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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

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Förderschachte eine Sohle höher hinauf, und beginnt dort gerade
denselben Bau mit derselben Anzahl und Größe der Strecken,
Felder und Pfeiler. Dies kann leicht geschehen, denn die Berge
und Pfeiler der unteren Sohle dienen als Wegweiser, und Leztere
brauchen nur verlängert zu werden. Die Entfernung oder Aus-
füllungsmasse zwischen der Förste der untern Strecke und der Sohle
der obern hängt ebenfalls von der Dichtigkeit und Festigkeit des
Gesteins ab. Ist man mit solchen Abbauen ganz hinauf gekommen,
so sucht man die Pfeiler abzubauen, indem man auf einem dersel-
ben einen Centralschacht so abteuft, daß man alle andern wo mög-
lich mit Abbaustrecken erreichen kann1). Diese Methode ist gleich
anwendbar bei Stein- und Braunkohlen und beim Thoneisenstein.
Der Abbau selbst geschieht durch die Schram- und Schlitzarbeit,
die aber bei den Steinkohlen so einzurichten ist, daß man am mei-
sten große Kohlen und wenig kleine Kohlen fördert, denn das
Stückkohl hat Vorzüge im Gebrauche vor dem Kohlenklein.
Das Leztere muß aber ebenfalls sorgfältig aufgeräumt und geför-
dert werden. (§. 111.).

1) Journal des Mines. N. 43. Tom. VIII. de Villefosse Mineralreichthum.
II. 282. Karsten Archiv. IV. 275. Freiesleben Bemerkungen über den Harz.
I. 437. Brard Grundriß. S. 142-151. Man hat auch schon geglaubt, von
der ersten Sohle mit Sicherheit die nächste Sohle unter jene zu legen und durch
Ladenhölzer den Versturz der Ersteren zu halten, wenn man von unten die erste
Sohle aushauen müsse. Allein Brard (Grundriß S. 147.) mißbilligt dies wegen
der allmäligen Schwächung des Holzes und wegen der Schwierigkeit, dasselbe, wenn
es schwach ist, auszuwechseln.
§. 117.
2) Duckel-, 3) Weitungs- und 4) Bruchbau.

2) Den Duckelbau, eine sehr unvortheilhafte, unnachhaltige,
unvollständige und daher verwerfliche Methode des Abbaues. Ein
Mensch, der es unternimmt, Eisenerz zu fördern, das nicht tief
und doch sehr häufig vorkommt, teuft einen kleinen Schacht von
30 Zoll Durchmesser (Duckel) ab. Er fährt an einem Seile um
eine Welle ab, die oben im Duckel an vier kreuzweise gestellten
Hölzern befestigt ist. Auf der Scheibe des Schachtes macht er
entweder eine quadratische Weitung oder treibt fast rechtwinkelig
gegeneinander zwei Strecken. Das darin gewonnene Erz fördert
er mit Kübeln, Säcken oder Körben. Dieser Bau wird von ihm
wegen der Wasser und Wetter bald verlassen und das noch stehende
Erz nicht mehr abgebaut. Neben diesem wird ein zweiter Duckel
gebaut u. s. w., daß auch das Zwischenerz liegen bleibt. Die da-
durch entstehenden Höhlungen verhindern auch den späteren Abbau
der tieferen Lager1).


Förderſchachte eine Sohle höher hinauf, und beginnt dort gerade
denſelben Bau mit derſelben Anzahl und Größe der Strecken,
Felder und Pfeiler. Dies kann leicht geſchehen, denn die Berge
und Pfeiler der unteren Sohle dienen als Wegweiſer, und Leztere
brauchen nur verlängert zu werden. Die Entfernung oder Aus-
füllungsmaſſe zwiſchen der Förſte der untern Strecke und der Sohle
der obern hängt ebenfalls von der Dichtigkeit und Feſtigkeit des
Geſteins ab. Iſt man mit ſolchen Abbauen ganz hinauf gekommen,
ſo ſucht man die Pfeiler abzubauen, indem man auf einem derſel-
ben einen Centralſchacht ſo abteuft, daß man alle andern wo mög-
lich mit Abbauſtrecken erreichen kann1). Dieſe Methode iſt gleich
anwendbar bei Stein- und Braunkohlen und beim Thoneiſenſtein.
Der Abbau ſelbſt geſchieht durch die Schram- und Schlitzarbeit,
die aber bei den Steinkohlen ſo einzurichten iſt, daß man am mei-
ſten große Kohlen und wenig kleine Kohlen fördert, denn das
Stückkohl hat Vorzüge im Gebrauche vor dem Kohlenklein.
Das Leztere muß aber ebenfalls ſorgfältig aufgeräumt und geför-
dert werden. (§. 111.).

1) Journal des Mines. N. 43. Tom. VIII. de Villefosse Mineralreichthum.
II. 282. Karſten Archiv. IV. 275. Freiesleben Bemerkungen über den Harz.
I. 437. Brard Grundriß. S. 142–151. Man hat auch ſchon geglaubt, von
der erſten Sohle mit Sicherheit die nächſte Sohle unter jene zu legen und durch
Ladenhölzer den Verſturz der Erſteren zu halten, wenn man von unten die erſte
Sohle aushauen müſſe. Allein Brard (Grundriß S. 147.) mißbilligt dies wegen
der allmäligen Schwächung des Holzes und wegen der Schwierigkeit, daſſelbe, wenn
es ſchwach iſt, auszuwechſeln.
§. 117.
2) Duckel-, 3) Weitungs- und 4) Bruchbau.

2) Den Duckelbau, eine ſehr unvortheilhafte, unnachhaltige,
unvollſtändige und daher verwerfliche Methode des Abbaues. Ein
Menſch, der es unternimmt, Eiſenerz zu fördern, das nicht tief
und doch ſehr häufig vorkommt, teuft einen kleinen Schacht von
30 Zoll Durchmeſſer (Duckel) ab. Er fährt an einem Seile um
eine Welle ab, die oben im Duckel an vier kreuzweiſe geſtellten
Hölzern befeſtigt iſt. Auf der Scheibe des Schachtes macht er
entweder eine quadratiſche Weitung oder treibt faſt rechtwinkelig
gegeneinander zwei Strecken. Das darin gewonnene Erz fördert
er mit Kübeln, Säcken oder Körben. Dieſer Bau wird von ihm
wegen der Waſſer und Wetter bald verlaſſen und das noch ſtehende
Erz nicht mehr abgebaut. Neben dieſem wird ein zweiter Duckel
gebaut u. ſ. w., daß auch das Zwiſchenerz liegen bleibt. Die da-
durch entſtehenden Höhlungen verhindern auch den ſpäteren Abbau
der tieferen Lager1).


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[146/0168] Förderſchachte eine Sohle höher hinauf, und beginnt dort gerade denſelben Bau mit derſelben Anzahl und Größe der Strecken, Felder und Pfeiler. Dies kann leicht geſchehen, denn die Berge und Pfeiler der unteren Sohle dienen als Wegweiſer, und Leztere brauchen nur verlängert zu werden. Die Entfernung oder Aus- füllungsmaſſe zwiſchen der Förſte der untern Strecke und der Sohle der obern hängt ebenfalls von der Dichtigkeit und Feſtigkeit des Geſteins ab. Iſt man mit ſolchen Abbauen ganz hinauf gekommen, ſo ſucht man die Pfeiler abzubauen, indem man auf einem derſel- ben einen Centralſchacht ſo abteuft, daß man alle andern wo mög- lich mit Abbauſtrecken erreichen kann1). Dieſe Methode iſt gleich anwendbar bei Stein- und Braunkohlen und beim Thoneiſenſtein. Der Abbau ſelbſt geſchieht durch die Schram- und Schlitzarbeit, die aber bei den Steinkohlen ſo einzurichten iſt, daß man am mei- ſten große Kohlen und wenig kleine Kohlen fördert, denn das Stückkohl hat Vorzüge im Gebrauche vor dem Kohlenklein. Das Leztere muß aber ebenfalls ſorgfältig aufgeräumt und geför- dert werden. (§. 111.). ¹⁾ Journal des Mines. N. 43. Tom. VIII. de Villefosse Mineralreichthum. II. 282. Karſten Archiv. IV. 275. Freiesleben Bemerkungen über den Harz. I. 437. Brard Grundriß. S. 142–151. Man hat auch ſchon geglaubt, von der erſten Sohle mit Sicherheit die nächſte Sohle unter jene zu legen und durch Ladenhölzer den Verſturz der Erſteren zu halten, wenn man von unten die erſte Sohle aushauen müſſe. Allein Brard (Grundriß S. 147.) mißbilligt dies wegen der allmäligen Schwächung des Holzes und wegen der Schwierigkeit, daſſelbe, wenn es ſchwach iſt, auszuwechſeln. §. 117. 2) Duckel-, 3) Weitungs- und 4) Bruchbau. 2) Den Duckelbau, eine ſehr unvortheilhafte, unnachhaltige, unvollſtändige und daher verwerfliche Methode des Abbaues. Ein Menſch, der es unternimmt, Eiſenerz zu fördern, das nicht tief und doch ſehr häufig vorkommt, teuft einen kleinen Schacht von 30 Zoll Durchmeſſer (Duckel) ab. Er fährt an einem Seile um eine Welle ab, die oben im Duckel an vier kreuzweiſe geſtellten Hölzern befeſtigt iſt. Auf der Scheibe des Schachtes macht er entweder eine quadratiſche Weitung oder treibt faſt rechtwinkelig gegeneinander zwei Strecken. Das darin gewonnene Erz fördert er mit Kübeln, Säcken oder Körben. Dieſer Bau wird von ihm wegen der Waſſer und Wetter bald verlaſſen und das noch ſtehende Erz nicht mehr abgebaut. Neben dieſem wird ein zweiter Duckel gebaut u. ſ. w., daß auch das Zwiſchenerz liegen bleibt. Die da- durch entſtehenden Höhlungen verhindern auch den ſpäteren Abbau der tieferen Lager1).

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Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/168>, abgerufen am 21.11.2024.