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Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614.

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benlang vbel an / daß sie in der Schlacht jhres Lebens schoneten/ da jhr Hertzog auff der Wahlstatt blieben / es were dann der Sige auff jhr Seiten gefallen: Daher kame es dahin/ daß die Fürsten nach dem Sieg strebeten/ die Gefehrten aber kämpffeten für jhren Fürsten. Sie begaben sich freywillig in Krieg/ denn sie hatten kein Lust zu Fried vnd Ruhe. Es bedauchte sie ein vngeschickte Faulheit seyn/ daß einer durch Schweiß vnd Arbeit vnterstehen wolte etwas zu wegen zu bringen/ wenn ers sonst durch Blutvergiessen verschaffen möchte. Die nicht mit Kriegssachen vmbgiengen/ da es gleich sonst tapffere Leuth waren/ die begaben sich zu fressen/ sauffen vnnd schlaffen. Die Haußsorg vnnd Ackerbaw befahlen sie den Alten/ daher sich jederman verweundern muß/ daß bey diesem Volck zwey widerwertige Ding gefunden worden/ Lust vnnd Lieb zur Trägheit vnd Vnlust zur Ruhe. Sie wohneten in vnderschiedlichen Häußlein. Ihre Kleydung war ein Filtz oder Mantel mit einer Hafften zusammen gefast/ bißweilen auch mit einem Dorn/ so kein Hafft da war. Die Reichen hatten ein ander Tracht/ welche nicht vmbher schwebete/ sondern eng anlag/ also/ daß man fast alle Gliedmassen insonderheit sehen konte. Die Weiber trugen sich gleichfals wie die Männer. Vnder allen Nationen so gegen Mitternacht vnnd Auffgang wohnen/ sind fast keine Völcker mehr/ als die Teutschen gewesen/ welche sich anfänglich mit einem Weib begnügen lassen/ wiewol deren etliche auch viel Eheweiber gehabt. Das Weib bracht nicht dem Mann ein Morgengab zu/ sondern der Mann dem Weib. So gab man jhnen auch nicht nach jhrem willen/ sondern ein joch Ochsen/ ein gerüst Pferd/ ein Schilt/ Spieß vnnd Schwert. Die Weiber waren sehr Keusch/ es war kein böß Anzeigung/ nicht viel zechens/ vnnd sehr langsam geschahe Ehebruch: Da ein Weib darinn ergriffen/ oder dessen vberzeugt ward / schneid man jhr das Haar auffin[unleserliches Material] Heupt ab/ vnd schluge sie alsdann der Mann nackent in beyseyn der Freundtschafft auß dem Hauß/ jaget sie also im Dorff vnbher. Gute Sitten galten bey jhnen mehr/ als anderswo gute Gesetz. Langsam fand man einen jungen Gesellen / der sich zur Vnzucht begab/ so eylt man auch nit den Jungfrawen/ damit die Kinder desto stercker würden.

Sie pflegten Tag vnd Nacht zu sauffen/ vnd wenn sich einer gleich Voll soffe / verkehrets jhm niemands. Sie zanckten sich fleissig vnder dem Sauffen/ doch schlichten sie es ehe mit der faust/ als mit schmehworten. In Frieden vnd Kriegszeiten rahtschlagten sie vnder der Malzeit/ denn sie sagten/ zur selben zeit

benlang vbel an / daß sie in der Schlacht jhres Lebens schoneten/ da jhr Hertzog auff der Wahlstatt blieben / es were dann der Sige auff jhr Seiten gefallen: Daher kame es dahin/ daß die Fürsten nach dem Sieg strebeten/ die Gefehrten aber kämpffeten für jhren Fürsten. Sie begaben sich freywillig in Krieg/ denn sie hatten kein Lust zu Fried vnd Ruhe. Es bedauchte sie ein vngeschickte Faulheit seyn/ daß einer durch Schweiß vnd Arbeit vnterstehen wolte etwas zu wegen zu bringen/ wenn ers sonst durch Blutvergiessen verschaffen möchte. Die nicht mit Kriegssachen vmbgiengen/ da es gleich sonst tapffere Leuth waren/ die begaben sich zu fressen/ sauffen vnnd schlaffen. Die Haußsorg vnnd Ackerbaw befahlen sie den Alten/ daher sich jederman verweundern muß/ daß bey diesem Volck zwey widerwertige Ding gefunden worden/ Lust vnnd Lieb zur Trägheit vnd Vnlust zur Ruhe. Sie wohneten in vnderschiedlichen Häußlein. Ihre Kleydung war ein Filtz oder Mantel mit einer Hafften zusammen gefast/ bißweilen auch mit einem Dorn/ so kein Hafft da war. Die Reichen hatten ein ander Tracht/ welche nicht vmbher schwebete/ sondern eng anlag/ also/ daß man fast alle Gliedmassen insonderheit sehen konte. Die Weiber trugen sich gleichfals wie die Männer. Vnder allen Nationen so gegen Mitternacht vnnd Auffgang wohnen/ sind fast keine Völcker mehr/ als die Teutschen gewesen/ welche sich anfänglich mit einem Weib begnügen lassen/ wiewol deren etliche auch viel Eheweiber gehabt. Das Weib bracht nicht dem Mann ein Morgengab zu/ sondern der Mann dem Weib. So gab man jhnen auch nicht nach jhrem willen/ sondern ein joch Ochsen/ ein gerüst Pferd/ ein Schilt/ Spieß vnnd Schwert. Die Weiber waren sehr Keusch/ es war kein böß Anzeigung/ nicht viel zechens/ vnnd sehr langsam geschahe Ehebruch: Da ein Weib darinn ergriffen/ oder dessen vberzeugt ward / schneid man jhr das Haar auffin[unleserliches Material] Heupt ab/ vnd schluge sie alsdann der Mann nackent in beyseyn der Freundtschafft auß dem Hauß/ jaget sie also im Dorff vnbher. Gute Sitten galten bey jhnen mehr/ als anderswo gute Gesetz. Langsam fand man einen jungen Gesellen / der sich zur Vnzucht begab/ so eylt man auch nit den Jungfrawen/ damit die Kinder desto stercker würden.

Sie pflegten Tag vnd Nacht zu sauffen/ vnd wenn sich einer gleich Voll soffe / verkehrets jhm niemands. Sie zancktẽ sich fleissig vnder dem Sauffen/ doch schlichten sie es ehe mit der faust/ als mit schmehworten. In Frieden vnd Kriegszeiten rahtschlagten sie vnder der Malzeit/ deñ sie sagten/ zur selbẽ zeit

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[156/0176] benlang vbel an / daß sie in der Schlacht jhres Lebens schoneten/ da jhr Hertzog auff der Wahlstatt blieben / es were dann der Sige auff jhr Seiten gefallen: Daher kame es dahin/ daß die Fürsten nach dem Sieg strebeten/ die Gefehrten aber kämpffeten für jhren Fürsten. Sie begaben sich freywillig in Krieg/ denn sie hatten kein Lust zu Fried vnd Ruhe. Es bedauchte sie ein vngeschickte Faulheit seyn/ daß einer durch Schweiß vnd Arbeit vnterstehen wolte etwas zu wegen zu bringen/ wenn ers sonst durch Blutvergiessen verschaffen möchte. Die nicht mit Kriegssachen vmbgiengen/ da es gleich sonst tapffere Leuth waren/ die begaben sich zu fressen/ sauffen vnnd schlaffen. Die Haußsorg vnnd Ackerbaw befahlen sie den Alten/ daher sich jederman verweundern muß/ daß bey diesem Volck zwey widerwertige Ding gefunden worden/ Lust vnnd Lieb zur Trägheit vnd Vnlust zur Ruhe. Sie wohneten in vnderschiedlichen Häußlein. Ihre Kleydung war ein Filtz oder Mantel mit einer Hafften zusammen gefast/ bißweilen auch mit einem Dorn/ so kein Hafft da war. Die Reichen hatten ein ander Tracht/ welche nicht vmbher schwebete/ sondern eng anlag/ also/ daß man fast alle Gliedmassen insonderheit sehen konte. Die Weiber trugen sich gleichfals wie die Männer. Vnder allen Nationen so gegen Mitternacht vnnd Auffgang wohnen/ sind fast keine Völcker mehr/ als die Teutschen gewesen/ welche sich anfänglich mit einem Weib begnügen lassen/ wiewol deren etliche auch viel Eheweiber gehabt. Das Weib bracht nicht dem Mann ein Morgengab zu/ sondern der Mann dem Weib. So gab man jhnen auch nicht nach jhrem willen/ sondern ein joch Ochsen/ ein gerüst Pferd/ ein Schilt/ Spieß vnnd Schwert. Die Weiber waren sehr Keusch/ es war kein böß Anzeigung/ nicht viel zechens/ vnnd sehr langsam geschahe Ehebruch: Da ein Weib darinn ergriffen/ oder dessen vberzeugt ward / schneid man jhr das Haar auffin_ Heupt ab/ vnd schluge sie alsdann der Mann nackent in beyseyn der Freundtschafft auß dem Hauß/ jaget sie also im Dorff vnbher. Gute Sitten galten bey jhnen mehr/ als anderswo gute Gesetz. Langsam fand man einen jungen Gesellen / der sich zur Vnzucht begab/ so eylt man auch nit den Jungfrawen/ damit die Kinder desto stercker würden. Sie pflegten Tag vnd Nacht zu sauffen/ vnd wenn sich einer gleich Voll soffe / verkehrets jhm niemands. Sie zancktẽ sich fleissig vnder dem Sauffen/ doch schlichten sie es ehe mit der faust/ als mit schmehworten. In Frieden vnd Kriegszeiten rahtschlagten sie vnder der Malzeit/ deñ sie sagten/ zur selbẽ zeit

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Zitationshilfe: Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/176>, abgerufen am 29.11.2024.