Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614.Zeichen ist/ daß sie kein Handewerck treiben/ als welchs dardurch verhindert wird/ sagen auch daß sie es thun / damit sie desto mehr krafft in händen haben/ etwas zu fassen/ vnd damit sie das Rappier desto fleiffer halten können/ welches etliche Portugesen vnd Mesticos nunmehr auch nachthun wie die Affen: haben dieselbige Opinion von den Nayros gelehrnet/ deren sehr viel in India sind/ vnd lassen jhre Nägel vmb ebenmässiger vrsachen willen wachsen. Die fürnemsten von diesen Nayros/ welche gleich Hauptleut oder Capitenen sind vber etliche andere die vnter jhrem gebiet sind/ die tragen ein güldenes oder silbernes Braselette oder Armband vber den Elenbogen: deßgleichen thun auch die Landherrn/ Legaten / vnd die Könige/ darbey man sie von andern vnterscheiden kan/ denn sonsten gehen sie alle gleich nackent/ wie gesagt ist. Es werden auch die König/ Landherrn/ vnd andere Hauptleut vnd Capitenen/ wenn sie außgehen/ von den Nayros wol beleitet vnnd bewahret / sie sind alle gute vnd steiffe Soldaten/ jre geberden stehen jhnen Mannlich vnd tapffer an. Sie sind sehr rachgirig auch daß/ wenn sie in einem Nachen oder sonstenwo wieder jre Feinde streiten/ vnnd sichs etwa begibt/ daß einer mit einem Spieß durch den Leib gestochen wirdt/ derselbig in keinem weg abweichen/ sondern wenn er den Spieß in der eil nicht herauß bringen kan/ zeugt er denselbigen mit beyden Händen nach sich/ vnd stösset jn vollent durch den Leib/ damit er zu dem jenigen nahen mög/ der jhm den Schaden gethan hat/ sich an jhm zu rechen. Es darff der König die Nayros nicht mit recht fürnehmen / noch durch ein offentlich Gericht zum todt vervrtheilen/ oder offentlich tödten lassen / Denn im fall sie den todt verdient haben/ so läst er sie durch andere Nayros vmbbringen. Es dörffen sich die Töchter der Nayros zu niemandt anders halten/ noch gemeinschafft mit jemandt haben/ als nur allein zu denen welche auch Nayros sind/ wiewol sie heimlicher weiß/ sich auch zu den Portugesen vnd Christen finden lassen/ so es aber die Nayros innen werden/ vnd sie auff der that begreiffen/ mögen sie dieselbigen auff der stät tödten/ ohn einigs einreden. Sie haben bey allen Flecken eingegraben wasser/ gleich eim graben/ so öffentlich am wege stehet/ vnnd darbey jederman mag fürüber passiren/ in welchem sie sich jhrer Gewonheit nach/ alle morgen wenn sie auffstehen/ pflegen zu weschen/ fangen erstlich von vnten an/ darnach waschen sie dz haupt vnd dz angesicht/ welches beyd die Männer vnd die weiber also im Brauch haben/ schemen sich für niemand der fürüber gehe/ es sey auch wer es wölle/ oder für denen welche etwan da bey jnen stehen bleiben/ vnd zusehen/ ja solchs thut der König selbsten. Dasselbig wasser ist so grün vol schlei mes vnd stinckent/ das man muß für gestanck die Nasen zuhalten/ wann man hin kommt: sie halten es gäntzlich Zeichen ist/ daß sie kein Handewerck treiben/ als welchs dardurch verhindert wird/ sagen auch daß sie es thun / damit sie desto mehr krafft in händen haben/ etwas zu fassen/ vnd damit sie das Rappier desto fleiffer halten können/ welches etliche Portugesen vnd Mesticos nunmehr auch nachthun wie die Affen: haben dieselbige Opinion von den Nayros gelehrnet/ deren sehr viel in India sind/ vnd lassen jhre Nägel vmb ebenmässiger vrsachen willen wachsen. Die fürnemstẽ von diesen Nayros/ welche gleich Hauptleut oder Capitenen sind vber etliche andere die vnter jhrem gebiet sind/ die tragen ein güldenes oder silbernes Braselette oder Armband vber den Elenbogen: deßgleichen thun auch die Landherrn/ Legaten / vnd die Könige/ darbey man sie von andern vnterscheiden kan/ denn sonsten gehen sie alle gleich nackent/ wie gesagt ist. Es werden auch die König/ Landherrn/ vnd andere Hauptleut vnd Capitenen/ wenn sie außgehen/ von den Nayros wol beleitet vnnd bewahret / sie sind alle gute vnd steiffe Soldaten/ jre geberden stehen jhnen Mannlich vnd tapffer an. Sie sind sehr rachgirig auch daß/ wenn sie in einem Nachen oder sonstenwo wieder jre Feinde streiten/ vnnd sichs etwa begibt/ daß einer mit einem Spieß durch den Leib gestochen wirdt/ derselbig in keinem weg abweichen/ sondern wenn er den Spieß in der eil nicht herauß bringen kan/ zeugt er denselbigen mit beyden Händen nach sich/ vnd stösset jn vollent durch den Leib/ damit er zu dem jenigen nahen mög/ der jhm den Schaden gethan hat/ sich an jhm zu rechen. Es darff der König die Nayros nicht mit recht fürnehmen / noch durch ein offentlich Gericht zum todt vervrtheilen/ oder offentlich tödten lassen / Denn im fall sie den todt verdient haben/ so läst er sie durch andere Nayros vmbbringen. Es dörffen sich die Töchter der Nayros zu niemandt anders halten/ noch gemeinschafft mit jemandt haben/ als nur allein zu denen welche auch Nayros sind/ wiewol sie heimlicher weiß/ sich auch zu den Portugesen vnd Christen finden lassen/ so es aber die Nayros innen werden/ vnd sie auff der that begreiffen/ mögen sie dieselbigen auff der stät tödten/ ohn einigs einreden. Sie haben bey allen Flecken eingegraben wasser/ gleich eim graben/ so öffentlich am wege stehet/ vnnd darbey jederman mag fürüber passiren/ in welchem sie sich jhrer Gewonheit nach/ alle morgen wenn sie auffstehen/ pflegen zu weschen/ fangẽ erstlich von vntẽ an/ darnach waschẽ sie dz haupt vnd dz angesicht/ welches beyd die Männer vnd die weiber also im Brauch haben/ schemen sich für niemand der fürüber gehe/ es sey auch wer es wölle/ oder für denen welche etwan da bey jnen stehen bleiben/ vñ zusehẽ/ ja solchs thut der König selbsten. 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Die fürnemstẽ von diesen Nayros/ welche gleich Hauptleut oder Capitenen sind vber etliche andere die vnter jhrem gebiet sind/ die tragen ein güldenes oder silbernes Braselette oder Armband vber den Elenbogen: deßgleichen thun auch die Landherrn/ Legaten / vnd die Könige/ darbey man sie von andern vnterscheiden kan/ denn sonsten gehen sie alle gleich nackent/ wie gesagt ist. Es werden auch die König/ Landherrn/ vnd andere Hauptleut vnd Capitenen/ wenn sie außgehen/ von den Nayros wol beleitet vnnd bewahret / sie sind alle gute vnd steiffe Soldaten/ jre geberden stehen jhnen Mannlich vnd tapffer an. Sie sind sehr rachgirig auch daß/ wenn sie in einem Nachen oder sonstenwo wieder jre Feinde streiten/ vnnd sichs etwa begibt/ daß einer mit einem Spieß durch den Leib gestochen wirdt/ derselbig in keinem weg abweichen/ sondern wenn er den Spieß in der eil nicht herauß bringen kan/ zeugt er denselbigen mit beyden Händen nach sich/ vnd stösset jn vollent durch den Leib/ damit er zu dem jenigen nahen mög/ der jhm den Schaden gethan hat/ sich an jhm zu rechen. Es darff der König die Nayros nicht mit recht fürnehmen / noch durch ein offentlich Gericht zum todt vervrtheilen/ oder offentlich tödten lassen / Denn im fall sie den todt verdient haben/ so läst er sie durch andere Nayros vmbbringen.</p> <p>Es dörffen sich die Töchter der Nayros zu niemandt anders halten/ noch gemeinschafft mit jemandt haben/ als nur allein zu denen welche auch Nayros sind/ wiewol sie heimlicher weiß/ sich auch zu den Portugesen vnd Christen finden lassen/ so es aber die Nayros innen werden/ vnd sie auff der that begreiffen/ mögen sie dieselbigen auff der stät tödten/ ohn einigs einreden. Sie haben bey allen Flecken eingegraben wasser/ gleich eim graben/ so öffentlich am wege stehet/ vnnd darbey jederman mag fürüber passiren/ in welchem sie sich jhrer Gewonheit nach/ alle morgen wenn sie auffstehen/ pflegen zu weschen/ fangẽ erstlich von vntẽ an/ darnach waschẽ sie dz haupt vnd dz angesicht/ welches beyd die Männer vnd die weiber also im Brauch haben/ schemen sich für niemand der fürüber gehe/ es sey auch wer es wölle/ oder für denen welche etwan da bey jnen stehen bleiben/ vñ zusehẽ/ ja solchs thut der König selbsten. Dasselbig wasser ist so grün vol schlei mes vnd stinckent/ das man muß für gestanck die Nasen zuhalten/ wann man hin kom̃t: sie halten es gäntzlich </p> </div> </body> </text> </TEI> [395/0415]
Zeichen ist/ daß sie kein Handewerck treiben/ als welchs dardurch verhindert wird/ sagen auch daß sie es thun / damit sie desto mehr krafft in händen haben/ etwas zu fassen/ vnd damit sie das Rappier desto fleiffer halten können/ welches etliche Portugesen vnd Mesticos nunmehr auch nachthun wie die Affen: haben dieselbige Opinion von den Nayros gelehrnet/ deren sehr viel in India sind/ vnd lassen jhre Nägel vmb ebenmässiger vrsachen willen wachsen. Die fürnemstẽ von diesen Nayros/ welche gleich Hauptleut oder Capitenen sind vber etliche andere die vnter jhrem gebiet sind/ die tragen ein güldenes oder silbernes Braselette oder Armband vber den Elenbogen: deßgleichen thun auch die Landherrn/ Legaten / vnd die Könige/ darbey man sie von andern vnterscheiden kan/ denn sonsten gehen sie alle gleich nackent/ wie gesagt ist. Es werden auch die König/ Landherrn/ vnd andere Hauptleut vnd Capitenen/ wenn sie außgehen/ von den Nayros wol beleitet vnnd bewahret / sie sind alle gute vnd steiffe Soldaten/ jre geberden stehen jhnen Mannlich vnd tapffer an. Sie sind sehr rachgirig auch daß/ wenn sie in einem Nachen oder sonstenwo wieder jre Feinde streiten/ vnnd sichs etwa begibt/ daß einer mit einem Spieß durch den Leib gestochen wirdt/ derselbig in keinem weg abweichen/ sondern wenn er den Spieß in der eil nicht herauß bringen kan/ zeugt er denselbigen mit beyden Händen nach sich/ vnd stösset jn vollent durch den Leib/ damit er zu dem jenigen nahen mög/ der jhm den Schaden gethan hat/ sich an jhm zu rechen. Es darff der König die Nayros nicht mit recht fürnehmen / noch durch ein offentlich Gericht zum todt vervrtheilen/ oder offentlich tödten lassen / Denn im fall sie den todt verdient haben/ so läst er sie durch andere Nayros vmbbringen.
Es dörffen sich die Töchter der Nayros zu niemandt anders halten/ noch gemeinschafft mit jemandt haben/ als nur allein zu denen welche auch Nayros sind/ wiewol sie heimlicher weiß/ sich auch zu den Portugesen vnd Christen finden lassen/ so es aber die Nayros innen werden/ vnd sie auff der that begreiffen/ mögen sie dieselbigen auff der stät tödten/ ohn einigs einreden. Sie haben bey allen Flecken eingegraben wasser/ gleich eim graben/ so öffentlich am wege stehet/ vnnd darbey jederman mag fürüber passiren/ in welchem sie sich jhrer Gewonheit nach/ alle morgen wenn sie auffstehen/ pflegen zu weschen/ fangẽ erstlich von vntẽ an/ darnach waschẽ sie dz haupt vnd dz angesicht/ welches beyd die Männer vnd die weiber also im Brauch haben/ schemen sich für niemand der fürüber gehe/ es sey auch wer es wölle/ oder für denen welche etwan da bey jnen stehen bleiben/ vñ zusehẽ/ ja solchs thut der König selbsten. Dasselbig wasser ist so grün vol schlei mes vnd stinckent/ das man muß für gestanck die Nasen zuhalten/ wann man hin kom̃t: sie halten es gäntzlich
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Zitationshilfe: | Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/415>, abgerufen am 16.02.2025. |