aqua. (cerui Sed Dea ne cuiquam narraret, cornua Imposuit capiti, [unleserliches Material] longa dedit. Ille metu fugies falsa sub imagine cerui, Mox propriis canibus praeda cruentae fuit. Actaeon kühn vnd wolgestallt / Mit Hunden in dem Holtze / Wolt jagen in dem grünen Wald / Der eble Jäger stoltze / Wz geschicht? als er im grünen wald / Kompt in ein schöne Auwen / Darinn Diana im Brunnen kalt / Sich badt mit jren Jungfrawen / Die Göttin voll Zorn wie ein Fewr Entbrannt/ thet gantz verfluchen / So daß Actaeon vngehewr / Im Wald hinfür soll suchen / Gleich wie ein Hirschlein seine speiß / Vber Berg vnd Thal soll kriechen / Actaeon bald nach solchem Fluch / Ein Hirsch wirdt/ lieff in Spiesse / Vber Berg vnnd Thal sein Speisesucht / Welchen endlich zerrissen / Sein eigen Hund/ darauß wir sein / Zu aller zeit sollen lernen / Daß wir nicht sollen vermessen seyn / Sondern solch fliehen ferrne. Vermessenheit ein Laster ist / Wer solch nicht wil begeben / Der kompt/ glaub mir/ zu jeder frist / Endlich vmb Leib vnd Leben / Drumb so bleib in deinem Standt / Allezeit ohn alles scheuwen / So bleibstu allezeit deinem Land / Solchs wirt dich nimmer rewen. Actaeon ego sum, miser ingeminare volebat, At celeres trepidu, corripuere canes. Poenituit vidisse Deas, vidisse Dianam, Sera sed haec misero tum metanoea fuit. Darüber diese meine meynung ist/ daß die Diana ein schöne Nympha gewesen/ deren Actaeon auß grosser begierd viel vnd manscherley nachgetrachtet/ sie vermeynt zu erobern/ wie er aber ein grober vngehenwer Jäger gewesen/ vnnd sie keine Lieb vnnd Lusten jm gehabt/ sonder ewige Jung- als sie ewige Jungfrawschafft gelobet/ hat sie menschliche Gesellschafft verlassen/ vnnd in einen Waldt sich begeben/ allda vnter einem nicht von Kunst/ sondern von Natur gewölbten Felsen vnd Schwiebbogen/ darauß ein lustiger küler Brunnen sprin get/ jhre Wohnung sampt jhren Gespielen gehabt/ die zeit mit Jagen vnd Hetzen vollführet vnd zubracht/ Vnnd als sie auff ein zeit müde/ sich in dem Wasser gebadet/ ist ohn alles gefähr Actaeon der Jäger auff sie gestossen/ vnnd sie entblösset gesehen/ darüber sie erschrocken/ vnnd ergrimmet/ als bald Hirschhörner auffgesetzt/ lange Arme vnnd Bein gemacht/ daß er von sinen Hunden/ als ein Hirsch / ist zerrissen worden/ daher die Verß: Venerat Actaeon canibus comitatus opacum Ad nemus, & triplicis flumina sancta Deae. Vidit ibi imprudens, nudam sine veste Dianam, Quae sua cum Nymphis membra lauabat aqua. (cerui Sed Dea ne cuiquam narraret, cornua Imposuit capiti, [unleserliches Material] longa dedit. Ille metu fugiēs falsa sub imagine cerui, Mox propriis canibus praeda cruentae fuit. Actaeon kühn vnd wolgestallt / Mit Hunden in dem Holtze / Wolt jagen in dem grünen Wald / Der eble Jäger stoltze / Wz geschicht? als er im grünẽ wald / Kompt in ein schöne Auwen / Darinn Diana im Brunnen kalt / Sich badt mit jren Jungfrawen / Die Göttin voll Zorn wie ein Fewr Entbrannt/ thet gantz verfluchen / So daß Actaeon vngehewr / Im Wald hinfür soll suchen / Gleich wie ein Hirschlein seine speiß / Vber Berg vñ Thal soll kriechen / Actaeon bald nach solchem Fluch / Ein Hirsch wirdt/ lieff in Spiesse / Vber Berg vnnd Thal sein Speisesucht / Welchen endlich zerrissen / Sein eigen Hund/ darauß wir sein / Zu aller zeit sollen lernen / Daß wir nicht sollen vermessen seyn / Sondern solch fliehen ferrne. Vermessenheit ein Laster ist / Wer solch nicht wil begeben / Der kompt/ glaub mir/ zu jeder frist / Endlich vmb Leib vnd Leben / Drumb so bleib in deinem Standt / Allezeit ohn alles scheuwen / So bleibstu allezeit deinem Land / Solchs wirt dich nimmer rewen. Actaeon ego sum, miser ingeminare volebat, At celeres trepidū, corripuere canes. Poenituit vidisse Deas, vidisse Dianam, Sera sed haec misero tum metanoea fuit. Darüber diese meine meynung ist/ daß die Diana ein schöne Nympha gewesen/ deren Actaeon auß grosser begierd viel vnd manscherley nachgetrachtet/ sie vermeynt zu erobern/ wie er aber ein grober vngehenwer Jäger gewesen/ vnnd sie keine Lieb vnnd Lustẽ jm gehabt/ sonder ewige Jung- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0587" n="567"/> als sie ewige Jungfrawschafft gelobet/ hat sie menschliche Gesellschafft verlassen/ vnnd in einen Waldt sich begeben/ allda vnter einem nicht von Kunst/ sondern von Natur gewölbten Felsen vnd Schwiebbogen/ darauß ein lustiger küler Brunnen sprin get/ jhre Wohnung sampt jhren Gespielen gehabt/ die zeit mit Jagen vnd Hetzen vollführet vnd zubracht/ Vnnd als sie auff ein zeit müde/ sich in dem Wasser gebadet/ ist ohn alles gefähr Actaeon der Jäger auff sie gestossen/ vnnd sie entblösset gesehen/ darüber sie erschrocken/ vnnd ergrimmet/ als bald Hirschhörner auffgesetzt/ lange Arme vnnd Bein gemacht/ daß er von sinen Hunden/ als ein Hirsch / ist zerrissen worden/ daher die Verß:</p> <p>Venerat Actaeon canibus comitatus opacum</p> <p>Ad nemus, & triplicis flumina sancta Deae.</p> <p>Vidit ibi imprudens, nudam sine veste Dianam,</p> <p>Quae sua cum Nymphis membra lauabat aqua. 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als sie ewige Jungfrawschafft gelobet/ hat sie menschliche Gesellschafft verlassen/ vnnd in einen Waldt sich begeben/ allda vnter einem nicht von Kunst/ sondern von Natur gewölbten Felsen vnd Schwiebbogen/ darauß ein lustiger küler Brunnen sprin get/ jhre Wohnung sampt jhren Gespielen gehabt/ die zeit mit Jagen vnd Hetzen vollführet vnd zubracht/ Vnnd als sie auff ein zeit müde/ sich in dem Wasser gebadet/ ist ohn alles gefähr Actaeon der Jäger auff sie gestossen/ vnnd sie entblösset gesehen/ darüber sie erschrocken/ vnnd ergrimmet/ als bald Hirschhörner auffgesetzt/ lange Arme vnnd Bein gemacht/ daß er von sinen Hunden/ als ein Hirsch / ist zerrissen worden/ daher die Verß:
Venerat Actaeon canibus comitatus opacum
Ad nemus, & triplicis flumina sancta Deae.
Vidit ibi imprudens, nudam sine veste Dianam,
Quae sua cum Nymphis membra lauabat aqua. (cerui
Sed Dea ne cuiquam narraret, cornua Imposuit capiti, _ longa dedit.
Ille metu fugiēs falsa sub imagine cerui, Mox propriis canibus praeda cruentae fuit.
Actaeon kühn vnd wolgestallt /
Mit Hunden in dem Holtze /
Wolt jagen in dem grünen Wald /
Der eble Jäger stoltze /
Wz geschicht? als er im grünẽ wald /
Kompt in ein schöne Auwen /
Darinn Diana im Brunnen kalt /
Sich badt mit jren Jungfrawen /
Die Göttin voll Zorn wie ein Fewr
Entbrannt/ thet gantz verfluchen /
So daß Actaeon vngehewr /
Im Wald hinfür soll suchen /
Gleich wie ein Hirschlein seine speiß /
Vber Berg vñ Thal soll kriechen /
Actaeon bald nach solchem Fluch /
Ein Hirsch wirdt/ lieff in Spiesse /
Vber Berg vnnd Thal sein Speisesucht /
Welchen endlich zerrissen /
Sein eigen Hund/ darauß wir sein /
Zu aller zeit sollen lernen /
Daß wir nicht sollen vermessen seyn /
Sondern solch fliehen ferrne.
Vermessenheit ein Laster ist /
Wer solch nicht wil begeben /
Der kompt/ glaub mir/ zu jeder frist /
Endlich vmb Leib vnd Leben /
Drumb so bleib in deinem Standt /
Allezeit ohn alles scheuwen /
So bleibstu allezeit deinem Land /
Solchs wirt dich nimmer rewen.
Actaeon ego sum, miser ingeminare volebat,
At celeres trepidū, corripuere canes.
Poenituit vidisse Deas, vidisse Dianam,
Sera sed haec misero tum metanoea fuit.
Darüber diese meine meynung ist/ daß die Diana ein schöne Nympha gewesen/ deren Actaeon auß grosser begierd viel vnd manscherley nachgetrachtet/ sie vermeynt zu erobern/ wie er aber ein grober vngehenwer Jäger gewesen/ vnnd sie keine Lieb vnnd Lustẽ jm gehabt/ sonder ewige Jung-
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Zitationshilfe: | Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614, S. 567. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/587>, abgerufen am 22.07.2024. |