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Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614.

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Et magis hic pueris intentat funera mor tis,

Christiadum vt tollat sancta Lycaea scholae,

Hunc tu Christe potens, saeuum compesce tyrannum,

Ne vastet coetus alueolosque tuos.

Anno ein tausent zweyhundert Jar /

Vnd achtzig vier die jarzahl war /

Zu Hamel in der werthen Statt

In Sachsen sich verlauffen hat /

Wie daß ohn Zahl viel Mäuß vnnd Ratten

In der Statt eingenistet hatten /

Die Bürger vnd ein Erbar Rath

Wusten nit wie man solchen that /

Auff daß sie solcher Mäuß vnd Ratten

Loß würden/ denn sie niemandt hatten /

Der solch gäntzlich vertreiben kont /

Darauff sich anbott baldt zur stundt

Ein Abenthewer/ welcher fron

Dingt mit der Statt vmb gwissen Lohn.

Was geschicht? der Abenthewr

Mit einer Sackpfeiff vngehewr /

Als er anbließ ein Tantz mit schall /

Die Mäuß solchem Lied folgten all

In einer Ordnung auß der Statt /

Welch er denn all ersäuffet hat.

Nach welcher That der vngehewr /

Sein Lohn begert der Abenthewr /

Als aber den gedingten Solt

Ein Erbar Rath nit geben wolt /

Sonder dem Abenthewer fron

Kaum geben wolt den halben lohn /

Sprach er zu jhnen gantz ohn scheuwen /

Daß sie solchs gar baldt würd gerewen /

Denn er solchs gröblich rechen wolt /

Weil man jhm nicht geb seinen Goldt.

Solch vberauß nun Wehe vnd Leyd /

Auff dz ers ins werck richten thet /

So gienger in der gantzen Statt /

Der Abenthewer pfeiff gar drat

Auff einer grossen Sackpfeiffen /

Auff welcher er künstlich thet greif fen /

Daß hohe Berg vnd tieffe Thal

Von solchem Thon vnnd Klang erschal /

Mit welcher Pfeiff dann auß der Statt

Die Kinder er verführet hat /

An der Zahl hundert vnd dreyssig /

Wie auffgezeichnet ist fleissig /

Der Abenthewer allzumal

Die Kinder ohn Maß vnnd ohn Zahl /

Außgnommen nur ein kleines Kind /

Welches der Sackpfeiff nicht so gschwind

Als die andern nachfolgen kont /

Von fernen sah wie dz zur stundt

Der Sackpfeiffer mit grossem Leydt

Die Kinder all verführen thet /

Die Kinder all/ glaub mir vnd merck /

In einen grossen wunder Berg /

Welch Abenthewr das einig Kindt

Alsbaldt inn der Statt sagt geschwindt /

Die Eltern aber ob sie all /

Die Kinder vber Berg vnd Thal

Et magis hic pueris intentat funera mor tis,

Christiadum vt tollat sancta Lycaea scholae,

Hunc tu Christe potens, saeuum compesce tyrannum,

Ne vastet coetus alueolosque tuos.

Anno ein tausent zweyhundert Jar /

Vnd achtzig vier die jarzahl war /

Zu Hamel in der werthen Statt

In Sachsen sich verlauffen hat /

Wie daß ohn Zahl viel Mäuß vnnd Ratten

In der Statt eingenistet hatten /

Die Bürger vnd ein Erbar Rath

Wusten nit wie man solchẽ that /

Auff daß sie solcher Mäuß vnd Ratten

Loß würden/ denn sie niemandt hatten /

Der solch gäntzlich vertreiben kont /

Darauff sich anbott baldt zur stundt

Ein Abenthewer/ welcher fron

Dingt mit der Statt vmb gwissen Lohn.

Was geschicht? der Abenthewr

Mit einer Sackpfeiff vngehewr /

Als er anbließ ein Tantz mit schall /

Die Mäuß solchem Lied folgtẽ all

In einer Ordnung auß der Statt /

Welch er denn all ersäuffet hat.

Nach welcher That der vngehewr /

Sein Lohn begert der Abenthewr /

Als aber den gedingten Solt

Ein Erbar Rath nit geben wolt /

Sonder dem Abenthewer fron

Kaum gebẽ wolt den halben lohn /

Sprach er zu jhnen gantz ohn scheuwen /

Daß sie solchs gar baldt würd gerewen /

Denn er solchs gröblich rechen wolt /

Weil man jhm nicht geb seinen Goldt.

Solch vberauß nun Wehe vñ Leyd /

Auff dz ers ins werck richten thet /

So gienger in der gantzen Statt /

Der Abenthewer pfeiff gar drat

Auff einer grossen Sackpfeiffen /

Auff welcher er künstlich thet greif fen /

Daß hohe Berg vnd tieffe Thal

Von solchem Thon vnnd Klang erschal /

Mit welcher Pfeiff dann auß der Statt

Die Kinder er verführet hat /

An der Zahl hundert vnd dreyssig /

Wie auffgezeichnet ist fleissig /

Der Abenthewer allzumal

Die Kinder ohn Maß vnnd ohn Zahl /

Außgnommen nur ein kleines Kind /

Welches der Sackpfeiff nicht so gschwind

Als die andern nachfolgen kont /

Von fernen sah wie dz zur stundt

Der Sackpfeiffer mit grossem Leydt

Die Kinder all verführen thet /

Die Kinder all/ glaub mir vñ merck /

In einen grossen wunder Berg /

Welch Abenthewr das einig Kindt

Alsbaldt inn der Statt sagt geschwindt /

Die Eltern aber ob sie all /

Die Kinder vber Berg vnd Thal

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        <p>Vnd achtzig vier die jarzahl war /</p>
        <p>Zu Hamel in der werthen Statt</p>
        <p>In Sachsen sich verlauffen hat /</p>
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        <p>Darauff sich anbott baldt zur stundt</p>
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        <p>In einer Ordnung auß der Statt /</p>
        <p>Welch er denn all ersäuffet hat.</p>
        <p>Nach welcher That der vngehewr /</p>
        <p>Sein Lohn begert der Abenthewr /</p>
        <p>Als aber den gedingten Solt</p>
        <p>Ein Erbar Rath nit geben wolt /</p>
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        <p>Kaum gebe&#x0303; wolt den halben lohn /</p>
        <p>Sprach er zu jhnen gantz ohn scheuwen /</p>
        <p>Daß sie solchs gar baldt würd gerewen /</p>
        <p>Denn er solchs gröblich rechen wolt /</p>
        <p>Weil man jhm nicht geb seinen Goldt.</p>
        <p>Solch vberauß nun Wehe vn&#x0303; Leyd /</p>
        <p>Auff dz ers ins werck richten thet /</p>
        <p>So gienger in der gantzen Statt /</p>
        <p>Der Abenthewer pfeiff gar drat</p>
        <p>Auff einer grossen Sackpfeiffen /</p>
        <p>Auff welcher er künstlich thet greif fen /</p>
        <p>Daß hohe Berg vnd tieffe Thal</p>
        <p>Von solchem Thon vnnd Klang erschal /</p>
        <p>Mit welcher Pfeiff dann auß der Statt</p>
        <p>Die Kinder er verführet hat /</p>
        <p>An der Zahl hundert vnd dreyssig /</p>
        <p>Wie auffgezeichnet ist fleissig /</p>
        <p>Der Abenthewer allzumal</p>
        <p>Die Kinder ohn Maß vnnd ohn Zahl /</p>
        <p>Außgnommen nur ein kleines Kind /</p>
        <p>Welches der Sackpfeiff nicht so gschwind</p>
        <p>Als die andern nachfolgen kont /</p>
        <p>Von fernen sah wie dz zur stundt</p>
        <p>Der Sackpfeiffer mit grossem Leydt</p>
        <p>Die Kinder all verführen thet /</p>
        <p>Die Kinder all/ glaub mir vn&#x0303; merck /</p>
        <p>In einen grossen wunder Berg /</p>
        <p>Welch Abenthewr das einig Kindt</p>
        <p>Alsbaldt inn der Statt sagt geschwindt /</p>
        <p>Die Eltern aber ob sie all /</p>
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[482/0502] Et magis hic pueris intentat funera mor tis, Christiadum vt tollat sancta Lycaea scholae, Hunc tu Christe potens, saeuum compesce tyrannum, Ne vastet coetus alueolosque tuos. Anno ein tausent zweyhundert Jar / Vnd achtzig vier die jarzahl war / Zu Hamel in der werthen Statt In Sachsen sich verlauffen hat / Wie daß ohn Zahl viel Mäuß vnnd Ratten In der Statt eingenistet hatten / Die Bürger vnd ein Erbar Rath Wusten nit wie man solchẽ that / Auff daß sie solcher Mäuß vnd Ratten Loß würden/ denn sie niemandt hatten / Der solch gäntzlich vertreiben kont / Darauff sich anbott baldt zur stundt Ein Abenthewer/ welcher fron Dingt mit der Statt vmb gwissen Lohn. Was geschicht? der Abenthewr Mit einer Sackpfeiff vngehewr / Als er anbließ ein Tantz mit schall / Die Mäuß solchem Lied folgtẽ all In einer Ordnung auß der Statt / Welch er denn all ersäuffet hat. Nach welcher That der vngehewr / Sein Lohn begert der Abenthewr / Als aber den gedingten Solt Ein Erbar Rath nit geben wolt / Sonder dem Abenthewer fron Kaum gebẽ wolt den halben lohn / Sprach er zu jhnen gantz ohn scheuwen / Daß sie solchs gar baldt würd gerewen / Denn er solchs gröblich rechen wolt / Weil man jhm nicht geb seinen Goldt. Solch vberauß nun Wehe vñ Leyd / Auff dz ers ins werck richten thet / So gienger in der gantzen Statt / Der Abenthewer pfeiff gar drat Auff einer grossen Sackpfeiffen / Auff welcher er künstlich thet greif fen / Daß hohe Berg vnd tieffe Thal Von solchem Thon vnnd Klang erschal / Mit welcher Pfeiff dann auß der Statt Die Kinder er verführet hat / An der Zahl hundert vnd dreyssig / Wie auffgezeichnet ist fleissig / Der Abenthewer allzumal Die Kinder ohn Maß vnnd ohn Zahl / Außgnommen nur ein kleines Kind / Welches der Sackpfeiff nicht so gschwind Als die andern nachfolgen kont / Von fernen sah wie dz zur stundt Der Sackpfeiffer mit grossem Leydt Die Kinder all verführen thet / Die Kinder all/ glaub mir vñ merck / In einen grossen wunder Berg / Welch Abenthewr das einig Kindt Alsbaldt inn der Statt sagt geschwindt / Die Eltern aber ob sie all / Die Kinder vber Berg vnd Thal

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Zitationshilfe: Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614, S. 482. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/502>, abgerufen am 26.05.2024.