pba_201.001 rufen, oder endlich an das, was wir mit Benutzung des griechischen pba_201.002 Ausdrucks den praktischen Sinn nennen, an die Lebensklugheit,pba_201.003 den Weltverstand sich wenden.
pba_201.004 Nach dem Zweck der Nachahmung wird dann jedesmal die Wahl pba_201.005 der Mittel und die Art derselben, also ihre Form, sich bestimmen.
pba_201.006 Und welches sind die Mittel und Arten der Nachahmung von pba_201.007 Handlungen, über welche die Poesie verfügt? Das Mittel, die "innere pba_201.008 Handlung" -- die Praxis -- nachzuahmen, ist die Darstellung der pba_201.009 äußern "Handlung", welche jene zur Erscheinung bringt; ohne diese pba_201.010 bliebe jene ein bloßer Begriff und erlangte niemals Wesenheit. Die pba_201.011 Arten aber, wie diese Darstellung erfolgen kann, sind sehr vielfach: pba_201.012 entweder durch Erzählung oder durch Handelnde, ferner entweder pba_201.013 in gebundener Rede oder in Prosa; dann aber auch der Ausdehnung pba_201.014 nach, entweder im weitesten Umfange oder in den engsten Grenzenpba_201.015 oder auch in einer dazwischen liegenden mittleren Weise; außerdem, pba_201.016 was die Wahl der Personen anbetrifft, entweder so, daß die Handlung pba_201.017 unter Menschen oder unter Tieren oder unter übermenschlichen, pba_201.018 wunderbaren Wesen vor sich geht; entweder nach dem Maßstabe der pba_201.019 Wirklichkeit oder unter Zulassung des Wunders, und zwar im letztern pba_201.020 Falle entweder nach bestimmten, gesetzmäßigen Bedingungen oder pba_201.021 ohne Einschränkung; endlich entweder so, daß die Richtigkeit des nachgeahmten pba_201.022 Gegenstandes direkt in der Nachahmung zur Erscheinung pba_201.023 komme, wie in der ernsten Poesie, oder indirekt, wie in der komischen.
pba_201.024 Jn diesem Mittel, der Darstellung äußerer Handlung, ist pba_201.025 nun der Poesie ein Reich eröffnet, welches sich noch viel weiter erstreckt pba_201.026 als das der Abbildung der sichtbaren Körperwelt, ja dessen Umfang ganz pba_201.027 unermeßlich ist. Doch bleibt nichtsdestoweniger das Verhältnis der Poesie pba_201.028 zu demselben ganz analog dem, in welchem sie der Körperwelt gegenübersteht. pba_201.029 Auch von dieser entleiht sie einen großen Teil ihrer Kraft -- pba_201.030 Glanz, Farbe, Mannigfaltigkeit --, ja, sie würde völlig verstummen pba_201.031 müssen, wollte sie den Versuch machen, ihrer zu entraten; und dennoch pba_201.032 ist es unbestritten, daß die Körperdarstellung ihr immer nur Mittel zum pba_201.033 Zweck sein darf. Ganz ebenso, obwohl dies keineswegs anerkannt ist, pba_201.034 steht die Poesie zu der Darstellung äußerer Handlung. Auch diese, pba_201.035 nur um ihrer selbst willen erzählt, ist wertlos, ganz wie die bloße pba_201.036 Schilderung körperlicher Gegenstände; aber zu ihrem wahren Zwecke verwandt, pba_201.037 gewährt sie der Poesie ihre stärksten Reize und ihre mächtigsten pba_201.038 Wirkungen.
pba_201.039 Wie die Empfindung der Dinge und Wesen der umgebenden Welt pba_201.040 bedarf, welche sie anregen, und wie inmitten derselben nun die eine die
pba_201.001 rufen, oder endlich an das, was wir mit Benutzung des griechischen pba_201.002 Ausdrucks den praktischen Sinn nennen, an die Lebensklugheit,pba_201.003 den Weltverstand sich wenden.
pba_201.004 Nach dem Zweck der Nachahmung wird dann jedesmal die Wahl pba_201.005 der Mittel und die Art derselben, also ihre Form, sich bestimmen.
pba_201.006 Und welches sind die Mittel und Arten der Nachahmung von pba_201.007 Handlungen, über welche die Poesie verfügt? Das Mittel, die „innere pba_201.008 Handlung“ — die Praxis — nachzuahmen, ist die Darstellung der pba_201.009 äußern „Handlung“, welche jene zur Erscheinung bringt; ohne diese pba_201.010 bliebe jene ein bloßer Begriff und erlangte niemals Wesenheit. Die pba_201.011 Arten aber, wie diese Darstellung erfolgen kann, sind sehr vielfach: pba_201.012 entweder durch Erzählung oder durch Handelnde, ferner entweder pba_201.013 in gebundener Rede oder in Prosa; dann aber auch der Ausdehnung pba_201.014 nach, entweder im weitesten Umfange oder in den engsten Grenzenpba_201.015 oder auch in einer dazwischen liegenden mittleren Weise; außerdem, pba_201.016 was die Wahl der Personen anbetrifft, entweder so, daß die Handlung pba_201.017 unter Menschen oder unter Tieren oder unter übermenschlichen, pba_201.018 wunderbaren Wesen vor sich geht; entweder nach dem Maßstabe der pba_201.019 Wirklichkeit oder unter Zulassung des Wunders, und zwar im letztern pba_201.020 Falle entweder nach bestimmten, gesetzmäßigen Bedingungen oder pba_201.021 ohne Einschränkung; endlich entweder so, daß die Richtigkeit des nachgeahmten pba_201.022 Gegenstandes direkt in der Nachahmung zur Erscheinung pba_201.023 komme, wie in der ernsten Poesie, oder indirekt, wie in der komischen.
pba_201.024 Jn diesem Mittel, der Darstellung äußerer Handlung, ist pba_201.025 nun der Poesie ein Reich eröffnet, welches sich noch viel weiter erstreckt pba_201.026 als das der Abbildung der sichtbaren Körperwelt, ja dessen Umfang ganz pba_201.027 unermeßlich ist. Doch bleibt nichtsdestoweniger das Verhältnis der Poesie pba_201.028 zu demselben ganz analog dem, in welchem sie der Körperwelt gegenübersteht. pba_201.029 Auch von dieser entleiht sie einen großen Teil ihrer Kraft — pba_201.030 Glanz, Farbe, Mannigfaltigkeit —, ja, sie würde völlig verstummen pba_201.031 müssen, wollte sie den Versuch machen, ihrer zu entraten; und dennoch pba_201.032 ist es unbestritten, daß die Körperdarstellung ihr immer nur Mittel zum pba_201.033 Zweck sein darf. Ganz ebenso, obwohl dies keineswegs anerkannt ist, pba_201.034 steht die Poesie zu der Darstellung äußerer Handlung. Auch diese, pba_201.035 nur um ihrer selbst willen erzählt, ist wertlos, ganz wie die bloße pba_201.036 Schilderung körperlicher Gegenstände; aber zu ihrem wahren Zwecke verwandt, pba_201.037 gewährt sie der Poesie ihre stärksten Reize und ihre mächtigsten pba_201.038 Wirkungen.
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rufen, oder endlich an das, was wir mit Benutzung des griechischen pba_201.002
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Und welches sind die Mittel und Arten der Nachahmung von pba_201.007
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Jn diesem Mittel, der Darstellung äußerer Handlung, ist pba_201.025
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Wie die Empfindung der Dinge und Wesen der umgebenden Welt pba_201.040
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Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumgart_poetik_1887/219>, abgerufen am 24.11.2024.
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