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Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614.

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ob sie wol als Schiffknecht in Indien kommen sind/ vnnd zuuor in Portugal die zeit jhres Lebens vber anders nichts/ als nur Fischers Buben gewesen sind/ sie würden es für ein grosse Verkleinerung jhres Ansehens vnd Autoritet/ die sie in Indien haben/ vnd darfür sie wöllen gehalten seyn / auffnemmen/ sondern sie fahren für Schiffmänner/ vnd lassen sich Capitän/ Stewrleut vnd Patronen schelten vnd nicht geringere/ Denn solt einer vmb einen Grad geringer seyn / dasselbige würde jm die Tag seines Lebens verwiesen vnd verächtlich nach geredt werden / welches denn den Portugesen in keinem weg zu leiden stünde. Diese Abexyns vnnd Arabier dienen vmb ein gering Gelt/ sind auch sehr dienstlich/ wenn sie sich verdingt haben / also daß/ wenn sie zuzeiten geschlagen werden/ nit wie Slauen/ sondern wie Hunde / dasselbige mit grosser gedult verschmertzen/ ohn einiges widerbellen/ sie haben gemeiniglich Weib vnd Kinder bey sich im schiff/ darauff sie sich verdingt haben/ welche allezeit mit jhnen fahren/ es seye gleich wohin es wölle: Sie kochen jhr eygen Essenspeiß / so da ist Reyß in wasser gesotten/ vnd mit gesaltzenem Fisch gessen.

Die Vrsach aber/ warumb sie die Weiber gern bey sich im schiff haben/ ist diese / nemlich dieweil man Sommerszeiten am meinsten auff dem Meer fähret/ zu welcher zeit das wasser allzeit still/ vnnd gut darauff zu fahren ist/ von wegen der guten winde. Sie haben gemeiniglich nur einen Portugalesen/ oder je zween bey sich/ welcher Capitän vnnd Stewrmann ist/ vber dieselbige haben sie auch einen Patron/ derselbige ist gemeiniglich ein Arabier/ nennen jhn Macodon, er regieret die Abexyns vnd die Arabische Schiffknecht / welche vnter seinem Gewalt vnd befelch sind/ gleich als wenn sie Sclauen oder Leibeygene weren. Dieser Macodon ist der jenige/ welcher mit der Herrschafft handelt/ wie viel er schiffknecht auffnemmen soll/ seine Bezahlung vnd Rechnung geschicht allein von dem Monatlichen Soldt/ als denn hat er seine besondere rechnung mit den Schiffknechten/ mit welchen sich die Herrschafft der Schiff nit bemühet/ noch mit jhnen zuthun hat.

Es gebrauchen diese Schiff/ denn sie fahren keine Fässer mit wasser/ dieweil deren keine sind in gantz Indien/ auch keine allda gemacht werden/ denn sie werden auß Portugal dahin gebracht/ vnd die/ welche von den Portugalesischen Schiffen da bleiben. An statt der Fässer aber gebrauchen sie einen grossen vierecketen Trog/ welcher bey den grossen Mastbaum/ auff dem Grundt ist zu vnterst. Derselbig Trog ist wol verpicht vnd beschlossen/ darinn führen sie so viel wassers/ als sie bedüncket/ daß sie zu vorhabender Reyß bedürffen. Der Capitän/ der Schi[unleserliches Material]mann oder der Stewrmann/ die Kauffleute/ vnnd Wanders gefärten/ deren hat jeder seine besondere Kost für sich selbst / vnd jhr besonders

ob sie wol als Schiffknecht in Indien kommen sind/ vnnd zuuor in Portugal die zeit jhres Lebens vber anders nichts/ als nur Fischers Buben gewesen sind/ sie würden es für ein grosse Verkleinerung jhres Ansehens vñ Autoritet/ die sie in Indien haben/ vnd darfür sie wöllen gehalten seyn / auffnemmen/ sondern sie fahren für Schiffmänner/ vnd lassen sich Capitän/ Stewrleut vnd Patronen schelten vnd nicht geringere/ Denn solt einer vmb einen Grad geringer seyn / dasselbige würde jm die Tag seines Lebens verwiesen vnd verächtlich nach geredt werden / welches denn den Portugesen in keinem weg zu leiden stünde. Diese Abexyns vnnd Arabier dienen vmb ein gering Gelt/ sind auch sehr dienstlich/ wenn sie sich verdingt haben / also daß/ wenn sie zuzeiten geschlagen werden/ nit wie Slauen/ sondern wie Hunde / dasselbige mit grosser gedult verschmertzen/ ohn einiges widerbellen/ sie haben gemeiniglich Weib vnd Kinder bey sich im schiff/ darauff sie sich verdingt haben/ welche allezeit mit jhnen fahren/ es seye gleich wohin es wölle: Sie kochen jhr eygen Essenspeiß / so da ist Reyß in wasser gesotten/ vnd mit gesaltzenem Fisch gessen.

Die Vrsach aber/ warumb sie die Weiber gern bey sich im schiff haben/ ist diese / nemlich dieweil man Sommerszeiten am meinsten auff dem Meer fähret/ zu welcher zeit das wasser allzeit still/ vnnd gut darauff zu fahren ist/ von wegen der guten winde. Sie haben gemeiniglich nur einen Portugalesen/ oder je zween bey sich/ welcher Capitän vnnd Stewrmann ist/ vber dieselbige haben sie auch einen Patron/ derselbige ist gemeiniglich ein Arabier/ nennen jhn Macodon, er regieret die Abexyns vnd die Arabische Schiffknecht / welche vnter seinem Gewalt vnd befelch sind/ gleich als wenn sie Sclauen oder Leibeygene weren. Dieser Macodon ist der jenige/ welcher mit der Herrschafft handelt/ wie viel er schiffknecht auffnemmen soll/ seine Bezahlung vnd Rechnung geschicht allein von dem Monatlichen Soldt/ als denn hat er seine besondere rechnung mit den Schiffknechten/ mit welchen sich die Herrschafft der Schiff nit bemühet/ noch mit jhnen zuthun hat.

Es gebrauchen diese Schiff/ deñ sie fahren keine Fässer mit wasser/ dieweil deren keine sind in gantz Indien/ auch keine allda gemacht werden/ denn sie werden auß Portugal dahin gebracht/ vñ die/ welche von den Portugalesischen Schiffen da bleiben. An statt der Fässer aber gebrauchen sie einen grossen vierecketen Trog/ welcher bey dẽ grossen Mastbaum/ auff dem Grundt ist zu vnterst. Derselbig Trog ist wol verpicht vnd beschlossen/ darinn führen sie so viel wassers/ als sie bedüncket/ daß sie zu vorhabender Reyß bedürffen. Der Capitän/ der Schi[unleserliches Material]mann oder der Stewrmann/ die Kauffleute/ vnnd Wanders gefärten/ deren hat jeder seine besondere Kost für sich selbst / vnd jhr besonders

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[387/0407] ob sie wol als Schiffknecht in Indien kommen sind/ vnnd zuuor in Portugal die zeit jhres Lebens vber anders nichts/ als nur Fischers Buben gewesen sind/ sie würden es für ein grosse Verkleinerung jhres Ansehens vñ Autoritet/ die sie in Indien haben/ vnd darfür sie wöllen gehalten seyn / auffnemmen/ sondern sie fahren für Schiffmänner/ vnd lassen sich Capitän/ Stewrleut vnd Patronen schelten vnd nicht geringere/ Denn solt einer vmb einen Grad geringer seyn / dasselbige würde jm die Tag seines Lebens verwiesen vnd verächtlich nach geredt werden / welches denn den Portugesen in keinem weg zu leiden stünde. Diese Abexyns vnnd Arabier dienen vmb ein gering Gelt/ sind auch sehr dienstlich/ wenn sie sich verdingt haben / also daß/ wenn sie zuzeiten geschlagen werden/ nit wie Slauen/ sondern wie Hunde / dasselbige mit grosser gedult verschmertzen/ ohn einiges widerbellen/ sie haben gemeiniglich Weib vnd Kinder bey sich im schiff/ darauff sie sich verdingt haben/ welche allezeit mit jhnen fahren/ es seye gleich wohin es wölle: Sie kochen jhr eygen Essenspeiß / so da ist Reyß in wasser gesotten/ vnd mit gesaltzenem Fisch gessen. Die Vrsach aber/ warumb sie die Weiber gern bey sich im schiff haben/ ist diese / nemlich dieweil man Sommerszeiten am meinsten auff dem Meer fähret/ zu welcher zeit das wasser allzeit still/ vnnd gut darauff zu fahren ist/ von wegen der guten winde. Sie haben gemeiniglich nur einen Portugalesen/ oder je zween bey sich/ welcher Capitän vnnd Stewrmann ist/ vber dieselbige haben sie auch einen Patron/ derselbige ist gemeiniglich ein Arabier/ nennen jhn Macodon, er regieret die Abexyns vnd die Arabische Schiffknecht / welche vnter seinem Gewalt vnd befelch sind/ gleich als wenn sie Sclauen oder Leibeygene weren. Dieser Macodon ist der jenige/ welcher mit der Herrschafft handelt/ wie viel er schiffknecht auffnemmen soll/ seine Bezahlung vnd Rechnung geschicht allein von dem Monatlichen Soldt/ als denn hat er seine besondere rechnung mit den Schiffknechten/ mit welchen sich die Herrschafft der Schiff nit bemühet/ noch mit jhnen zuthun hat. Es gebrauchen diese Schiff/ deñ sie fahren keine Fässer mit wasser/ dieweil deren keine sind in gantz Indien/ auch keine allda gemacht werden/ denn sie werden auß Portugal dahin gebracht/ vñ die/ welche von den Portugalesischen Schiffen da bleiben. An statt der Fässer aber gebrauchen sie einen grossen vierecketen Trog/ welcher bey dẽ grossen Mastbaum/ auff dem Grundt ist zu vnterst. Derselbig Trog ist wol verpicht vnd beschlossen/ darinn führen sie so viel wassers/ als sie bedüncket/ daß sie zu vorhabender Reyß bedürffen. Der Capitän/ der Schi_ mann oder der Stewrmann/ die Kauffleute/ vnnd Wanders gefärten/ deren hat jeder seine besondere Kost für sich selbst / vnd jhr besonders

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Zitationshilfe: Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/407>, abgerufen am 22.11.2024.