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Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887.

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hat, erscheint ihm seine Laufbahn, die Gegenwart, die Vergangenheit und pba_096.002
die Zukunft, als eine herrliche Einheit, welche in ihrer folgerichtigen pba_096.003
Entfaltung durch nichts aufgehalten werden kann. Von dem Gipfel pba_096.004
des errungenen Vertrauens in sich selbst entdeckt sich nun in plötzlich pba_096.005
verbreitetem Lichte dem Genius sein eigenes Werden, welches ihm bis pba_096.006
dahin ein Geheimnis war; von Anbeginn liegt nun sein Lauf vor ihm, pba_096.007
und in triumphierender Zuversicht sieht er diesen Lauf mit der Gewalt pba_096.008
und Notwendigkeit einer Naturkraft sich bis zu seinem glorreichen Ende pba_096.009
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geschwellte Brust des Dichters des Götz und Werther erfüllt, und das pba_096.011
nach einer Form des Ausdrucks verlangt. Für dieses "sublimi feriam pba_096.012
sidera vertice" gibt es aber schwerlich irgend eine Form des Ausdrucks, pba_096.013
welche so angemessen und zugleich so hochpoetisch wäre als die Allegorie, pba_096.014
denn hierbei bleibt erstlich die Person des Dichters ganz aus pba_096.015
dem Spiele und das Ethos kommt rein und objektiv zur Darstellung, pba_096.016
und sodann wird es statt abstrakt beschrieben zu werden, durch die Anschauung pba_096.017
Herz und Gemüt erhebender und bewegender Bilder und Vorgänge pba_096.018
vermittelt. Eine solche Wirkung hat von jeher der Anblick eines pba_096.019
mächtigen Stromes, in allen Teilen seines Laufes von der Quelle bis pba_096.020
zum Meere, auf alle Beschauer ausgeübt. Den Alten verkörperte sich pba_096.021
dieses Ethos in den Mythen von ihren Flußgöttern; der moderne Dichter pba_096.022
ist von demselben schöpferischen Geiste getrieben, indem er überall der pba_096.023
körperlichen Erscheinung eine Seele leiht und die Bewegungen der Materie pba_096.024
als Willensakte vorstellt. So bleibt er vor allem dem poetischen pba_096.025
Grundgesetze
getreu, in die Schilderung der körperlichen Natur und pba_096.026
ihrer Bewegung nur einzutreten, insofern sie psychische und ethische Vorgänge pba_096.027
zu erwecken imstande ist, und insofern sie durch sich selbst dazu pba_096.028
fähig ist; was von außen her willkürlich hinzugethan wird um diese pba_096.029
Fähigkeit zu erhöhen, fördert die Wirkung nicht, sondern hebt sie auf. pba_096.030
Gelingt es nun hier dem Dichter, daß, indem er der Natur seines Objektes pba_096.031
durchaus treu bleibt, er zugleich doch eine solche Reihe von Momenten pba_096.032
in der Darstellung desselben hervorhebt, welche durch eine pba_096.033
schlagende Aehnlichkeit an jene ganz persönlichen und doch zugleich typischallgemeinen pba_096.034
Verhältnisse erinnern, die ursprünglich in ihm das treibende pba_096.035
Ethos entzündeten, so ist er der höchsten Wirkung sicher.

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So geschieht es in dem vorliegenden Gedicht:

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Seht den Felsenquell, pba_096.038
Freudehell pba_096.039
Wie ein Sternenblick; pba_096.040
Ueber Wolken

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hat, erscheint ihm seine Laufbahn, die Gegenwart, die Vergangenheit und pba_096.002
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und Notwendigkeit einer Naturkraft sich bis zu seinem glorreichen Ende pba_096.009
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getreu, in die Schilderung der körperlichen Natur und pba_096.026
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Verhältnisse erinnern, die ursprünglich in ihm das treibende pba_096.035
Ethos entzündeten, so ist er der höchsten Wirkung sicher.

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So geschieht es in dem vorliegenden Gedicht:

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Zitationshilfe: Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumgart_poetik_1887/114>, abgerufen am 24.11.2024.