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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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Die "Bräute von Florenz" gingen erst 1841 in
Dresden über die Bretter; Mosen's "Bernhard von
Weimar" kam zwei Jahre darauf in Dresden zur Auf¬
führung. Fast hätte die erste Vorstellung meinetwegen
verschoben werden müssen. Nach der zweiten Probe
mußte ich zum ersten Mal in Dresden zu unserem alten,
gutmüthigen Theaterdoktor Rolank schicken. Mein linker
Arm war plötzlich wie gelähmt und schmerzte, wie von
glühenden Nadeln durchstochen.

"Rheumatismus -- fliegender Rheumatismus!"
sagte der Doktor bedächtig. "Ruhe, Ruhe ist die erste
Bürgerpflicht ..."

"Aber, lieber, guter Herzensdoktor -- ich muß,
muß morgen in Mosen's "Bernhard von Weimar" spie¬
len, sonst ist ja die Vorstellung nicht möglich und der
Dichter und seine junge Frau und alle Freunde haben
sich schon so lange darauf gefreut ..."

Der Doktor zuckte die Achseln.

Da wurde Mosen gemeldet und trat gleich darauf
in's Zimmer. Er sah meine Bestürzung. Der Doktor
meldete ihm medizinisch gelehrt das Eintreffen des
"fliegenden Rheumatismus", der im Fluge komme,
meistens auch im Fluge wieder gehe, aber schwerlich bis
morgen ...

Ich las in des Dichters Gesicht die Bestürzung.
Entschlossen reichte ich ihm die gesunde rechte Hand:
"Sein Sie ruhig, Elisabeth von Hessen wird spielen!"

"Nein! nein!" rief Mosen aus -- "ich nehme Ihr

Die »Bräute von Florenz« gingen erſt 1841 in
Dresden über die Bretter; Moſen's »Bernhard von
Weimar« kam zwei Jahre darauf in Dresden zur Auf¬
führung. Faſt hätte die erſte Vorſtellung meinetwegen
verſchoben werden müſſen. Nach der zweiten Probe
mußte ich zum erſten Mal in Dresden zu unſerem alten,
gutmüthigen Theaterdoktor Rolank ſchicken. Mein linker
Arm war plötzlich wie gelähmt und ſchmerzte, wie von
glühenden Nadeln durchſtochen.

»Rheumatismus — fliegender Rheumatismus!«
ſagte der Doktor bedächtig. »Ruhe, Ruhe iſt die erſte
Bürgerpflicht …«

»Aber, lieber, guter Herzensdoktor — ich muß,
muß morgen in Moſen's »Bernhard von Weimar« ſpie¬
len, ſonſt iſt ja die Vorſtellung nicht möglich und der
Dichter und ſeine junge Frau und alle Freunde haben
ſich ſchon ſo lange darauf gefreut …«

Der Doktor zuckte die Achſeln.

Da wurde Moſen gemeldet und trat gleich darauf
in's Zimmer. Er ſah meine Beſtürzung. Der Doktor
meldete ihm mediziniſch gelehrt das Eintreffen des
»fliegenden Rheumatismus«, der im Fluge komme,
meiſtens auch im Fluge wieder gehe, aber ſchwerlich bis
morgen …

Ich las in des Dichters Geſicht die Beſtürzung.
Entſchloſſen reichte ich ihm die geſunde rechte Hand:
»Sein Sie ruhig, Eliſabeth von Heſſen wird ſpielen!«

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[461/0489] Die »Bräute von Florenz« gingen erſt 1841 in Dresden über die Bretter; Moſen's »Bernhard von Weimar« kam zwei Jahre darauf in Dresden zur Auf¬ führung. Faſt hätte die erſte Vorſtellung meinetwegen verſchoben werden müſſen. Nach der zweiten Probe mußte ich zum erſten Mal in Dresden zu unſerem alten, gutmüthigen Theaterdoktor Rolank ſchicken. Mein linker Arm war plötzlich wie gelähmt und ſchmerzte, wie von glühenden Nadeln durchſtochen. »Rheumatismus — fliegender Rheumatismus!« ſagte der Doktor bedächtig. »Ruhe, Ruhe iſt die erſte Bürgerpflicht …« »Aber, lieber, guter Herzensdoktor — ich muß, muß morgen in Moſen's »Bernhard von Weimar« ſpie¬ len, ſonſt iſt ja die Vorſtellung nicht möglich und der Dichter und ſeine junge Frau und alle Freunde haben ſich ſchon ſo lange darauf gefreut …« Der Doktor zuckte die Achſeln. Da wurde Moſen gemeldet und trat gleich darauf in's Zimmer. Er ſah meine Beſtürzung. Der Doktor meldete ihm mediziniſch gelehrt das Eintreffen des »fliegenden Rheumatismus«, der im Fluge komme, meiſtens auch im Fluge wieder gehe, aber ſchwerlich bis morgen … Ich las in des Dichters Geſicht die Beſtürzung. Entſchloſſen reichte ich ihm die geſunde rechte Hand: »Sein Sie ruhig, Eliſabeth von Heſſen wird ſpielen!« »Nein! nein!« rief Moſen aus — »ich nehme Ihr

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/489>, abgerufen am 25.11.2024.