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Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887.

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metrie" des Komischen auf diesen beiden Grundpfeilern ruht, müßte der pba_692.002
ganze Aristophanes analysiert und citiert werden, aber jedes seiner Stücke pba_692.003
bietet reiche Gelegenheit, diese Erfahrung zu machen; die volle Wirkung pba_692.004
seiner Kunst kann von uns Modernen freilich nur geahnt werden, da pba_692.005
sie eben an die lebendige Erfahrung jenes großartig "symphonischen" pba_692.006
Gesamteindruckes geknüpft war.

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Unter den Neueren kommt ihm Shakespeare dadurch am nächsten, pba_692.008
daß auch er, wie oben schon bemerkt wurde, dem Unvermögen der Komödie pba_692.009
eine "Größe" enthaltende Handlung nachzuahmen, abzuhelfen pba_692.010
weiß, indem er die Grenzen der Wirklichkeit mehr oder minder weit in pba_692.011
das Reich des Phantastischen hinausrückt. Auch in einer andern Hinsicht pba_692.012
wendet er dasselbe Mittel mit der gleichen Genialität an, wie jener: pba_692.013
das Niedrig-Komische und Burleske durch das Gegengewicht des Wohlgefälligen, pba_692.014
Schönen über Wasser zu erhalten und so das Ganze zu einem pba_692.015
anmutig heitern Spiele zusammenklingend verschmelzen zu lassen. Welch pba_692.016
bedeutende Mitwirkung die Musik zu solchem Ziele leistet, wissen wir pba_692.017
durch Mendelssohns unübertrefflich wohlgelungene Kompositionen zum pba_692.018
"Sommernachtstraum".

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So sehen wir die durch Schönheitsgesetze begrenzte Phantastik in pba_692.020
den entgegengesetzten Gebieten des Komischen ihre Herrschaft üben: pba_692.021
sowohl wo es sich darum handelt, den Ernst des Bedeutenden zu mildern, pba_692.022
als wo es gilt, das Spiel mit dem an sich Geringen zu adeln.

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Auf dem mittlern Gebiete erwuchs die nacharistophanische Komödie pba_692.024
der Griechen, die sogenannte mittlere und neuere; hier sind Plautus pba_692.025
und Terenz gefolgt, und das ganze moderne Lustspiel hat mit wenigen pba_692.026
Ausnahmen sich in diesen Traditionen entwickelt. Es ist nicht angänglich, pba_692.027
hier diese Entwickelung im einzelnen zu verfolgen; aber eine solche Untersuchung pba_692.028
würde erweisen, daß, was in der Geschichte des Lustspiels keimkräftig pba_692.029
und zukunftsvoll war, was ihm Prosperität in der Gegenwart pba_692.030
und neuen Jmpuls für die Zukunft gegeben hat, in einer Annäherung pba_692.031
an die im Obigen aus der aristotelischen Definition der Komödie pba_692.032
gefolgerten Principien bestanden hat. Die Masken der Comedia del pba_692.033
Arte, der Harlekin, das deutsche Puppen- und Stegreifspiel bewahrten pba_692.034
ihre unverwüstliche Lebenskraft, weil sie ein Element phantastischer Freiheit pba_692.035
in sich trugen, das gegen die Öde des platten Realismus Abwehr pba_692.036
in sich trug: die aus der Renaissance hervorgehende kunstmäßige Charakterkomödie pba_692.037
verhielt sich zwar abwehrend dagegen, aber schon Molieres gesunder pba_692.038
und glücklicher Kunstverstand verschaffte ihm unter andern Formen pba_692.039
wieder Eingang. Es war die Eintönigkeit und Halbheit des bloß lächerlichen pba_692.040
Lustspiels, der Mangel also der Hedone, woraus die Reaktion

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metrie“ des Komischen auf diesen beiden Grundpfeilern ruht, müßte der pba_692.002
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bietet reiche Gelegenheit, diese Erfahrung zu machen; die volle Wirkung pba_692.004
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Gesamteindruckes geknüpft war.

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Unter den Neueren kommt ihm Shakespeare dadurch am nächsten, pba_692.008
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Sommernachtstraum“.

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So sehen wir die durch Schönheitsgesetze begrenzte Phantastik in pba_692.020
den entgegengesetzten Gebieten des Komischen ihre Herrschaft üben: pba_692.021
sowohl wo es sich darum handelt, den Ernst des Bedeutenden zu mildern, pba_692.022
als wo es gilt, das Spiel mit dem an sich Geringen zu adeln.

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Auf dem mittlern Gebiete erwuchs die nacharistophanische Komödie pba_692.024
der Griechen, die sogenannte mittlere und neuere; hier sind Plautus pba_692.025
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Zitationshilfe: Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887, S. 692. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumgart_poetik_1887/710>, abgerufen am 22.11.2024.