Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614.Das 37. Cap. Von dem Veronenser Gebieth. NAch dem Venedischen Territorio folget der Veronenser Gebieth/ welches sich in die 65. Italianische Meilen in die länge/ vnd in die breite viertzig erstrecket: Veron: Die Statt Veron ligt an der Etsch/ ist anfänglich von den Frantzosen erbauwer/ etliche mal aber geplündere vnnd verwüstet worden/ Auch ist noch einvhraltes herrliches Gebäuw vnnd stücke eines Amphitheatri/ oder Schauplatzes daselbst zu sehen/ darinnen auch noch heutiges tages lustige Jagten/ Ritterspiel/ vnnd dergleichen Lust vnnd Kurtzweil geübet werden: Es hat diese Statt/ so viel die menschliche Nahrung antrifft/ dermassen einen Vberfluß/ daß auch jhr keine Statt in Italien mag verglichen werden: Der Kausee/ so nicht weit darvon gelegen/ gibt eine grosse menge Fische. Es wächset auch ein trefflicher guter rother Wein daselbst/ so man Veldliner vnnd Rhetischen Wein nennet. Die Innwohner sindt fast reich/ vnnd von grossen Geschlechten. Auch ist die Statt vor zeiten frey/ vnnd vnter dem heiligen Römischen Reich gewesen/ biß sie endlich vnter die Venediger gerahten. In dieser Statt werden als Torellus Sarayna/ Schreibet/ sind mehr dann in keiner Statt in Italien/ ausser der Statt Roan/ alte verfallene Gebäuwe/ vnd anzeigungen einer grossen Herrligkeit/ so vorzeiten allda gewesen/ zu finden. Auch haben in dieser Statt die Römischen Fürsten ein herrliches Theatrum vnd Amphiteatrum gebauwet/ das Amphitheatrum, so in Circkelsweiß vnnd auffgefüret/ hat Octauius gebauwet/ vnnd war sein eusserste Mawer von Marmorstein auffgeführet/ vnd in drey Linien oder Ordnung außgetheilet/ die waren mit wunderbarlichen Gewelben/ vnd Bögen vnterscheiden/ vnd hatte eine jede deren dreyfachen Ordnung zween vnnd siebentzig Bögen/ waren geordnet zwey vnd siebentzig Fenster/ so groß als die Bögen/ die gaben Liecht den grossen Sälen/ die gerings herumb gebauwet waren. Durch achtzehen Pforten gieng man in den innern Hof/ der zweyhundert vier vnd dreyssig / Schuh lang/ vnnd halb so breit wart. Es waren die Staffeln innwendig dermassen vber einander geordnet/ daß drey vnd zwantzig tausendt/ vnnd gar nahe zwey hundert Menschen darauff sitzen/ vnnd dem Schawspielen zusehen mochten/ darauß dann die vhralte Herrligkeit dieser Statt gnugsam erscheinet. Das 37. Cap. Von dem Veronenser Gebieth. NAch dem Venedischen Territorio folget der Veronenser Gebieth/ welches sich in die 65. Italianische Meilen in die länge/ vnd in die breite viertzig erstrecket: Veron: Die Statt Veron ligt an der Etsch/ ist anfänglich von den Frantzosen erbauwer/ etliche mal aber geplündere vnnd verwüstet worden/ Auch ist noch einvhraltes herrliches Gebäuw vnnd stücke eines Amphitheatri/ oder Schauplatzes daselbst zu sehen/ darinnen auch noch heutiges tages lustige Jagten/ Ritterspiel/ vnnd dergleichen Lust vnnd Kurtzweil geübet werden: Es hat diese Statt/ so viel die menschliche Nahrung antrifft/ dermassen einen Vberfluß/ daß auch jhr keine Statt in Italien mag verglichen werden: Der Kausee/ so nicht weit darvon gelegen/ gibt eine grosse menge Fische. Es wächset auch ein trefflicher guter rother Wein daselbst/ so man Veldliner vnnd Rhetischen Wein nennet. Die Innwohner sindt fast reich/ vnnd von grossen Geschlechten. Auch ist die Statt vor zeiten frey/ vnnd vnter dem heiligen Römischen Reich gewesen/ biß sie endlich vnter die Venediger gerahten. In dieser Statt werden als Torellus Sarayna/ Schreibet/ sind mehr dann in keiner Statt in Italien/ ausser der Statt Roan/ alte verfallene Gebäuwe/ vnd anzeigungen einer grossen Herrligkeit/ so vorzeiten allda gewesen/ zu finden. Auch haben in dieser Statt die Römischen Fürsten ein herrliches Theatrum vnd Amphiteatrum gebauwet/ das Amphitheatrum, so in Circkelsweiß vnnd auffgefüret/ hat Octauius gebauwet/ vnnd war sein eusserste Mawer von Marmorstein auffgeführet/ vnd in drey Linien oder Ordnung außgetheilet/ die waren mit wunderbarlichen Gewelben/ vnd Bögen vnterscheiden/ vnd hatte eine jede deren dreyfachen Ordnung zween vnnd siebentzig Bögen/ waren geordnet zwey vnd siebentzig Fenster/ so groß als die Bögen/ die gaben Liecht den grossen Sälen/ die gerings herumb gebauwet waren. Durch achtzehen Pforten gieng man in den innern Hof/ der zweyhundert vier vnd dreyssig / Schuh lang/ vnnd halb so breit wart. Es waren die Staffeln innwendig dermassen vber einander geordnet/ daß drey vnd zwantzig tausendt/ vnnd gar nahe zwey hundert Menschen darauff sitzen/ vnnd dem Schawspielẽ zusehen mochten/ darauß dann die vhralte Herrligkeit dieser Statt gnugsam erscheinet. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0281" n="261"/> <p>Das 37. Cap.</p> <p>Von dem Veronenser Gebieth.</p> <p>NAch dem Venedischen Territorio folget der Veronenser Gebieth/ welches sich in die 65. Italianische Meilen in die länge/ vnd in die breite viertzig erstrecket:</p> <p><note place="left">Veron:</note> Die Statt Veron ligt an der Etsch/ ist anfänglich von den Frantzosen erbauwer/ etliche mal aber geplündere vnnd verwüstet worden/ Auch ist noch einvhraltes herrliches Gebäuw vnnd stücke eines Amphitheatri/ oder Schauplatzes daselbst zu sehen/ darinnen auch noch heutiges tages lustige Jagten/ Ritterspiel/ vnnd dergleichen Lust vnnd Kurtzweil geübet werden: Es hat diese Statt/ so viel die menschliche Nahrung antrifft/ dermassen einen Vberfluß/ daß auch jhr keine Statt in Italien mag verglichen werden: Der Kausee/ so nicht weit darvon gelegen/ gibt eine grosse menge Fische. Es wächset auch ein trefflicher guter rother Wein daselbst/ so man Veldliner vnnd Rhetischen Wein nennet. Die Innwohner sindt fast reich/ vnnd von grossen Geschlechten. Auch ist die Statt vor zeiten frey/ vnnd vnter dem heiligen Römischen Reich gewesen/ biß sie endlich vnter die Venediger gerahten. In dieser Statt werden als Torellus Sarayna/ Schreibet/ sind mehr dann in keiner Statt in Italien/ ausser der Statt Roan/ alte verfallene Gebäuwe/ vnd anzeigungen einer grossen Herrligkeit/ so vorzeiten allda gewesen/ zu finden. Auch haben in dieser Statt die Römischen Fürsten ein herrliches Theatrum vnd Amphiteatrum gebauwet/ das Amphitheatrum, so in Circkelsweiß vnnd auffgefüret/ hat Octauius gebauwet/ vnnd war sein eusserste Mawer von Marmorstein auffgeführet/ vnd in drey Linien oder Ordnung außgetheilet/ die waren mit wunderbarlichen Gewelben/ vnd Bögen vnterscheiden/ vnd hatte eine jede deren dreyfachen Ordnung zween vnnd siebentzig Bögen/ waren geordnet zwey vnd siebentzig Fenster/ so groß als die Bögen/ die gaben Liecht den grossen Sälen/ die gerings herumb gebauwet waren. Durch achtzehen Pforten gieng man in den innern Hof/ der zweyhundert vier vnd dreyssig / Schuh lang/ vnnd halb so breit wart. Es waren die Staffeln innwendig dermassen vber einander geordnet/ daß drey vnd zwantzig tausendt/ vnnd gar nahe zwey hundert Menschen darauff sitzen/ vnnd dem Schawspielẽ zusehen mochten/ darauß dann die vhralte Herrligkeit dieser Statt gnugsam erscheinet.</p> </div> </body> </text> </TEI> [261/0281]
Das 37. Cap.
Von dem Veronenser Gebieth.
NAch dem Venedischen Territorio folget der Veronenser Gebieth/ welches sich in die 65. Italianische Meilen in die länge/ vnd in die breite viertzig erstrecket:
Die Statt Veron ligt an der Etsch/ ist anfänglich von den Frantzosen erbauwer/ etliche mal aber geplündere vnnd verwüstet worden/ Auch ist noch einvhraltes herrliches Gebäuw vnnd stücke eines Amphitheatri/ oder Schauplatzes daselbst zu sehen/ darinnen auch noch heutiges tages lustige Jagten/ Ritterspiel/ vnnd dergleichen Lust vnnd Kurtzweil geübet werden: Es hat diese Statt/ so viel die menschliche Nahrung antrifft/ dermassen einen Vberfluß/ daß auch jhr keine Statt in Italien mag verglichen werden: Der Kausee/ so nicht weit darvon gelegen/ gibt eine grosse menge Fische. Es wächset auch ein trefflicher guter rother Wein daselbst/ so man Veldliner vnnd Rhetischen Wein nennet. Die Innwohner sindt fast reich/ vnnd von grossen Geschlechten. Auch ist die Statt vor zeiten frey/ vnnd vnter dem heiligen Römischen Reich gewesen/ biß sie endlich vnter die Venediger gerahten. In dieser Statt werden als Torellus Sarayna/ Schreibet/ sind mehr dann in keiner Statt in Italien/ ausser der Statt Roan/ alte verfallene Gebäuwe/ vnd anzeigungen einer grossen Herrligkeit/ so vorzeiten allda gewesen/ zu finden. Auch haben in dieser Statt die Römischen Fürsten ein herrliches Theatrum vnd Amphiteatrum gebauwet/ das Amphitheatrum, so in Circkelsweiß vnnd auffgefüret/ hat Octauius gebauwet/ vnnd war sein eusserste Mawer von Marmorstein auffgeführet/ vnd in drey Linien oder Ordnung außgetheilet/ die waren mit wunderbarlichen Gewelben/ vnd Bögen vnterscheiden/ vnd hatte eine jede deren dreyfachen Ordnung zween vnnd siebentzig Bögen/ waren geordnet zwey vnd siebentzig Fenster/ so groß als die Bögen/ die gaben Liecht den grossen Sälen/ die gerings herumb gebauwet waren. Durch achtzehen Pforten gieng man in den innern Hof/ der zweyhundert vier vnd dreyssig / Schuh lang/ vnnd halb so breit wart. Es waren die Staffeln innwendig dermassen vber einander geordnet/ daß drey vnd zwantzig tausendt/ vnnd gar nahe zwey hundert Menschen darauff sitzen/ vnnd dem Schawspielẽ zusehen mochten/ darauß dann die vhralte Herrligkeit dieser Statt gnugsam erscheinet.
Veron:
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/281 |
Zitationshilfe: | Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/281>, abgerufen am 22.07.2024. |