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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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mit seiner Ziegenheerde oder gar -- da ich ja ein Sonntags¬
kind im Erleben von Abenteuern bin -- ein ganzes Ban¬
ditennest zu malen ... Hirtenknaben hatte ich schon ein
ganzes Dutzend in meiner Mappe -- aber noch nicht
einen einzigen Signor Räuber abcontrefeit, ... ja, nicht
einmal eine einzige Banditenkugel im Leibe. Schon wollte
ich melancholisch die tugendhaften Berge verlassen -- als
endlich -- endlich ein halbes Dutzend blaue Bohnen um
mich her pfiffen und ein Dutzend der kapitalsten schwarz¬
haarigen, sonnverbrannten Kavaliere der Abruzzen mich
umzingelt hatten und meine Taschen -- vergebens nach
einigen Scudis durchsuchten ..."

"Und da wurden Sie natürlich grausam gemeuchelt ..."

"Bitt' um Vergebung, meine Grausamste, doch nicht
ganz! Schon waren die zwölf Banditenmesser symmetrisch
auf mich gezückt -- da donnerte ihnen der Signor Haupt¬
mann ein fröhliches: Halt! zu. Er hatte einen neu¬
gierigen Blick in meine Malertasche gethan und eine --
Inspiration der lieben Eitelkeit erhalten ...

"Also ich wurde säuberlich in das eigentliche Räuber¬
nest geführt -- natürlich mit verbundenen Augen -- und
dort hatte ich das Vergnügen, der "Sonne der Abruzzen"
-- la bella Signora Annunziata -- der Banditenbraut
vorgestellt zu werden ... kurz und gut, den Herrn
Hauptmann und die ganze Bande und die schönste der
Banditenbräute malen zu dürfen. Acht Tage weilte ich
porträtirend in diesem originellen Maler-Atelier, auf's
Beste mit dem zähsten Ziegenfleisch und Knoblauch und

mit ſeiner Ziegenheerde oder gar — da ich ja ein Sonntags¬
kind im Erleben von Abenteuern bin — ein ganzes Ban¬
ditenneſt zu malen … Hirtenknaben hatte ich ſchon ein
ganzes Dutzend in meiner Mappe — aber noch nicht
einen einzigen Signor Räuber abcontrefeit, … ja, nicht
einmal eine einzige Banditenkugel im Leibe. Schon wollte
ich melancholiſch die tugendhaften Berge verlaſſen — als
endlich — endlich ein halbes Dutzend blaue Bohnen um
mich her pfiffen und ein Dutzend der kapitalſten ſchwarz¬
haarigen, ſonnverbrannten Kavaliere der Abruzzen mich
umzingelt hatten und meine Taſchen — vergebens nach
einigen Scudis durchſuchten …«

»Und da wurden Sie natürlich grauſam gemeuchelt …«

»Bitt' um Vergebung, meine Grauſamſte, doch nicht
ganz! Schon waren die zwölf Banditenmeſſer ſymmetriſch
auf mich gezückt — da donnerte ihnen der Signor Haupt¬
mann ein fröhliches: Halt! zu. Er hatte einen neu¬
gierigen Blick in meine Malertaſche gethan und eine —
Inſpiration der lieben Eitelkeit erhalten …

»Alſo ich wurde ſäuberlich in das eigentliche Räuber¬
neſt geführt — natürlich mit verbundenen Augen — und
dort hatte ich das Vergnügen, der »Sonne der Abruzzen«
la bella Signora Annunziata — der Banditenbraut
vorgeſtellt zu werden … kurz und gut, den Herrn
Hauptmann und die ganze Bande und die ſchönſte der
Banditenbräute malen zu dürfen. Acht Tage weilte ich
porträtirend in dieſem originellen Maler-Atelier, auf's
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[363/0391] mit ſeiner Ziegenheerde oder gar — da ich ja ein Sonntags¬ kind im Erleben von Abenteuern bin — ein ganzes Ban¬ ditenneſt zu malen … Hirtenknaben hatte ich ſchon ein ganzes Dutzend in meiner Mappe — aber noch nicht einen einzigen Signor Räuber abcontrefeit, … ja, nicht einmal eine einzige Banditenkugel im Leibe. Schon wollte ich melancholiſch die tugendhaften Berge verlaſſen — als endlich — endlich ein halbes Dutzend blaue Bohnen um mich her pfiffen und ein Dutzend der kapitalſten ſchwarz¬ haarigen, ſonnverbrannten Kavaliere der Abruzzen mich umzingelt hatten und meine Taſchen — vergebens nach einigen Scudis durchſuchten …« »Und da wurden Sie natürlich grauſam gemeuchelt …« »Bitt' um Vergebung, meine Grauſamſte, doch nicht ganz! Schon waren die zwölf Banditenmeſſer ſymmetriſch auf mich gezückt — da donnerte ihnen der Signor Haupt¬ mann ein fröhliches: Halt! zu. Er hatte einen neu¬ gierigen Blick in meine Malertaſche gethan und eine — Inſpiration der lieben Eitelkeit erhalten … »Alſo ich wurde ſäuberlich in das eigentliche Räuber¬ neſt geführt — natürlich mit verbundenen Augen — und dort hatte ich das Vergnügen, der »Sonne der Abruzzen« — la bella Signora Annunziata — der Banditenbraut vorgeſtellt zu werden … kurz und gut, den Herrn Hauptmann und die ganze Bande und die ſchönſte der Banditenbräute malen zu dürfen. Acht Tage weilte ich porträtirend in dieſem originellen Maler-Atelier, auf's Beſte mit dem zähſten Ziegenfleiſch und Knoblauch und

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/391>, abgerufen am 22.11.2024.