Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614.

Bild:
<< vorherige Seite

den/ als durch Gelegenheit der Meerräuber/ von welchen sie dahin sindt gebracht worden. Rhodis ist vorzeiten gewesen ein Insel/ der Tempelherrn oder Johanniter Ordens/ da ist eine seule gestanden 700. Elnbogen hoch auff einem berge/ dieselbe ist von dem Türcken in Egypten versetzt worden: ist von demselbigen Anno Christi 1522. erobert.

Leßbus ist von dem Türcken Anno 1464. eingenommen.

Vnder Leßbus liegt Chius/ hat vortrefflichen Wein.

Samos ist so Fruchthar/ ohne Wein/ das man ein Sprichwort gemacht: zu Samos haben die Hünner Milch.

Jcaria wird also genent von Jcaro deß Daedali Sohn/ welcher allda ersoffen ist: daher ists gedicht/ er habe Flügel gemacht/ vnd vber das Meer stiehen wollen/ sey aber der Sonnen zu nahe gestohen/ vnd nach dem ime die durch Kunst gebichten Federn geschmoltzen / sey er ins Meer gefallen. Darbey ist auch Leuca/ das ist weiß/ weil das Viehe all mit einander weise Haar oder Wolle trägt.

Cous zwischen Creta vnnd Rhodis/ ein Vatterlandtdeß Hippocratis vnd deß Apellis. Von Cypro meinen etliche/ sie habe an Syria gehangen/ gleich wie. Sicilia an Italien/ vnd sey durchs Meer abgerissen worden. Ist ein Königreich/ vnterm Keyserthumm zu Constantinopel gewesen. In dieser Insel wächset Johannes Brodt. Die Hauptstatt ist Nicosia vnd dann Famagusta. Ist durch Catharinam Comariam Patritiam Venetam/ K. Jacobs zu Eypern Cheweib an den Raht zu Venedig kommen/ aber Anno 1571. vom Türckischen. Keyser Selymo erobert worden.

Die Leute/ Gestalt/ Kleydung/ Sprach/ vnd Händel deren in Romaney.

DIe Leute in der Romaney/ als die Griechen/ sindt von Jone oder Javon deß Japhets nachkommen/ gepstantzet/ wie Daniel sagt/ der Köuig Javan werde die Persianer tilgen. Die Griechen sindt sübtile weichliche Leut/ nach Artder Jtalianer.

Die Thracier aber/ schreiber Herodotus/ seyndt so grobe Leute/ daß wann sie zusammen hilten/ vnd einerley Sinns weren/ sie viel/ stärcker sein solten/ als andere Menschen/ vnd der halben nicht konten gezwungen werden. Ich achte aber diese aestimatio sey conparate gegen andere Mittagländige Griechen gestellt gewesen. Dann sonst die Wallachen vnd Podoller oder Reussen vnd. Muscawer vnd andere Septentrionalische völcker den Thractern wol gleich seyn werden. Lang Haar ziehen ist bey ihnen nicht gebräuchlich gewesen/ wie der H. Pautlus 1. Corinth. 11. sagt/ Lehret euch nicht die Natur daß einem Mann ein Vnehr ist/ so er lang Haar zeugt vnd dem Weibe Ehre/ so sie lang Haar zeugt.

den/ als durch Gelegenheit der Meerräuber/ von welchen sie dahin sindt gebracht worden. Rhodis ist vorzeitẽ gewesen ein Insel/ der Tempelherrn oder Johanniter Ordens/ da ist eine seule gestanden 700. Elnbogen hoch auff einem berge/ dieselbe ist von dem Türcken in Egypten versetzt worden: ist von demselbigen Anno Christi 1522. erobert.

Leßbus ist von dem Türcken Anno 1464. eingenommen.

Vnder Leßbus liegt Chius/ hat vortrefflichen Wein.

Samos ist so Fruchthar/ ohne Wein/ das man ein Sprichwort gemacht: zu Samos haben die Hünner Milch.

Jcaria wird also genent von Jcaro deß Daedali Sohn/ welcher allda ersoffen ist: daher ists gedicht/ er habe Flügel gemacht/ vnd vber das Meer stiehen wollen/ sey aber der Sonnen zu nahe gestohen/ vnd nach dem ime die durch Kunst gebichten Federn geschmoltzen / sey er ins Meer gefallen. Darbey ist auch Leuca/ das ist weiß/ weil das Viehe all mit einander weise Haar oder Wolle trägt.

Cous zwischen Creta vnnd Rhodis/ ein Vatterlandtdeß Hippocratis vnd deß Apellis. Von Cypro meinen etliche/ sie habe an Syria gehangen/ gleich wie. Sicilia an Italien/ vnd sey durchs Meer abgerissen worden. Ist ein Königreich/ vnterm Keyserthum̃ zu Constantinopel gewesen. In dieser Insel wächset Johannes Brodt. Die Hauptstatt ist Nicosia vnd dann Famagusta. Ist durch Catharinam Comariam Patritiam Venetam/ K. Jacobs zu Eypern Cheweib an den Raht zu Venedig kommen/ aber Anno 1571. vom Türckischen. Keyser Selymo erobert worden.

Die Leute/ Gestalt/ Kleydung/ Sprach/ vnd Händel deren in Romaney.

DIe Leute in der Romaney/ als die Griechen/ sindt von Jone oder Javon deß Japhets nachkom̃en/ gepstantzet/ wie Daniel sagt/ der Köuig Javan werde die Persianer tilgen. Die Griechen sindt sübtile weichliche Leut/ nach Artder Jtalianer.

Die Thracier aber/ schreiber Herodotus/ seyndt so grobe Leute/ daß wann sie zusam̃en hilten/ vnd einerley Sinns weren/ sie viel/ stärcker sein solten/ als andere Menschen/ vnd der halben nicht konten gezwungen werden. Ich achte aber diese aestimatio sey cõparate gegen andere Mittagländige Griechen gestellt gewesen. Dann sonst die Wallachen vnd Podoller oder Reussen vnd. Muscawer vnd andere Septentrionalische völcker den Thractern wol gleich seyn werden. Lang Haar ziehen ist bey ihnen nicht gebräuchlich gewesen/ wie der H. Pautlus 1. Corinth. 11. sagt/ Lehret euch nicht die Natur daß einem Mann ein Vnehr ist/ so er lang Haar zeugt vnd dem Weibe Ehre/ so sie lang Haar zeugt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0297" n="277"/>
den/ als durch Gelegenheit der Meerräuber/ von welchen sie dahin sindt gebracht            worden. Rhodis ist vorzeite&#x0303; gewesen ein Insel/ der Tempelherrn oder Johanniter            Ordens/ da ist eine seule gestanden 700. Elnbogen hoch auff einem berge/ dieselbe ist            von dem Türcken in Egypten versetzt worden: ist von demselbigen Anno Christi 1522.            erobert.</p>
        <p>Leßbus ist von dem Türcken Anno 1464. eingenommen.</p>
        <p>Vnder Leßbus liegt Chius/ hat vortrefflichen Wein.</p>
        <p>Samos ist so Fruchthar/ ohne Wein/ das man ein Sprichwort gemacht: zu Samos haben die            Hünner Milch.</p>
        <p>Jcaria wird also genent von Jcaro deß Daedali Sohn/ welcher allda ersoffen ist: daher            ists gedicht/ er habe Flügel gemacht/ vnd vber das Meer stiehen wollen/ sey aber der            Sonnen zu nahe gestohen/ vnd nach dem ime die durch Kunst gebichten Federn geschmoltzen /            sey er ins Meer gefallen. Darbey ist auch Leuca/ das ist weiß/ weil das Viehe all mit            einander weise Haar oder Wolle trägt.</p>
        <p>Cous zwischen Creta vnnd Rhodis/ ein Vatterlandtdeß Hippocratis vnd deß Apellis. Von            Cypro meinen etliche/ sie habe an Syria gehangen/ gleich wie. Sicilia an Italien/ vnd            sey durchs Meer abgerissen worden. Ist ein Königreich/ vnterm Keyserthum&#x0303; zu            Constantinopel gewesen. In dieser Insel wächset Johannes Brodt. Die Hauptstatt ist Nicosia            vnd dann Famagusta. Ist durch Catharinam Comariam Patritiam Venetam/ K. Jacobs zu Eypern            Cheweib an den Raht zu Venedig kommen/ aber Anno 1571. vom Türckischen. Keyser Selymo            erobert worden.</p>
        <p>Die Leute/ Gestalt/ Kleydung/ Sprach/ vnd Händel deren in Romaney.</p>
        <p>DIe Leute in der Romaney/ als die Griechen/ sindt von Jone oder Javon deß Japhets            nachkom&#x0303;en/ gepstantzet/ wie Daniel sagt/ der Köuig Javan werde die Persianer            tilgen. Die Griechen sindt sübtile weichliche Leut/ nach Artder Jtalianer.</p>
        <p>Die Thracier aber/ schreiber Herodotus/ seyndt so grobe Leute/ daß wann sie            zusam&#x0303;en hilten/ vnd einerley Sinns weren/ sie viel/ stärcker sein solten/ als            andere Menschen/ vnd der halben nicht konten gezwungen werden. Ich achte aber diese            aestimatio sey co&#x0303;parate gegen andere Mittagländige Griechen gestellt gewesen. Dann            sonst die Wallachen vnd Podoller oder Reussen vnd. Muscawer vnd andere Septentrionalische            völcker den Thractern wol gleich seyn werden. Lang Haar ziehen ist bey ihnen nicht            gebräuchlich gewesen/ wie der H. Pautlus 1. Corinth. 11. sagt/ Lehret euch nicht die            Natur daß einem Mann ein Vnehr ist/ so er lang Haar zeugt vnd dem Weibe Ehre/ so sie            lang Haar zeugt.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[277/0297] den/ als durch Gelegenheit der Meerräuber/ von welchen sie dahin sindt gebracht worden. Rhodis ist vorzeitẽ gewesen ein Insel/ der Tempelherrn oder Johanniter Ordens/ da ist eine seule gestanden 700. Elnbogen hoch auff einem berge/ dieselbe ist von dem Türcken in Egypten versetzt worden: ist von demselbigen Anno Christi 1522. erobert. Leßbus ist von dem Türcken Anno 1464. eingenommen. Vnder Leßbus liegt Chius/ hat vortrefflichen Wein. Samos ist so Fruchthar/ ohne Wein/ das man ein Sprichwort gemacht: zu Samos haben die Hünner Milch. Jcaria wird also genent von Jcaro deß Daedali Sohn/ welcher allda ersoffen ist: daher ists gedicht/ er habe Flügel gemacht/ vnd vber das Meer stiehen wollen/ sey aber der Sonnen zu nahe gestohen/ vnd nach dem ime die durch Kunst gebichten Federn geschmoltzen / sey er ins Meer gefallen. Darbey ist auch Leuca/ das ist weiß/ weil das Viehe all mit einander weise Haar oder Wolle trägt. Cous zwischen Creta vnnd Rhodis/ ein Vatterlandtdeß Hippocratis vnd deß Apellis. Von Cypro meinen etliche/ sie habe an Syria gehangen/ gleich wie. Sicilia an Italien/ vnd sey durchs Meer abgerissen worden. Ist ein Königreich/ vnterm Keyserthum̃ zu Constantinopel gewesen. In dieser Insel wächset Johannes Brodt. Die Hauptstatt ist Nicosia vnd dann Famagusta. Ist durch Catharinam Comariam Patritiam Venetam/ K. Jacobs zu Eypern Cheweib an den Raht zu Venedig kommen/ aber Anno 1571. vom Türckischen. Keyser Selymo erobert worden. Die Leute/ Gestalt/ Kleydung/ Sprach/ vnd Händel deren in Romaney. DIe Leute in der Romaney/ als die Griechen/ sindt von Jone oder Javon deß Japhets nachkom̃en/ gepstantzet/ wie Daniel sagt/ der Köuig Javan werde die Persianer tilgen. Die Griechen sindt sübtile weichliche Leut/ nach Artder Jtalianer. Die Thracier aber/ schreiber Herodotus/ seyndt so grobe Leute/ daß wann sie zusam̃en hilten/ vnd einerley Sinns weren/ sie viel/ stärcker sein solten/ als andere Menschen/ vnd der halben nicht konten gezwungen werden. Ich achte aber diese aestimatio sey cõparate gegen andere Mittagländige Griechen gestellt gewesen. Dann sonst die Wallachen vnd Podoller oder Reussen vnd. Muscawer vnd andere Septentrionalische völcker den Thractern wol gleich seyn werden. Lang Haar ziehen ist bey ihnen nicht gebräuchlich gewesen/ wie der H. Pautlus 1. Corinth. 11. sagt/ Lehret euch nicht die Natur daß einem Mann ein Vnehr ist/ so er lang Haar zeugt vnd dem Weibe Ehre/ so sie lang Haar zeugt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/297
Zitationshilfe: Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/297>, abgerufen am 18.05.2024.