Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614.Geldt/ so er zu deß Ochsen Begräbnus zu Alcair / als den er zu halten angenommen/ vnnd nun alters halben gestorben war/ angewend/ noch 50. Talent silber (seind 30000. Kronen) entlehnet hat/ damit er je den v[unleserliches Material]rstorbenen Ochsen mit desto grösserem Pracht zur Erden bestatten möchte. Der Menschen Begräbnisse pflegten sie also: Sie schnitten den Leychnam auff/ langten das Gedärm herauß/ vnd wuschens mit Phaen[unleserliches Material]cischen Wein/ der mit wolrichenten Specereyen zu gerichtet worden. Alßdann salbten sie den gantzen Leib mit Cedern vnd köstlichen Salben/ vnd brachten darmit zu länger als 30. Tage. Item/ sie balsamierten den Leib auch mit Myrrhen/ Zimmet vnd andern dingen/ daß er nicht allein sich lange halten köndte/ sondern auch wolrieche. Alßdann wurde der Cörper den Freunden widerumb zugestellet/ denn eigen darzu bestimmete Leute pflegten die Balsamierung zunnerichten/ vnd es waren auch vnterschiedene Kosten. Die erste Art kostete 600. Kronen. Die andere 200. Die dritte/ nit viel/ wann die Leych also bestellet war/ zeigten die Freunde den Richtern vber die Todten/ deren vber die 40. waren/ ahn/ welche zeit sie die Leych vber die See führen wolten. Alß dann verfügten sich die Richter jenseit dem See vnnd satzten sich in einen unden Kreiß/ da wurde es einem jeden freygestelt vber den Todten ie anklage/ so einer was wuste/ anzubringen. Wann dann anklage geschah vnnd erwiesen wurde/ der gestorbene hette ein verkehrtes leben gesühret/ so felleten die Richter das Vrtheil/ er solle nit in die Erde begraben werden. Begab sichs aber/ daß der Kläger seine Sache nicht erweisen kondte/ so wurdt er schwer gestraffet. Wurde einer vnbillich verklaget/ vnd das erhalten / so fingen die Freunde an jhn zu leben vnd zuerzehlen/ wie er von kindheit an gel[unleserliches Material]bet vnd gehandelt/ wie er gelehret vnd vnter wiesen worden Erzehleten seine andacht vnd frommigkeit in Göttlichen sachen/ seinen auffrichtigen guten Wandel. Alßdann rieffen sie die Inferos oder die Götter der todten an/ so vnter dem Erdreich regireten/ daß sie jn bey vnd vnter die frommen setzen wolten: Darauff begruben sie den Leychnam/ oder stelleten jn in dem Sarck auffgerichtet daheim an eine wand/ so einer kein begräbniß hette. Den jenigen so einer miss[unleserliches Material]that vber wiesen warden/ musten die Freunde daheim ohne Sarck hinstellen/ biß jhre Nachkommen die begangene Mißhadlung bezahlet hetten / darauff er alßdann möchte begraben werden. Hieruon meldet auch die Heilige Schrifft/ daß Joseph Israel seinen Vatter Jacob also habe Balsamiren lassen. Gen. 50. Derselbig Joseph hat die Fürsten Pharaonis vnterweiset nach den Gesetzen Israels/ vnnd die Eltesten Weißheit gelehret: Psal. 104. vnnd die Alexanderer haben der Apostel Lehr in jrer Sprach auch an- Geldt/ so er zu deß Ochsen Begräbnus zu Alcair / als den er zu halten angenommen/ vnnd nun alters halben gestorben war/ angewend/ noch 50. Talent silber (seind 30000. Kronen) entlehnet hat/ damit er je den v[unleserliches Material]rstorbenen Ochsen mit desto grösserem Pracht zur Erden bestatten möchte. Der Menschen Begräbnisse pflegten sie also: Sie schnitten den Leychnam auff/ langten das Gedärm herauß/ vnd wuschens mit Phaen[unleserliches Material]cischẽ Wein/ der mit wolrichenten Specereyen zu gerichtet worden. Alßdann salbten sie den gantzen Leib mit Cedern vnd köstlichen Salben/ vñ brachten darmit zu länger als 30. Tage. Item/ sie balsamierten den Leib auch mit Myrrhen/ Zimmet vnd andern dingen/ daß er nicht allein sich lange halten köndte/ sondern auch wolrieche. Alßdann wurde der Cörper den Freunden widerumb zugestellet/ denn eigen darzu bestimmete Leute pflegten die Balsamierung zunnerichten/ vnd es waren auch vnterschiedene Kosten. Die erste Art kostete 600. Kronen. Die andere 200. Die dritte/ nit viel/ wann die Leych also bestellet war/ zeigten die Freunde den Richtern vber die Todten/ deren vber die 40. waren/ ahn/ welche zeit sie die Leych vber die See führen wolten. Alß dann verfügten sich die Richter jenseit dem See vnnd satzten sich in einen unden Kreiß/ da wurde es einem jeden freygestelt vber den Todten ie anklage/ so einer was wuste/ anzubringen. Wann dañ anklage geschah vnnd erwiesen wurde/ der gestorbene hette ein verkehrtes leben gesühret/ so felleten die Richter das Vrtheil/ er solle nit in die Erde begraben werden. Begab sichs aber/ daß der Kläger seine Sache nicht erweisen kondte/ so wurdt er schwer gestraffet. Wurde einer vnbillich verklaget/ vnd das erhalten / so fingen die Freunde an jhn zu leben vnd zuerzehlen/ wie er von kindheit an gel[unleserliches Material]bet vnd gehandelt/ wie er gelehret vnd vnter wiesen worden Erzehleten seine andacht vnd frommigkeit in Göttlichen sachen/ seinen auffrichtigen guten Wandel. Alßdann rieffen sie die Inferos oder die Götter der todten an/ so vnter dem Erdreich regireten/ daß sie jn bey vnd vnter die frommen setzen wolten: Darauff begruben sie den Leychnam/ oder stelleten jn in dem Sarck auffgerichtet daheim an eine wand/ so einer kein begräbniß hette. Den jenigen so einer miss[unleserliches Material]that vber wiesen warden/ musten die Freunde daheim ohne Sarck hinstellen/ biß jhre Nachkommen die begangene Mißhadlung bezahlet hetten / darauff er alßdann möchte begraben werden. Hieruon meldet auch die Heilige Schrifft/ daß Joseph Israel seinen Vatter Jacob also habe Balsamiren lassen. Gen. 50. Derselbig Joseph hat die Fürsten Pharaonis vnterweiset nach den Gesetzen Israels/ vnnd die Eltesten Weißheit gelehret: Psal. 104. vnnd die Alexanderer haben der Apostel Lehr in jrer Sprach auch an- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0320" n="300"/> Geldt/ so er zu deß Ochsen Begräbnus zu Alcair / als den er zu halten angenommen/ vnnd nun alters halben gestorben war/ angewend/ noch 50. Talent silber (seind 30000. Kronen) entlehnet hat/ damit er je den v<gap reason="illegible"/>rstorbenen Ochsen mit desto grösserem Pracht zur Erden bestatten möchte.</p> <p>Der Menschen Begräbnisse pflegten sie also: Sie schnitten den Leychnam auff/ langten das Gedärm herauß/ vnd wuschens mit Phaen<gap reason="illegible"/>cischẽ Wein/ der mit wolrichenten Specereyen zu gerichtet worden. Alßdann salbten sie den gantzen Leib mit Cedern vnd köstlichen Salben/ vñ brachten darmit zu länger als 30. Tage. Item/ sie balsamierten den Leib auch mit Myrrhen/ Zimmet vnd andern dingen/ daß er nicht allein sich lange halten köndte/ sondern auch wolrieche. Alßdann wurde der Cörper den Freunden widerumb zugestellet/ denn eigen darzu bestimmete Leute pflegten die Balsamierung zunnerichten/ vnd es waren auch vnterschiedene Kosten. Die erste Art kostete 600. Kronen. Die andere 200. Die dritte/ nit viel/ wann die Leych also bestellet war/ zeigten die Freunde den Richtern vber die Todten/ deren vber die 40. waren/ ahn/ welche zeit sie die Leych vber die See führen wolten.</p> <p>Alß dann verfügten sich die Richter jenseit dem See vnnd satzten sich in einen unden Kreiß/ da wurde es einem jeden freygestelt vber den Todten ie anklage/ so einer was wuste/ anzubringen. Wann dañ anklage geschah vnnd erwiesen wurde/ der gestorbene hette ein verkehrtes leben gesühret/ so felleten die Richter das Vrtheil/ er solle nit in die Erde begraben werden. Begab sichs aber/ daß der Kläger seine Sache nicht erweisen kondte/ so wurdt er schwer gestraffet. Wurde einer vnbillich verklaget/ vnd das erhalten / so fingen die Freunde an jhn zu leben vnd zuerzehlen/ wie er von kindheit an gel<gap reason="illegible"/>bet vnd gehandelt/ wie er gelehret vnd vnter wiesen worden Erzehleten seine andacht vnd frommigkeit in Göttlichen sachen/ seinen auffrichtigen guten Wandel. Alßdann rieffen sie die Inferos oder die Götter der todten an/ so vnter dem Erdreich regireten/ daß sie jn bey vnd vnter die frommen setzen wolten: Darauff begruben sie den Leychnam/ oder stelleten jn in dem Sarck auffgerichtet daheim an eine wand/ so einer kein begräbniß hette. Den jenigen so einer miss<gap reason="illegible"/>that vber wiesen warden/ musten die Freunde daheim ohne Sarck hinstellen/ biß jhre Nachkommen die begangene Mißhadlung bezahlet hetten / darauff er alßdann möchte begraben werden.</p> <p>Hieruon meldet auch die Heilige Schrifft/ daß Joseph Israel seinen Vatter Jacob also habe Balsamiren lassen. Gen. 50. Derselbig Joseph hat die Fürsten Pharaonis vnterweiset nach den Gesetzen Israels/ vnnd die Eltesten Weißheit gelehret: Psal. 104. vnnd die Alexanderer haben der Apostel Lehr in jrer Sprach auch an- </p> </div> </body> </text> </TEI> [300/0320]
Geldt/ so er zu deß Ochsen Begräbnus zu Alcair / als den er zu halten angenommen/ vnnd nun alters halben gestorben war/ angewend/ noch 50. Talent silber (seind 30000. Kronen) entlehnet hat/ damit er je den v_ rstorbenen Ochsen mit desto grösserem Pracht zur Erden bestatten möchte.
Der Menschen Begräbnisse pflegten sie also: Sie schnitten den Leychnam auff/ langten das Gedärm herauß/ vnd wuschens mit Phaen_ cischẽ Wein/ der mit wolrichenten Specereyen zu gerichtet worden. Alßdann salbten sie den gantzen Leib mit Cedern vnd köstlichen Salben/ vñ brachten darmit zu länger als 30. Tage. Item/ sie balsamierten den Leib auch mit Myrrhen/ Zimmet vnd andern dingen/ daß er nicht allein sich lange halten köndte/ sondern auch wolrieche. Alßdann wurde der Cörper den Freunden widerumb zugestellet/ denn eigen darzu bestimmete Leute pflegten die Balsamierung zunnerichten/ vnd es waren auch vnterschiedene Kosten. Die erste Art kostete 600. Kronen. Die andere 200. Die dritte/ nit viel/ wann die Leych also bestellet war/ zeigten die Freunde den Richtern vber die Todten/ deren vber die 40. waren/ ahn/ welche zeit sie die Leych vber die See führen wolten.
Alß dann verfügten sich die Richter jenseit dem See vnnd satzten sich in einen unden Kreiß/ da wurde es einem jeden freygestelt vber den Todten ie anklage/ so einer was wuste/ anzubringen. Wann dañ anklage geschah vnnd erwiesen wurde/ der gestorbene hette ein verkehrtes leben gesühret/ so felleten die Richter das Vrtheil/ er solle nit in die Erde begraben werden. Begab sichs aber/ daß der Kläger seine Sache nicht erweisen kondte/ so wurdt er schwer gestraffet. Wurde einer vnbillich verklaget/ vnd das erhalten / so fingen die Freunde an jhn zu leben vnd zuerzehlen/ wie er von kindheit an gel_ bet vnd gehandelt/ wie er gelehret vnd vnter wiesen worden Erzehleten seine andacht vnd frommigkeit in Göttlichen sachen/ seinen auffrichtigen guten Wandel. Alßdann rieffen sie die Inferos oder die Götter der todten an/ so vnter dem Erdreich regireten/ daß sie jn bey vnd vnter die frommen setzen wolten: Darauff begruben sie den Leychnam/ oder stelleten jn in dem Sarck auffgerichtet daheim an eine wand/ so einer kein begräbniß hette. Den jenigen so einer miss_ that vber wiesen warden/ musten die Freunde daheim ohne Sarck hinstellen/ biß jhre Nachkommen die begangene Mißhadlung bezahlet hetten / darauff er alßdann möchte begraben werden.
Hieruon meldet auch die Heilige Schrifft/ daß Joseph Israel seinen Vatter Jacob also habe Balsamiren lassen. Gen. 50. Derselbig Joseph hat die Fürsten Pharaonis vnterweiset nach den Gesetzen Israels/ vnnd die Eltesten Weißheit gelehret: Psal. 104. vnnd die Alexanderer haben der Apostel Lehr in jrer Sprach auch an-
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Zitationshilfe: | Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/320>, abgerufen am 22.07.2024. |