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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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ja die Hand darauf gegeben, meinen Frauen nur Lustiges
vorzulügen!"

"Meinen Frauen!" Ich muß heute darüber lächeln,
wie harmlos patriarchalisch dies Wort von Tieck's Lippen
klang -- und wie scharf, wie spöttisch die bösen Zungen
Dresdens es betonten. Die nannten Tieck oft nur den
"Grafen von Gleichen unseres Jahrhunderts".

Es war allerdings ein wunderliches Verhältniß,
das sich im Lauf der Jahre zwischen dem alten Roman¬
tiker und seiner Frau und der Freundin Gräfin Finken¬
stein gebildet hatte. Aber es war auch eine andere,
romantischere Zeit, als unsere Tage.

Tieck hatte, wie seine Lieblingshelden, lange Jahre
eine Art fahrendes Künstlerleben geführt -- zum Theil
mit Weib und Kind. Seine geniale, abenteuerliche
Jugendzeit gährte fort und fort in ihm und ließ ihn
nicht zu einem festen Lebenshalt kommen und auch nicht
zu einem festen Wohnsitz. Und da seine pekuniären
Verhältnisse nie die glänzendsten waren, lebte er bald
hier, bald da -- und oft jahrelang bei Freunden als
Gast, am liebsten und am längsten in Ziebingen, erst
auf dem Gute seines Freundes v. Burgsdorff und dann
im Hause des Grafen Finkenstein. Hier finden wir die
Familie Tieck in den ersten achtzehn Jahren dieses Jahr¬
hunderts fast jeden Sommer. Von hier aus machte er
seine Reise nach Italien, um in den Bädern von Pisa
und unter dem milden Himmel von Rom Genesung von
seinem heftigen Gichtleiden zu suchen, das den erst

ja die Hand darauf gegeben, meinen Frauen nur Luſtiges
vorzulügen!«

»Meinen Frauen!« Ich muß heute darüber lächeln,
wie harmlos patriarchaliſch dies Wort von Tieck's Lippen
klang — und wie ſcharf, wie ſpöttiſch die böſen Zungen
Dresdens es betonten. Die nannten Tieck oft nur den
»Grafen von Gleichen unſeres Jahrhunderts«.

Es war allerdings ein wunderliches Verhältniß,
das ſich im Lauf der Jahre zwiſchen dem alten Roman¬
tiker und ſeiner Frau und der Freundin Gräfin Finken¬
ſtein gebildet hatte. Aber es war auch eine andere,
romantiſchere Zeit, als unſere Tage.

Tieck hatte, wie ſeine Lieblingshelden, lange Jahre
eine Art fahrendes Künſtlerleben geführt — zum Theil
mit Weib und Kind. Seine geniale, abenteuerliche
Jugendzeit gährte fort und fort in ihm und ließ ihn
nicht zu einem feſten Lebenshalt kommen und auch nicht
zu einem feſten Wohnſitz. Und da ſeine pekuniären
Verhältniſſe nie die glänzendſten waren, lebte er bald
hier, bald da — und oft jahrelang bei Freunden als
Gaſt, am liebſten und am längſten in Ziebingen, erſt
auf dem Gute ſeines Freundes v. Burgsdorff und dann
im Hauſe des Grafen Finkenſtein. Hier finden wir die
Familie Tieck in den erſten achtzehn Jahren dieſes Jahr¬
hunderts faſt jeden Sommer. Von hier aus machte er
ſeine Reiſe nach Italien, um in den Bädern von Piſa
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[393/0421] ja die Hand darauf gegeben, meinen Frauen nur Luſtiges vorzulügen!« »Meinen Frauen!« Ich muß heute darüber lächeln, wie harmlos patriarchaliſch dies Wort von Tieck's Lippen klang — und wie ſcharf, wie ſpöttiſch die böſen Zungen Dresdens es betonten. Die nannten Tieck oft nur den »Grafen von Gleichen unſeres Jahrhunderts«. Es war allerdings ein wunderliches Verhältniß, das ſich im Lauf der Jahre zwiſchen dem alten Roman¬ tiker und ſeiner Frau und der Freundin Gräfin Finken¬ ſtein gebildet hatte. Aber es war auch eine andere, romantiſchere Zeit, als unſere Tage. Tieck hatte, wie ſeine Lieblingshelden, lange Jahre eine Art fahrendes Künſtlerleben geführt — zum Theil mit Weib und Kind. Seine geniale, abenteuerliche Jugendzeit gährte fort und fort in ihm und ließ ihn nicht zu einem feſten Lebenshalt kommen und auch nicht zu einem feſten Wohnſitz. Und da ſeine pekuniären Verhältniſſe nie die glänzendſten waren, lebte er bald hier, bald da — und oft jahrelang bei Freunden als Gaſt, am liebſten und am längſten in Ziebingen, erſt auf dem Gute ſeines Freundes v. Burgsdorff und dann im Hauſe des Grafen Finkenſtein. Hier finden wir die Familie Tieck in den erſten achtzehn Jahren dieſes Jahr¬ hunderts faſt jeden Sommer. Von hier aus machte er ſeine Reiſe nach Italien, um in den Bädern von Piſa und unter dem milden Himmel von Rom Geneſung von ſeinem heftigen Gichtleiden zu ſuchen, das den erſt

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/421>, abgerufen am 22.11.2024.