3) Den Weitungsbau. Man teuft einen Schacht ab, und geht von diesem in verschiedenen Abständen mit Strecken hart am Liegenden der Lagerstätte fort ganz nach seinen Wendungen. Da gräbt man Weitungen aus zum Feuersetzen, und bricht das so mürbe gemachte Erz ab, füllt die Sohle immer fort mit Bergen auf und geht so fort in die Höhe. Auch treibt man in verschie- denen Teufen Verbindungsörter nach dem Streichen der Lager- stätte. Das im Hangenden stehen bleibende Erz baut man erst ab, wenn man im Liegenden fertig ist. Die Holzstöße heißt man Schränke oder Anstöße2).
4) Den Bruchbau, welchen man in den Lagerstätten anwen- det, die eingestürzt (zum Bruche gegangen) sind. Man geht in Strecken vom Schachte aus in den alten Mann, und von diesen aus mit Oertern nach beiden Seiten zu den bauwürdigen Erz- punkten. Von diesen führt man eine Art von Stroßenbau.
1 u. 2) Verbesserungen dieser beiden Methoden bei Brard Grundriß. S. 152. 153.
VII.Von dem Betriebe der Salzwerke.
§. 118.
Der Betrieb der Salzwerke hat wegen der Art des Vorkom- mens des Salzes im Erdinnern viele Eigenthümlichkeiten. Es kommt nämlich vor:
1) Als Steinsalz, wie z. B. in Cardona in Catalonien, in Wieliczka und Bochma in Polen, in Northwich in England, in Vic in Lothringen und an verschiedenen Orten Asiens. Hier wird das Steinsalz wie anderes Gestein in Lagern und Gängen ver- schiedentlich abgebaut1).
2) Als Mengsel unter Thon und andern Erden und Gebirgen. Da es hier in seinen kleinsten Theilen vorkommt, so ist es nur auf chemischem Wege zu trennen. Zu diesem Behufe wird es mit Wasser ausgelaugt (ausgesotten), welches entweder in der Salz- grube selber (Selbstwasser) oder von außen her durch donlägige Schächte (Tagschürfe) eingeleitet wird (Tagewasser). Zu diesem Zwecke werden eigene Räume (Sinkwerke, Wehren, Sulzenstücke) im Innern ausgegraben, in welche das Wasser eingeleitet wird, um die Salztheile abzuätzen, bis es mit Salz vergütet (bis zu 26,15% Salzgehalt gesättigt) ist. Das Einlei- ten (Ankehren) des Wassers muß sehr sorgsam geschehen, so daß weder von innen noch von außen ein Durchreißen der Dämme, Försten und Sohlen möglich ist. Das Wasser wird nach völliger
10 *
3) Den Weitungsbau. Man teuft einen Schacht ab, und geht von dieſem in verſchiedenen Abſtänden mit Strecken hart am Liegenden der Lagerſtätte fort ganz nach ſeinen Wendungen. Da gräbt man Weitungen aus zum Feuerſetzen, und bricht das ſo mürbe gemachte Erz ab, füllt die Sohle immer fort mit Bergen auf und geht ſo fort in die Höhe. Auch treibt man in verſchie- denen Teufen Verbindungsörter nach dem Streichen der Lager- ſtätte. Das im Hangenden ſtehen bleibende Erz baut man erſt ab, wenn man im Liegenden fertig iſt. Die Holzſtöße heißt man Schränke oder Anſtöße2).
4) Den Bruchbau, welchen man in den Lagerſtätten anwen- det, die eingeſtürzt (zum Bruche gegangen) ſind. Man geht in Strecken vom Schachte aus in den alten Mann, und von dieſen aus mit Oertern nach beiden Seiten zu den bauwürdigen Erz- punkten. Von dieſen führt man eine Art von Stroßenbau.
1 u. 2) Verbeſſerungen dieſer beiden Methoden bei Brard Grundriß. S. 152. 153.
VII.Von dem Betriebe der Salzwerke.
§. 118.
Der Betrieb der Salzwerke hat wegen der Art des Vorkom- mens des Salzes im Erdinnern viele Eigenthümlichkeiten. Es kommt nämlich vor:
1) Als Steinſalz, wie z. B. in Cardona in Catalonien, in Wieliczka und Bochma in Polen, in Northwich in England, in Vic in Lothringen und an verſchiedenen Orten Aſiens. Hier wird das Steinſalz wie anderes Geſtein in Lagern und Gängen ver- ſchiedentlich abgebaut1).
2) Als Mengſel unter Thon und andern Erden und Gebirgen. Da es hier in ſeinen kleinſten Theilen vorkommt, ſo iſt es nur auf chemiſchem Wege zu trennen. Zu dieſem Behufe wird es mit Waſſer ausgelaugt (ausgeſotten), welches entweder in der Salz- grube ſelber (Selbſtwaſſer) oder von außen her durch donlägige Schächte (Tagſchürfe) eingeleitet wird (Tagewaſſer). Zu dieſem Zwecke werden eigene Räume (Sinkwerke, Wehren, Sulzenſtücke) im Innern ausgegraben, in welche das Waſſer eingeleitet wird, um die Salztheile abzuätzen, bis es mit Salz vergütet (bis zu 26,15% Salzgehalt geſättigt) iſt. Das Einlei- ten (Ankehren) des Waſſers muß ſehr ſorgſam geſchehen, ſo daß weder von innen noch von außen ein Durchreißen der Dämme, Förſten und Sohlen möglich iſt. Das Waſſer wird nach völliger
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3) Den Weitungsbau. Man teuft einen Schacht ab, und
geht von dieſem in verſchiedenen Abſtänden mit Strecken hart am
Liegenden der Lagerſtätte fort ganz nach ſeinen Wendungen. Da
gräbt man Weitungen aus zum Feuerſetzen, und bricht das ſo
mürbe gemachte Erz ab, füllt die Sohle immer fort mit Bergen
auf und geht ſo fort in die Höhe. Auch treibt man in verſchie-
denen Teufen Verbindungsörter nach dem Streichen der Lager-
ſtätte. Das im Hangenden ſtehen bleibende Erz baut man erſt ab,
wenn man im Liegenden fertig iſt. Die Holzſtöße heißt man
Schränke oder Anſtöße2).
4) Den Bruchbau, welchen man in den Lagerſtätten anwen-
det, die eingeſtürzt (zum Bruche gegangen) ſind. Man geht in
Strecken vom Schachte aus in den alten Mann, und von dieſen
aus mit Oertern nach beiden Seiten zu den bauwürdigen Erz-
punkten. Von dieſen führt man eine Art von Stroßenbau.
¹ u. ²⁾ Verbeſſerungen dieſer beiden Methoden bei Brard Grundriß. S.
152. 153.
VII. Von dem Betriebe der Salzwerke.
§. 118.
Der Betrieb der Salzwerke hat wegen der Art des Vorkom-
mens des Salzes im Erdinnern viele Eigenthümlichkeiten. Es
kommt nämlich vor:
1) Als Steinſalz, wie z. B. in Cardona in Catalonien, in
Wieliczka und Bochma in Polen, in Northwich in England, in
Vic in Lothringen und an verſchiedenen Orten Aſiens. Hier wird
das Steinſalz wie anderes Geſtein in Lagern und Gängen ver-
ſchiedentlich abgebaut1).
2) Als Mengſel unter Thon und andern Erden und
Gebirgen. Da es hier in ſeinen kleinſten Theilen vorkommt, ſo iſt es
nur auf chemiſchem Wege zu trennen. Zu dieſem Behufe wird es mit
Waſſer ausgelaugt (ausgeſotten), welches entweder in der Salz-
grube ſelber (Selbſtwaſſer) oder von außen her durch donlägige
Schächte (Tagſchürfe) eingeleitet wird (Tagewaſſer). Zu
dieſem Zwecke werden eigene Räume (Sinkwerke, Wehren,
Sulzenſtücke) im Innern ausgegraben, in welche das Waſſer
eingeleitet wird, um die Salztheile abzuätzen, bis es mit Salz
vergütet (bis zu 26,15% Salzgehalt geſättigt) iſt. Das Einlei-
ten (Ankehren) des Waſſers muß ſehr ſorgſam geſchehen, ſo daß
weder von innen noch von außen ein Durchreißen der Dämme,
Förſten und Sohlen möglich iſt. Das Waſſer wird nach völliger
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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/169>, abgerufen am 21.11.2024.
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