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Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614.

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ten wurde/ hat sie sich ins Mausoleun oder Königreiche begrägnuß/ dahin der Antonius begraben worden verfüget/ sich neben Antonij Leichnam oder sarck gesetzt/ mit vorwendung/ als daß sie den Antonium jren Ehemann betrawren wolte/ vnnd hat in deme etliche Schlangen heimlich bey sich gehabt / vnnd an dem Leib jhre Adern durchstechen vnnd außsaugen lassen/ daß sie gleich als schlaffent/ getödtet worden/ vnd bey jrem Ehemann Antonio nider gefallen ist. Also hat sich das Reich vnnd Geschlecht der Ptolomeer in Egypten geendet. Zur zeit deß Römischen Reichs/ welches nach Regierung Constantini Magni geschehen ist/ ist Egypten zu Constantinopolischem Keyserthumb gezehlet worden.

Nach dem aber die Egyptier der Dienstbarkeit der Griechischen Keyser vberdrüssig worden / berieffen sie die Saracener/ vnnd namen deren Cal[unleserliches Material]pham/ das ist so viel als Regierer / zu jhrem Könige an. Dieser Calipha aber war nit der zu Babel/ sondern einander/ vnd dem Babylonischen zuwider. Dann er stimmete dem Haly bey/ jener aber dem Homar/ also wurde ein Saracenischer Calipha auch in Egypten. Wie nun die vorigen Egyptische Köige hiessen die Pharaones/ die Ptolomel/ also heissen nach folgende die Calophe. Diß ist geschehen vmbs Jahr Christi 793. Der letzte Calipha ist gewesen zur zeit Hertzog Gottfrieds von Bulion/ Königs zu Jerusalem. Derselbige/ als er von König Almerico zu Jerusalem vberzogen wurde/ berieff er den Syrischen Sultan zu Alepo vmb Hülff vnnd Beystandt/ der sandte jm Sarraconem. Dieser Sacrracon treib die Christen auß Egypten/ vnnd da jhme das Landt so wol gefiel/ dämpffete er den Calipham selbsten/ vnnd schloß jhn in ein Gefängnuß. Von der zeit an haben die Caliphe in Egypten nur das Lehr- oder Priesterampt verwaltet/ vnnd ist geschehen anno Christi 1153. Carraconi succedierte seines Bruders Sohn Saladinus/ derselbige nam Jerusalem eyn/ wie oben bey Syria ist vermeldet worden. Darauff hat Sarraconis Geschlecht regiert biß auff Melechsalam. Derselbige/ nach dem er seine alte Kriegsleute verloren/ vnnd an der Egyptier Verstandt vnd Hülff mißtrauwete / fieng er ein neuwes an/ vnd verschaffete sich ein new Kriegsvolck auß gekaufften Knechten / welche er vmb gering Gelt von den Tartarn an sich gebracht hat/ denn die Tartarn vberfielen die Landtschafften am Euxinischen Meer/ die Comanos an Cappadocia/ die Colchicos/ die Iberos/ die Albanos/ vnd andere/ vnd verkaufften die Gefangene zum Leibeigenthumb. Derselbigen Leibeigenen führete Melechsala einen grossen Hauffen in Egypten/ bewehret sie/ vertröstet sie grosser Ehr vnnd Belohnung/ da sie sich tappffer wieder seine Feinde würden gebraucht haben.

Er führte sie an zum Kriegswesen /

ten wurde/ hat sie sich ins Mausoleũ oder Königreiche begrägnuß/ dahin der Antonius begraben worden verfüget/ sich neben Antonij Leichnam oder sarck gesetzt/ mit vorwendung/ als daß sie den Antonium jren Ehemann betrawren wolte/ vnnd hat in deme etliche Schlangen heimlich bey sich gehabt / vnnd an dem Leib jhre Adern durchstechen vnnd außsaugen lassen/ daß sie gleich als schlaffent/ getödtet worden/ vnd bey jrem Ehemañ Antonio nider gefallen ist. Also hat sich das Reich vnnd Geschlecht der Ptolomeer in Egypten geendet. Zur zeit deß Römischen Reichs/ welches nach Regierung Constantini Magni geschehen ist/ ist Egypten zu Constantinopolischem Keyserthumb gezehlet worden.

Nach dem aber die Egyptier der Dienstbarkeit der Griechischen Keyser vberdrüssig worden / berieffen sie die Saracener/ vnnd namen deren Cal[unleserliches Material]pham/ das ist so viel als Regierer / zu jhrem Könige an. Dieser Calipha aber war nit der zu Babel/ sondern einander/ vnd dem Babylonischen zuwider. Dann er stimmete dem Haly bey/ jener aber dem Homar/ also wurde ein Saracenischer Calipha auch in Egypten. Wie nun die vorigen Egyptische Köige hiessen die Pharaones/ die Ptolomel/ also heissen nach folgende die Calophe. Diß ist geschehen vmbs Jahr Christi 793. Der letzte Calipha ist gewesen zur zeit Hertzog Gottfrieds von Bulion/ Königs zu Jerusalem. Derselbige/ als er von König Almerico zu Jerusalem vberzogen wurde/ berieff er den Syrischen Sultan zu Alepo vmb Hülff vnnd Beystandt/ der sandte jm Sarraconem. Dieser Sacrracon treib die Christen auß Egypten/ vnnd da jhme das Landt so wol gefiel/ dämpffete er den Calipham selbsten/ vnnd schloß jhn in ein Gefängnuß. Von der zeit an haben die Caliphe in Egypten nur das Lehr- oder Priesterampt verwaltet/ vnnd ist geschehen anno Christi 1153. Carraconi succedierte seines Bruders Sohn Saladinus/ derselbige nam Jerusalem eyn/ wie oben bey Syria ist vermeldet worden. Darauff hat Sarraconis Geschlecht regiert biß auff Melechsalam. Derselbige/ nach dem er seine alte Kriegsleute verloren/ vnnd an der Egyptier Verstandt vnd Hülff mißtrauwete / fieng er ein neuwes an/ vnd verschaffete sich ein new Kriegsvolck auß gekaufften Knechten / welche er vmb gering Gelt von den Tartarn an sich gebracht hat/ deñ die Tartarn vberfielen die Landtschafften am Euxinischen Meer/ die Comanos an Cappadocia/ die Colchicos/ die Iberos/ die Albanos/ vnd andere/ vnd verkaufften die Gefangene zum Leibeigenthumb. Derselbigen Leibeigenen führete Melechsala einen grossen Hauffen in Egyptẽ/ bewehret sie/ vertröstet sie grosser Ehr vnnd Belohnung/ da sie sich tappffer wieder seine Feinde würden gebraucht haben.

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[303/0323] ten wurde/ hat sie sich ins Mausoleũ oder Königreiche begrägnuß/ dahin der Antonius begraben worden verfüget/ sich neben Antonij Leichnam oder sarck gesetzt/ mit vorwendung/ als daß sie den Antonium jren Ehemann betrawren wolte/ vnnd hat in deme etliche Schlangen heimlich bey sich gehabt / vnnd an dem Leib jhre Adern durchstechen vnnd außsaugen lassen/ daß sie gleich als schlaffent/ getödtet worden/ vnd bey jrem Ehemañ Antonio nider gefallen ist. Also hat sich das Reich vnnd Geschlecht der Ptolomeer in Egypten geendet. Zur zeit deß Römischen Reichs/ welches nach Regierung Constantini Magni geschehen ist/ ist Egypten zu Constantinopolischem Keyserthumb gezehlet worden. Nach dem aber die Egyptier der Dienstbarkeit der Griechischen Keyser vberdrüssig worden / berieffen sie die Saracener/ vnnd namen deren Cal_ pham/ das ist so viel als Regierer / zu jhrem Könige an. Dieser Calipha aber war nit der zu Babel/ sondern einander/ vnd dem Babylonischen zuwider. Dann er stimmete dem Haly bey/ jener aber dem Homar/ also wurde ein Saracenischer Calipha auch in Egypten. Wie nun die vorigen Egyptische Köige hiessen die Pharaones/ die Ptolomel/ also heissen nach folgende die Calophe. Diß ist geschehen vmbs Jahr Christi 793. Der letzte Calipha ist gewesen zur zeit Hertzog Gottfrieds von Bulion/ Königs zu Jerusalem. Derselbige/ als er von König Almerico zu Jerusalem vberzogen wurde/ berieff er den Syrischen Sultan zu Alepo vmb Hülff vnnd Beystandt/ der sandte jm Sarraconem. Dieser Sacrracon treib die Christen auß Egypten/ vnnd da jhme das Landt so wol gefiel/ dämpffete er den Calipham selbsten/ vnnd schloß jhn in ein Gefängnuß. Von der zeit an haben die Caliphe in Egypten nur das Lehr- oder Priesterampt verwaltet/ vnnd ist geschehen anno Christi 1153. Carraconi succedierte seines Bruders Sohn Saladinus/ derselbige nam Jerusalem eyn/ wie oben bey Syria ist vermeldet worden. Darauff hat Sarraconis Geschlecht regiert biß auff Melechsalam. Derselbige/ nach dem er seine alte Kriegsleute verloren/ vnnd an der Egyptier Verstandt vnd Hülff mißtrauwete / fieng er ein neuwes an/ vnd verschaffete sich ein new Kriegsvolck auß gekaufften Knechten / welche er vmb gering Gelt von den Tartarn an sich gebracht hat/ deñ die Tartarn vberfielen die Landtschafften am Euxinischen Meer/ die Comanos an Cappadocia/ die Colchicos/ die Iberos/ die Albanos/ vnd andere/ vnd verkaufften die Gefangene zum Leibeigenthumb. Derselbigen Leibeigenen führete Melechsala einen grossen Hauffen in Egyptẽ/ bewehret sie/ vertröstet sie grosser Ehr vnnd Belohnung/ da sie sich tappffer wieder seine Feinde würden gebraucht haben. Er führte sie an zum Kriegswesen /

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Zitationshilfe: Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/323>, abgerufen am 19.05.2024.