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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

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alle Zwecke in einem einzigen vereinigt finden. Dient der Stollen
zur anfänglichen Untersuchung des Gebirgs, dann heißt er Schurf-
stollen (§. 91.); dient er zur Herausschaffung der Mineralien,
Förderstollen; dient er zur Bewirkung des Luftzuges, Wetter-
stollen; und dient er zur Ableitung des Wassers, Erbstollen.
Man macht das Mundloch eines Stollens wenigstens 1 Lachter
über den höchsten Stand eines nahegelegenen Wassers, z. B. in
Thälern mit Flüssen und Bächen, um einer Ueberschwemmung der
Baue zuvorzukommen. Vor demselben wird der Schutt (Bergen)
vorsichtig in einen Haufen (Halde) gestürzt, daß ebendaselbst
ein ebener Platz bleibt und der Stollen selbst vor Wasser geschützt
wird. Die Stollen sind von verschiedener Höhe und Breite, doch
nicht schmäler als 31/2-33/4 Fuß an der Sohle, wenn sie mit
Karren befahren werden sollen1). Je fester das Hangende und
Liegende ist, desto höher darf der Stollen sein. Davon hängt auch
die Form der Förste ab, die bald horizontal, bald ein Gothischer
(Spitz-) Bogen, der am Ellenbogen der Arbeiter beginnt, sein
kann; lezteres, wenn das Gestein nicht brüchig oder wenn der
Stollen querschlägig, d. h. so durch das Nebengestein geführt
ist, daß er den Gang abschneidet oder überfährt. Soll der Stollen
zugleich zur Wasserableitung dienen, so reicht 0,015 Zoll Ansteigen
auf 1 Lachter hin. Das Wasser läuft entweder auf der Seite oder
in der Mitte des Stollens ab. Der dazu dienende Kanal heißt
Wasserseige. Sie liegt unter dem Sohlenbalken an dem Mund-
loche und unter dem Gestänge am Stollen selbst. Dieses aber
besteht aus mehreren, auf zwei der Länge nach laufenden Balken
(Tragewerk), etwa zwei Fingerbreit von einander angenagelten
Querhölzern oder Brettern, die zum Fahren und Gehen dienen2).

2) Mehr oder weniger steile Zugänge. Sie heißen Schächte,
wenn sie zu Tage ausgehen; Gesenke oder Abteufen, wenn sie im
Innern Oerter mit einander verbinden; die Seiten des Schachtes
heißt man Stöße, die Sohle desselben aber Scheibe. Man
unterscheidet die Schurf-, Förder- (Treib-), Fahrschachte,
und die Kunstschächte, in welchen lezteren die Pumpstangen zum
Herausheben des Wassers gehen. Alle vier Zwecke erfüllt oft auch
ein Schacht. Die Länge, Höhe und Weite der Schächte hängt
ebenfalls vom Gestein und von der Lage des Minerals ab3). Die
Form ist oval, rund oder eckig.

1) Als gute Dimensionen eines Stollens gibt Brard (Grundriß. S. 47-48.)
an: 5 Paris. Fuß Höhe, 3 Fuß 6 Zoll Weite an der Sohle, und 2 Fuß 6 Zoll
Weite an der Förste, im Lichten der Zimmerung (§. 96), so daß das Gebirge
8 Zoll höher und 16 Zoll weiter auszuhauen ist.
2) Das Gestänge besteht auch blos aus Brettern und liegt auf der Sohle auf,

alle Zwecke in einem einzigen vereinigt finden. Dient der Stollen
zur anfänglichen Unterſuchung des Gebirgs, dann heißt er Schurf-
ſtollen (§. 91.); dient er zur Herausſchaffung der Mineralien,
Förderſtollen; dient er zur Bewirkung des Luftzuges, Wetter-
ſtollen; und dient er zur Ableitung des Waſſers, Erbſtollen.
Man macht das Mundloch eines Stollens wenigſtens 1 Lachter
über den höchſten Stand eines nahegelegenen Waſſers, z. B. in
Thälern mit Flüſſen und Bächen, um einer Ueberſchwemmung der
Baue zuvorzukommen. Vor demſelben wird der Schutt (Bergen)
vorſichtig in einen Haufen (Halde) geſtürzt, daß ebendaſelbſt
ein ebener Platz bleibt und der Stollen ſelbſt vor Waſſer geſchützt
wird. Die Stollen ſind von verſchiedener Höhe und Breite, doch
nicht ſchmäler als 3½-3¾ Fuß an der Sohle, wenn ſie mit
Karren befahren werden ſollen1). Je feſter das Hangende und
Liegende iſt, deſto höher darf der Stollen ſein. Davon hängt auch
die Form der Förſte ab, die bald horizontal, bald ein Gothiſcher
(Spitz-) Bogen, der am Ellenbogen der Arbeiter beginnt, ſein
kann; lezteres, wenn das Geſtein nicht brüchig oder wenn der
Stollen querſchlägig, d. h. ſo durch das Nebengeſtein geführt
iſt, daß er den Gang abſchneidet oder überfährt. Soll der Stollen
zugleich zur Waſſerableitung dienen, ſo reicht 0,015 Zoll Anſteigen
auf 1 Lachter hin. Das Waſſer läuft entweder auf der Seite oder
in der Mitte des Stollens ab. Der dazu dienende Kanal heißt
Waſſerſeige. Sie liegt unter dem Sohlenbalken an dem Mund-
loche und unter dem Geſtänge am Stollen ſelbſt. Dieſes aber
beſteht aus mehreren, auf zwei der Länge nach laufenden Balken
(Tragewerk), etwa zwei Fingerbreit von einander angenagelten
Querhölzern oder Brettern, die zum Fahren und Gehen dienen2).

2) Mehr oder weniger ſteile Zugänge. Sie heißen Schächte,
wenn ſie zu Tage ausgehen; Geſenke oder Abteufen, wenn ſie im
Innern Oerter mit einander verbinden; die Seiten des Schachtes
heißt man Stöße, die Sohle deſſelben aber Scheibe. Man
unterſcheidet die Schurf-, Förder- (Treib-), Fahrſchachte,
und die Kunſtſchächte, in welchen lezteren die Pumpſtangen zum
Herausheben des Waſſers gehen. Alle vier Zwecke erfüllt oft auch
ein Schacht. Die Länge, Höhe und Weite der Schächte hängt
ebenfalls vom Geſtein und von der Lage des Minerals ab3). Die
Form iſt oval, rund oder eckig.

1) Als gute Dimenſionen eines Stollens gibt Brard (Grundriß. S. 47–48.)
an: 5 Pariſ. Fuß Höhe, 3 Fuß 6 Zoll Weite an der Sohle, und 2 Fuß 6 Zoll
Weite an der Förſte, im Lichten der Zimmerung (§. 96), ſo daß das Gebirge
8 Zoll höher und 16 Zoll weiter auszuhauen iſt.
2) Das Geſtänge beſteht auch blos aus Brettern und liegt auf der Sohle auf,

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[121/0143] alle Zwecke in einem einzigen vereinigt finden. Dient der Stollen zur anfänglichen Unterſuchung des Gebirgs, dann heißt er Schurf- ſtollen (§. 91.); dient er zur Herausſchaffung der Mineralien, Förderſtollen; dient er zur Bewirkung des Luftzuges, Wetter- ſtollen; und dient er zur Ableitung des Waſſers, Erbſtollen. Man macht das Mundloch eines Stollens wenigſtens 1 Lachter über den höchſten Stand eines nahegelegenen Waſſers, z. B. in Thälern mit Flüſſen und Bächen, um einer Ueberſchwemmung der Baue zuvorzukommen. Vor demſelben wird der Schutt (Bergen) vorſichtig in einen Haufen (Halde) geſtürzt, daß ebendaſelbſt ein ebener Platz bleibt und der Stollen ſelbſt vor Waſſer geſchützt wird. Die Stollen ſind von verſchiedener Höhe und Breite, doch nicht ſchmäler als 3½-3¾ Fuß an der Sohle, wenn ſie mit Karren befahren werden ſollen1). Je feſter das Hangende und Liegende iſt, deſto höher darf der Stollen ſein. Davon hängt auch die Form der Förſte ab, die bald horizontal, bald ein Gothiſcher (Spitz-) Bogen, der am Ellenbogen der Arbeiter beginnt, ſein kann; lezteres, wenn das Geſtein nicht brüchig oder wenn der Stollen querſchlägig, d. h. ſo durch das Nebengeſtein geführt iſt, daß er den Gang abſchneidet oder überfährt. Soll der Stollen zugleich zur Waſſerableitung dienen, ſo reicht 0,015 Zoll Anſteigen auf 1 Lachter hin. Das Waſſer läuft entweder auf der Seite oder in der Mitte des Stollens ab. Der dazu dienende Kanal heißt Waſſerſeige. Sie liegt unter dem Sohlenbalken an dem Mund- loche und unter dem Geſtänge am Stollen ſelbſt. Dieſes aber beſteht aus mehreren, auf zwei der Länge nach laufenden Balken (Tragewerk), etwa zwei Fingerbreit von einander angenagelten Querhölzern oder Brettern, die zum Fahren und Gehen dienen2). 2) Mehr oder weniger ſteile Zugänge. Sie heißen Schächte, wenn ſie zu Tage ausgehen; Geſenke oder Abteufen, wenn ſie im Innern Oerter mit einander verbinden; die Seiten des Schachtes heißt man Stöße, die Sohle deſſelben aber Scheibe. Man unterſcheidet die Schurf-, Förder- (Treib-), Fahrſchachte, und die Kunſtſchächte, in welchen lezteren die Pumpſtangen zum Herausheben des Waſſers gehen. Alle vier Zwecke erfüllt oft auch ein Schacht. Die Länge, Höhe und Weite der Schächte hängt ebenfalls vom Geſtein und von der Lage des Minerals ab3). Die Form iſt oval, rund oder eckig. ¹⁾ Als gute Dimenſionen eines Stollens gibt Brard (Grundriß. S. 47–48.) an: 5 Pariſ. Fuß Höhe, 3 Fuß 6 Zoll Weite an der Sohle, und 2 Fuß 6 Zoll Weite an der Förſte, im Lichten der Zimmerung (§. 96), ſo daß das Gebirge 8 Zoll höher und 16 Zoll weiter auszuhauen iſt. ²⁾ Das Geſtänge beſteht auch blos aus Brettern und liegt auf der Sohle auf,

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Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/143>, abgerufen am 21.11.2024.