Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614.

Bild:
<< vorherige Seite

Iunonia Olympia.

Zu sparta hat diese ein Tempel gehabt/ vnd gantz altes Bild/ da opfferten die Mütter die jhre Töchter verheyraten.

Venus Ortensis.

Zu Athen ward ein septum Veneris Ortensis genannt/ allda ward ein Nidergang vnter der Erden von Natur vnd nit von Kunst gemacht. In solchen gang begaben sich zwey Jungfraw Canophorae genannt/ so da nit weit von der Palladis Tempel jhre Behausung hatten. Vnd kamen alle tag in den Tempel vnd dienten jr nach gewönlicher weise. Wann nun jhr gewöhnlich vnnd Jährlich Fest kam/ so auff gewisse tage gefeyret ward/ verrichteten sie dieses/ den Tag daruor kammen sie zu der Palladis geweyhete Priesterin bey eyteler Nacht / von welcher sie etliche Körblein mit verborgenen Geheimnussen empfingen/ welchen sie nicht noch die Priesterin wusten/ was darinn war/ vnd nach dem sie solche auff jre häupter genommen/ giengen sie wie oben gesagt zu der geweyheten Höhl der Veneris Ortensis, vnd verliessen solche Körblein allda/ vnnd empfingen etwas anders gleicher massen formieret/ darnach wurden die Jungfrawen frey gelassen/ vnd waren jhres eygen Willens/ setzte zwey andere an jhre Plätz/ vnd führte sie deßwegen in das Schloß/ wie solches Pausanias erzehlet

Vber dieses wahre auch diese Venus dermassen bey allen Völckern verehret/ daß auch sich der mehrertheil vnter den Heyden nicht geschewt/ sie als ein Göttin der Lieb vnd Buhlerey / öffentlich/ vnnd mit vnehrlichen jhres Leibes gewinne zu ehren/ darauß dann nicht allein die grosse Blindtheit/ in welche sie der Feindt Menschliches Geschlecht es gestürtzet/ Sondern auch die vberschwenckliche Barmhertzigkeit Gottes/ durch welche wir von deren erlöset/ zu spühren: Vnnd wöllen wir solche Venus Diener vnnd Wollust Säwe / andern zu abschäwlichen Exempel/ die Viehische Schandtsucht darauß zuerkennen/ anhero setzen/ Insonderheit/ dieweil auch diese Matery mit obgesetzter von den Wasser Menschen Lust seuchtigen vnd wollustbe gierigen Eygenschafften/ vbereinstimmet.

Vnd dieser vmbschweiff zulesen/ auch andern nützlich vnnd ersprießlich sein kan.

Von Sodom vnd Gomorrha.

Ein rechten Fraw Veneris Berg haben die Sodomiter vnd Gomorrher auff gericht vnd gehalten / darin sie allen Vbermuth/ schand vnd Laster getrieben/ daß sie auch die Engel auß Loths Hauß begerten zu sich zureissen. Aber der Herr vom Himmel

Iunonia Olympia.

Zu sparta hat diese ein Tempel gehabt/ vnd gantz altes Bild/ da opfferten die Mütter die jhre Töchter verheyraten.

Venus Ortensis.

Zu Athen ward ein septum Veneris Ortensis genannt/ allda ward ein Nidergang vnter der Erden von Natur vnd nit von Kunst gemacht. In solchen gang begaben sich zwey Jungfraw Canophorae genannt/ so da nit weit von der Palladis Tempel jhre Behausung hatten. Vnd kamen alle tag in den Tempel vnd dienten jr nach gewönlicher weise. Wañ nun jhr gewöhnlich vnnd Jährlich Fest kam/ so auff gewisse tage gefeyret ward/ verrichteten sie dieses/ den Tag daruor kammen sie zu der Palladis geweyhete Priesterin bey eyteler Nacht / von welcher sie etliche Körblein mit verborgenen Geheimnussen empfingen/ welchen sie nicht noch die Priesterin wusten/ was darinn war/ vnd nach dem sie solche auff jre häupter genommen/ giengen sie wie oben gesagt zu der geweyheten Höhl der Veneris Ortensis, vnd verliessen solche Körblein allda/ vnnd empfingen etwas anders gleicher massen formieret/ darnach wurden die Jungfrawen frey gelassen/ vnd waren jhres eygen Willens/ setzte zwey andere an jhre Plätz/ vnd führte sie deßwegen in das Schloß/ wie solches Pausanias erzehlet

Vber dieses wahre auch diese Venus dermassen bey allen Völckern verehret/ daß auch sich der mehrertheil vnter den Heyden nicht geschewt/ sie als ein Göttin der Lieb vnd Buhlerey / öffentlich/ vnnd mit vnehrlichen jhres Leibes gewinne zu ehren/ darauß dann nicht allein die grosse Blindtheit/ in welche sie der Feindt Menschliches Geschlecht es gestürtzet/ Sondern auch die vberschwenckliche Barmhertzigkeit Gottes/ durch welche wir von deren erlöset/ zu spühren: Vnnd wöllen wir solche Venus Diener vnnd Wollust Säwe / andern zu abschäwlichen Exempel/ die Viehische Schandtsucht darauß zuerkennen/ anhero setzen/ Insonderheit/ dieweil auch diese Matery mit obgesetzter von den Wasser Menschen Lust seuchtigen vnd wollustbe gierigen Eygenschafften/ vbereinstimmet.

Vnd dieser vmbschweiff zulesen/ auch andern nützlich vnnd ersprießlich sein kan.

Von Sodom vnd Gomorrha.

Ein rechten Fraw Veneris Berg haben die Sodomiter vnd Gomorrher auff gericht vnd gehalten / darin sie allen Vbermuth/ schand vnd Laster getrieben/ daß sie auch die Engel auß Loths Hauß begerten zu sich zureissen. Aber der Herr vom Himmel

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0536" n="516"/>
        <p>Iunonia Olympia.</p>
        <p>Zu sparta hat diese ein Tempel gehabt/ vnd gantz altes Bild/ da opfferten die Mütter            die jhre Töchter verheyraten.</p>
        <p>Venus Ortensis.</p>
        <p>Zu Athen ward ein septum Veneris Ortensis genannt/ allda ward ein Nidergang vnter der            Erden von Natur vnd nit von Kunst gemacht. In solchen gang begaben sich zwey Jungfraw            Canophorae genannt/ so da nit weit von der Palladis Tempel jhre Behausung hatten. Vnd            kamen alle tag in den Tempel vnd dienten jr nach gewönlicher weise. Wan&#x0303; nun jhr            gewöhnlich vnnd Jährlich Fest kam/ so auff gewisse tage gefeyret ward/ verrichteten sie            dieses/ den Tag daruor kammen sie zu der Palladis geweyhete Priesterin bey eyteler Nacht           / von welcher sie etliche Körblein mit verborgenen Geheimnussen empfingen/ welchen sie            nicht noch die Priesterin wusten/ was darinn war/ vnd nach dem sie solche auff jre            häupter genommen/ giengen sie wie oben gesagt zu der geweyheten Höhl der Veneris            Ortensis, vnd verliessen solche Körblein allda/ vnnd empfingen etwas anders gleicher            massen formieret/ darnach wurden die Jungfrawen frey gelassen/ vnd waren jhres eygen            Willens/ setzte zwey andere an jhre Plätz/ vnd führte sie deßwegen in das Schloß/ wie            solches Pausanias erzehlet</p>
        <p>Vber dieses wahre auch diese Venus dermassen bey allen Völckern verehret/ daß auch sich            der mehrertheil vnter den Heyden nicht geschewt/ sie als ein Göttin der Lieb vnd Buhlerey           / öffentlich/ vnnd mit vnehrlichen jhres Leibes gewinne zu ehren/ darauß dann nicht            allein die grosse Blindtheit/ in welche sie der Feindt Menschliches Geschlecht es            gestürtzet/ Sondern auch die vberschwenckliche Barmhertzigkeit Gottes/ durch welche wir            von deren erlöset/ zu spühren: Vnnd wöllen wir solche Venus Diener vnnd Wollust Säwe /            andern zu abschäwlichen Exempel/ die Viehische Schandtsucht darauß zuerkennen/ anhero            setzen/ Insonderheit/ dieweil auch diese Matery mit obgesetzter von den Wasser Menschen            Lust seuchtigen vnd wollustbe gierigen Eygenschafften/ vbereinstimmet.</p>
        <p>Vnd dieser vmbschweiff zulesen/ auch andern nützlich vnnd ersprießlich sein kan.</p>
        <p>Von Sodom vnd Gomorrha.</p>
        <p>Ein rechten Fraw Veneris Berg haben die Sodomiter vnd Gomorrher auff gericht vnd gehalten           / darin sie allen Vbermuth/ schand vnd Laster getrieben/ daß sie auch die Engel auß            Loths Hauß begerten zu sich zureissen. Aber der Herr vom Himmel
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[516/0536] Iunonia Olympia. Zu sparta hat diese ein Tempel gehabt/ vnd gantz altes Bild/ da opfferten die Mütter die jhre Töchter verheyraten. Venus Ortensis. Zu Athen ward ein septum Veneris Ortensis genannt/ allda ward ein Nidergang vnter der Erden von Natur vnd nit von Kunst gemacht. In solchen gang begaben sich zwey Jungfraw Canophorae genannt/ so da nit weit von der Palladis Tempel jhre Behausung hatten. Vnd kamen alle tag in den Tempel vnd dienten jr nach gewönlicher weise. Wañ nun jhr gewöhnlich vnnd Jährlich Fest kam/ so auff gewisse tage gefeyret ward/ verrichteten sie dieses/ den Tag daruor kammen sie zu der Palladis geweyhete Priesterin bey eyteler Nacht / von welcher sie etliche Körblein mit verborgenen Geheimnussen empfingen/ welchen sie nicht noch die Priesterin wusten/ was darinn war/ vnd nach dem sie solche auff jre häupter genommen/ giengen sie wie oben gesagt zu der geweyheten Höhl der Veneris Ortensis, vnd verliessen solche Körblein allda/ vnnd empfingen etwas anders gleicher massen formieret/ darnach wurden die Jungfrawen frey gelassen/ vnd waren jhres eygen Willens/ setzte zwey andere an jhre Plätz/ vnd führte sie deßwegen in das Schloß/ wie solches Pausanias erzehlet Vber dieses wahre auch diese Venus dermassen bey allen Völckern verehret/ daß auch sich der mehrertheil vnter den Heyden nicht geschewt/ sie als ein Göttin der Lieb vnd Buhlerey / öffentlich/ vnnd mit vnehrlichen jhres Leibes gewinne zu ehren/ darauß dann nicht allein die grosse Blindtheit/ in welche sie der Feindt Menschliches Geschlecht es gestürtzet/ Sondern auch die vberschwenckliche Barmhertzigkeit Gottes/ durch welche wir von deren erlöset/ zu spühren: Vnnd wöllen wir solche Venus Diener vnnd Wollust Säwe / andern zu abschäwlichen Exempel/ die Viehische Schandtsucht darauß zuerkennen/ anhero setzen/ Insonderheit/ dieweil auch diese Matery mit obgesetzter von den Wasser Menschen Lust seuchtigen vnd wollustbe gierigen Eygenschafften/ vbereinstimmet. Vnd dieser vmbschweiff zulesen/ auch andern nützlich vnnd ersprießlich sein kan. Von Sodom vnd Gomorrha. Ein rechten Fraw Veneris Berg haben die Sodomiter vnd Gomorrher auff gericht vnd gehalten / darin sie allen Vbermuth/ schand vnd Laster getrieben/ daß sie auch die Engel auß Loths Hauß begerten zu sich zureissen. Aber der Herr vom Himmel

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/536
Zitationshilfe: Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614, S. 516. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/536>, abgerufen am 26.05.2024.