Käthchen von Heilbronn war meine letzte Rolle. Ob das Publikum von der poetischen Traumßene unter dem Hollunderbusch auch nur ein Säuseln gehört hat -- ich glaube es kaum. Mir war zuletzt Alles furchtbar egal geworden.
"Mutter" -- sagte ich nach der Vorstellung auf¬ athmend -- "nachdem ich dies Gastspiel überwunden habe, muß mir jede Aufgabe der bretternen und der erdigen Welt leicht werden!"
Gleich nach der Vorstellung fing ich an zu packen. Schon in der Frühe wollten wir Pest verlassen. Da ertönte unter meinem Fenster die herrlichste Militair¬ musik. Die Offiziere, denen ihre weiß-grünen Uniformen gar schmuck standen, brachten mir ein Ständchen. Das stimmte mich sehr fröhlich -- aber es mußte doch weiter gepackt werden. Nach den brausenden Klängen eines Galopps chassirte ich mit Käthchens altdeutscher Haube nach dem Hutkasten -- ihr Brautkleid wurde in den Koffer gewalzt. Die Gulden, mit denen ich die Gasthof¬ rechnung bezahlte, hüpften nach den sprühenden Tönen eines feurigen Csardas. Mein dankendes Grüßen vom Fenster aus brachte mir deutsche Vivats und ungarische Eljens ein.
Ich habe Pest nie wieder gesehen, aber mich herzlich gefreut, als ich kürzlich in den Zeitungen las: das deutsche Theater in Pest wird abgebrochen, obgleich Felicitas von Vestvali, dieser moderne Hamlet und Romeo, eine sehr bedeutende Pachtsumme darfür geboten hat.
Käthchen von Heilbronn war meine letzte Rolle. Ob das Publikum von der poetiſchen Traumſzene unter dem Hollunderbuſch auch nur ein Säuſeln gehört hat — ich glaube es kaum. Mir war zuletzt Alles furchtbar egal geworden.
»Mutter« — ſagte ich nach der Vorſtellung auf¬ athmend — »nachdem ich dies Gaſtſpiel überwunden habe, muß mir jede Aufgabe der bretternen und der erdigen Welt leicht werden!«
Gleich nach der Vorſtellung fing ich an zu packen. Schon in der Frühe wollten wir Peſt verlaſſen. Da ertönte unter meinem Fenſter die herrlichſte Militair¬ muſik. Die Offiziere, denen ihre weiß-grünen Uniformen gar ſchmuck ſtanden, brachten mir ein Ständchen. Das ſtimmte mich ſehr fröhlich — aber es mußte doch weiter gepackt werden. Nach den brauſenden Klängen eines Galopps chaſſirte ich mit Käthchens altdeutſcher Haube nach dem Hutkaſten — ihr Brautkleid wurde in den Koffer gewalzt. Die Gulden, mit denen ich die Gaſthof¬ rechnung bezahlte, hüpften nach den ſprühenden Tönen eines feurigen Cſardas. Mein dankendes Grüßen vom Fenſter aus brachte mir deutſche Vivats und ungariſche Eljens ein.
Ich habe Peſt nie wieder geſehen, aber mich herzlich gefreut, als ich kürzlich in den Zeitungen las: das deutſche Theater in Peſt wird abgebrochen, obgleich Felicitas von Veſtvali, dieſer moderne Hamlet und Romeo, eine ſehr bedeutende Pachtſumme darfür geboten hat.
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Käthchen von Heilbronn war meine letzte Rolle.
Ob das Publikum von der poetiſchen Traumſzene unter
dem Hollunderbuſch auch nur ein Säuſeln gehört hat —
ich glaube es kaum. Mir war zuletzt Alles furchtbar
egal geworden.
»Mutter« — ſagte ich nach der Vorſtellung auf¬
athmend — »nachdem ich dies Gaſtſpiel überwunden
habe, muß mir jede Aufgabe der bretternen und der
erdigen Welt leicht werden!«
Gleich nach der Vorſtellung fing ich an zu packen.
Schon in der Frühe wollten wir Peſt verlaſſen. Da
ertönte unter meinem Fenſter die herrlichſte Militair¬
muſik. Die Offiziere, denen ihre weiß-grünen Uniformen
gar ſchmuck ſtanden, brachten mir ein Ständchen. Das
ſtimmte mich ſehr fröhlich — aber es mußte doch weiter
gepackt werden. Nach den brauſenden Klängen eines
Galopps chaſſirte ich mit Käthchens altdeutſcher Haube
nach dem Hutkaſten — ihr Brautkleid wurde in den
Koffer gewalzt. Die Gulden, mit denen ich die Gaſthof¬
rechnung bezahlte, hüpften nach den ſprühenden Tönen
eines feurigen Cſardas. Mein dankendes Grüßen vom
Fenſter aus brachte mir deutſche Vivats und ungariſche
Eljens ein.
Ich habe Peſt nie wieder geſehen, aber mich herzlich
gefreut, als ich kürzlich in den Zeitungen las: das deutſche
Theater in Peſt wird abgebrochen, obgleich Felicitas von
Veſtvali, dieſer moderne Hamlet und Romeo, eine ſehr
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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/321>, abgerufen am 17.05.2024.
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