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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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Mama. Es ist unser Empfangstag, und wir freuen uns,
Sie mit den für Kunst glühenden Stammgästen bekannt
zu machen." --

"Wie liebenswürdig!" bemerkte meine Mutter.

"Ja gewiß!" -- sagte die Baronin resignirt --
"aber die Damen werden gleich uns bei dem Rout Ent¬
setzliches ausstehen: -- kleine Zimmer, überfüllt von
Besuchenden. Das ist ein betäubendes Kommen, Gehen,
Drängen, Schwätzen ... Ich werde stets krank von
dem -- Vergnügen!"


In grauseidenem Ueberrock, mit Rosa verziert, eine
Pariser rosa Atlas-Toque mit Marabouts auf den hoch¬
frisirten Locken, die Mutter schwarz, im hellgelben Krepp¬
hut -- fand ich unsere Toilette sehr hübsch für die
Visiten bei den Herren Aktionären. Aber wie wurde ich
angestarrt! Ob vielleicht die Toque zu verwegen auf¬
gestülpt war? -- oder ob ich mich nicht demüthig genug
vor den Millionären verbeugte? Ich vernahm wenigstens
später von Baron Biedenfeld, daß Bankier Fränkel ihm
andern Tags gesagt: "Bedenken Sie ja die etwas deter¬
minirt aussehende Blondine mit ersten Rollen, denn
zweite wird sie sicherlich nicht oft übernehmen."

Bankier Beneke, wegen seines Reichthums auch
Fürst Beneke genannt, sprach sehr leise, aber angenehm,
und geleitete uns zu seiner Gattin -- wie verlegen.
Durchlaucht lehnten in der Sophaecke, ein Riechfläschchen

Mama. Es iſt unſer Empfangstag, und wir freuen uns,
Sie mit den für Kunſt glühenden Stammgäſten bekannt
zu machen.« —

»Wie liebenswürdig!« bemerkte meine Mutter.

»Ja gewiß!« — ſagte die Baronin reſignirt —
»aber die Damen werden gleich uns bei dem Rout Ent¬
ſetzliches ausſtehen: — kleine Zimmer, überfüllt von
Beſuchenden. Das iſt ein betäubendes Kommen, Gehen,
Drängen, Schwätzen … Ich werde ſtets krank von
dem — Vergnügen!«


In grauſeidenem Ueberrock, mit Roſa verziert, eine
Pariſer roſa Atlas-Toque mit Marabouts auf den hoch¬
friſirten Locken, die Mutter ſchwarz, im hellgelben Krepp¬
hut — fand ich unſere Toilette ſehr hübſch für die
Viſiten bei den Herren Aktionären. Aber wie wurde ich
angeſtarrt! Ob vielleicht die Toque zu verwegen auf¬
geſtülpt war? — oder ob ich mich nicht demüthig genug
vor den Millionären verbeugte? Ich vernahm wenigſtens
ſpäter von Baron Biedenfeld, daß Bankier Fränkel ihm
andern Tags geſagt: »Bedenken Sie ja die etwas deter¬
minirt ausſehende Blondine mit erſten Rollen, denn
zweite wird ſie ſicherlich nicht oft übernehmen.«

Bankier Beneke, wegen ſeines Reichthums auch
Fürſt Beneke genannt, ſprach ſehr leiſe, aber angenehm,
und geleitete uns zu ſeiner Gattin — wie verlegen.
Durchlaucht lehnten in der Sophaecke, ein Riechfläſchchen

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[44/0072] Mama. Es iſt unſer Empfangstag, und wir freuen uns, Sie mit den für Kunſt glühenden Stammgäſten bekannt zu machen.« — »Wie liebenswürdig!« bemerkte meine Mutter. »Ja gewiß!« — ſagte die Baronin reſignirt — »aber die Damen werden gleich uns bei dem Rout Ent¬ ſetzliches ausſtehen: — kleine Zimmer, überfüllt von Beſuchenden. Das iſt ein betäubendes Kommen, Gehen, Drängen, Schwätzen … Ich werde ſtets krank von dem — Vergnügen!« In grauſeidenem Ueberrock, mit Roſa verziert, eine Pariſer roſa Atlas-Toque mit Marabouts auf den hoch¬ friſirten Locken, die Mutter ſchwarz, im hellgelben Krepp¬ hut — fand ich unſere Toilette ſehr hübſch für die Viſiten bei den Herren Aktionären. Aber wie wurde ich angeſtarrt! Ob vielleicht die Toque zu verwegen auf¬ geſtülpt war? — oder ob ich mich nicht demüthig genug vor den Millionären verbeugte? Ich vernahm wenigſtens ſpäter von Baron Biedenfeld, daß Bankier Fränkel ihm andern Tags geſagt: »Bedenken Sie ja die etwas deter¬ minirt ausſehende Blondine mit erſten Rollen, denn zweite wird ſie ſicherlich nicht oft übernehmen.« Bankier Beneke, wegen ſeines Reichthums auch Fürſt Beneke genannt, ſprach ſehr leiſe, aber angenehm, und geleitete uns zu ſeiner Gattin — wie verlegen. Durchlaucht lehnten in der Sophaecke, ein Riechfläſchchen

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/72>, abgerufen am 22.11.2024.