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Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887.

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antasten will. Zwar zunächst scheint die Heftigkeit des Kampfes sich pba_630.002
zum äußersten zu steigern, denn die wirklich nun, und zwar durch pba_630.003
Athenes Stimme erfolgende Freisprechung des Orestes reizt die Gekränkten pba_630.004
zu wild empörter Wut und schrecklichster Drohung. Erst dem pba_630.005
unermüdlich wiederholten Zuspruch der Athene gelingt es, sie zu besänftigen:

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Jhr aber wollt nicht schweren Haß auf dieses Land pba_630.008
Ausschütten, nicht so zürnen, nicht Fruchtlosigkeit pba_630.009
Verhängen, Giftschaum niederspeiend, scheußlichen, pba_630.010
Der grünen Saat zerfressenden, schonungslosen Brand. pba_630.011
Denn ich gelob' euch und verspreche feierlich, pba_630.012
Daß ihr an rechter Stelle Sitz und Heiligtum, pba_630.013
An reichem throneshellen Herd zu weilen hier pba_630.014
Euch sollt gewinnen, meinen Bürgern fromm verehrt.

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Und weiter, der erneuten Klage gegenüber:

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Bring deines Jngrimms schwarzen Wogensturz in Ruh, pba_630.017
Die ehrenhehr du, stadtvereint mir werden sollst. pba_630.018
Und wenn dir einst Erstlinge dieser weiten Au, pba_630.019
Dir Opfer für der Kinder, für der Ehen Heil pba_630.020
Geweihet werden, loben wirst mein Wort du dann!

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Vollends deutlich tritt der Sinn der Dichtung in der folgenden pba_630.022
Gegenrede der Göttin gegen die immer erneut andringende Klage der pba_630.023
Erinnyen hervor. Neben der Verehrung der übrigen Götter soll ihnen pba_630.024
ein geordneter Kultus zu teil werden, auch für sie sollen zum heiligen pba_630.025
Hause des Erechtheus empor Festzüge der Männer und Frauen wallen. pba_630.026
Aber diese göttliche Verehrung soll nur jenem berechtigten Kern ihres pba_630.027
Wesens erwiesen sein, den Athenes weiser Spruch unangetastet gelassen pba_630.028
hat. Aufhören soll die wilde Aufreizung zu blutigem Hader, zu verwildertem pba_630.029
Haß, zu jener Trunkenheit fortrasender Wut, die die eigene pba_630.030
Heimat zum Schauplatz erbitterten Kampfes macht, als ob in solcher pba_630.031
Sitte der Blutrache und Geschlechterfehde der Mut der Jugend, die pba_630.032
Kraft der Männer sich erprobe. Jm Kampfe gegen den äußeren Feind pba_630.033
sei fortan die Stelle für den Wettkampf des Mutes und für edle pba_630.034
Ruhmesliebe:

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Das nun zu wählen laß von mir dich lehren, daß pba_630.036
Wohlthuend, wohlempfangend, wohlgeehrt, du teil pba_630.037
An meinem Lande nehmst, dem gottgeliebtesten.

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Nicht müde wird die Göttin, die immer noch Grollenden mit dem pba_630.039
Zauberwort freundlicher Überredung zu besänftigen, sie geordneter pba_630.040
Verehrung, nimmer erlöschenden Ansehens zu versichern, bis endlich ihr

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antasten will. Zwar zunächst scheint die Heftigkeit des Kampfes sich pba_630.002
zum äußersten zu steigern, denn die wirklich nun, und zwar durch pba_630.003
Athenes Stimme erfolgende Freisprechung des Orestes reizt die Gekränkten pba_630.004
zu wild empörter Wut und schrecklichster Drohung. Erst dem pba_630.005
unermüdlich wiederholten Zuspruch der Athene gelingt es, sie zu besänftigen:

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Jhr aber wollt nicht schweren Haß auf dieses Land pba_630.008
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Der grünen Saat zerfressenden, schonungslosen Brand. pba_630.011
Denn ich gelob' euch und verspreche feierlich, pba_630.012
Daß ihr an rechter Stelle Sitz und Heiligtum, pba_630.013
An reichem throneshellen Herd zu weilen hier pba_630.014
Euch sollt gewinnen, meinen Bürgern fromm verehrt.

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Und weiter, der erneuten Klage gegenüber:

pba_630.016
Bring deines Jngrimms schwarzen Wogensturz in Ruh, pba_630.017
Die ehrenhehr du, stadtvereint mir werden sollst. pba_630.018
Und wenn dir einst Erstlinge dieser weiten Au, pba_630.019
Dir Opfer für der Kinder, für der Ehen Heil pba_630.020
Geweihet werden, loben wirst mein Wort du dann!

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Vollends deutlich tritt der Sinn der Dichtung in der folgenden pba_630.022
Gegenrede der Göttin gegen die immer erneut andringende Klage der pba_630.023
Erinnyen hervor. Neben der Verehrung der übrigen Götter soll ihnen pba_630.024
ein geordneter Kultus zu teil werden, auch für sie sollen zum heiligen pba_630.025
Hause des Erechtheus empor Festzüge der Männer und Frauen wallen. pba_630.026
Aber diese göttliche Verehrung soll nur jenem berechtigten Kern ihres pba_630.027
Wesens erwiesen sein, den Athenes weiser Spruch unangetastet gelassen pba_630.028
hat. Aufhören soll die wilde Aufreizung zu blutigem Hader, zu verwildertem pba_630.029
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Heimat zum Schauplatz erbitterten Kampfes macht, als ob in solcher pba_630.031
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Ruhmesliebe:

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An meinem Lande nehmst, dem gottgeliebtesten.

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Nicht müde wird die Göttin, die immer noch Grollenden mit dem pba_630.039
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[630/0648] pba_630.001 antasten will. Zwar zunächst scheint die Heftigkeit des Kampfes sich pba_630.002 zum äußersten zu steigern, denn die wirklich nun, und zwar durch pba_630.003 Athenes Stimme erfolgende Freisprechung des Orestes reizt die Gekränkten pba_630.004 zu wild empörter Wut und schrecklichster Drohung. Erst dem pba_630.005 unermüdlich wiederholten Zuspruch der Athene gelingt es, sie zu besänftigen: pba_630.006 pba_630.007 Jhr aber wollt nicht schweren Haß auf dieses Land pba_630.008 Ausschütten, nicht so zürnen, nicht Fruchtlosigkeit pba_630.009 Verhängen, Giftschaum niederspeiend, scheußlichen, pba_630.010 Der grünen Saat zerfressenden, schonungslosen Brand. pba_630.011 Denn ich gelob' euch und verspreche feierlich, pba_630.012 Daß ihr an rechter Stelle Sitz und Heiligtum, pba_630.013 An reichem throneshellen Herd zu weilen hier pba_630.014 Euch sollt gewinnen, meinen Bürgern fromm verehrt. pba_630.015 Und weiter, der erneuten Klage gegenüber: pba_630.016 Bring deines Jngrimms schwarzen Wogensturz in Ruh, pba_630.017 Die ehrenhehr du, stadtvereint mir werden sollst. pba_630.018 Und wenn dir einst Erstlinge dieser weiten Au, pba_630.019 Dir Opfer für der Kinder, für der Ehen Heil pba_630.020 Geweihet werden, loben wirst mein Wort du dann! pba_630.021 Vollends deutlich tritt der Sinn der Dichtung in der folgenden pba_630.022 Gegenrede der Göttin gegen die immer erneut andringende Klage der pba_630.023 Erinnyen hervor. Neben der Verehrung der übrigen Götter soll ihnen pba_630.024 ein geordneter Kultus zu teil werden, auch für sie sollen zum heiligen pba_630.025 Hause des Erechtheus empor Festzüge der Männer und Frauen wallen. pba_630.026 Aber diese göttliche Verehrung soll nur jenem berechtigten Kern ihres pba_630.027 Wesens erwiesen sein, den Athenes weiser Spruch unangetastet gelassen pba_630.028 hat. Aufhören soll die wilde Aufreizung zu blutigem Hader, zu verwildertem pba_630.029 Haß, zu jener Trunkenheit fortrasender Wut, die die eigene pba_630.030 Heimat zum Schauplatz erbitterten Kampfes macht, als ob in solcher pba_630.031 Sitte der Blutrache und Geschlechterfehde der Mut der Jugend, die pba_630.032 Kraft der Männer sich erprobe. Jm Kampfe gegen den äußeren Feind pba_630.033 sei fortan die Stelle für den Wettkampf des Mutes und für edle pba_630.034 Ruhmesliebe: pba_630.035 Das nun zu wählen laß von mir dich lehren, daß pba_630.036 Wohlthuend, wohlempfangend, wohlgeehrt, du teil pba_630.037 An meinem Lande nehmst, dem gottgeliebtesten. pba_630.038 Nicht müde wird die Göttin, die immer noch Grollenden mit dem pba_630.039 Zauberwort freundlicher Überredung zu besänftigen, sie geordneter pba_630.040 Verehrung, nimmer erlöschenden Ansehens zu versichern, bis endlich ihr

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Zitationshilfe: Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887, S. 630. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumgart_poetik_1887/648>, abgerufen am 23.11.2024.