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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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plauderte dieser über seinen Direktor und über die
Schauspieler.

"Frl. Peche ist die Perle unserer Bühne in naiven
und kindlich elegischen Partien ... Die Königin von
sechzehn Jahren spielt sie unvergleichlich, obgleich Anschütz
sie durch sein langsames Sprechen schlecht unterstützt, so
daß die arme kleine Königin während seiner endlosen
Rede am Schluß des Stücks nicht mehr weiß, wo sie
ein wirksames Mienenspiel hernehmen soll ..."

"Aber Excellenz, Anschütz ist doch ein Meister aus
der klassischen Schule ..."

"Mag sein" -- sagten Excellenz nachlässig -- "ich
kümmere mich um die klassischen Stücke wenig, Drama
und Trauerspiel langweilen mich zum Sterben ... Und
wenn nicht das Lustspiel wäre, möchte der Henker den
ganzen Theaterkram holen ..."

Etwas neugierig klopften Excellenz an: ob ich wohl
Engagementspläne für das Burgtheater hege.

Unbefangen und aus voller Seele sagte ich: "Nein,
Excellenz! Mein Fach ist hier reichlich besetzt, und ehe
ich in Norddeutschland wieder ein Engagement annehme,
möchte ich noch einige Zeit gastiren. Wenn die Wiener
mich aber bei meinem bevorstehenden Debüt freundlich
aufnehmen, so wird es mich glücklich machen, hin und
wieder auch am Burgtheater zu gastiren."

Da flossen Excellenz fast über vor Süßigkeiten --
aus der Galanterie-Bonbonniere des ancien regime.

plauderte dieſer über ſeinen Direktor und über die
Schauſpieler.

»Frl. Peche iſt die Perle unſerer Bühne in naiven
und kindlich elegiſchen Partien … Die Königin von
ſechzehn Jahren ſpielt ſie unvergleichlich, obgleich Anſchütz
ſie durch ſein langſames Sprechen ſchlecht unterſtützt, ſo
daß die arme kleine Königin während ſeiner endloſen
Rede am Schluß des Stücks nicht mehr weiß, wo ſie
ein wirkſames Mienenſpiel hernehmen ſoll …«

»Aber Excellenz, Anſchütz iſt doch ein Meiſter aus
der klaſſiſchen Schule …«

»Mag ſein« — ſagten Excellenz nachläſſig — »ich
kümmere mich um die klaſſiſchen Stücke wenig, Drama
und Trauerſpiel langweilen mich zum Sterben … Und
wenn nicht das Luſtſpiel wäre, möchte der Henker den
ganzen Theaterkram holen …«

Etwas neugierig klopften Excellenz an: ob ich wohl
Engagementspläne für das Burgtheater hege.

Unbefangen und aus voller Seele ſagte ich: »Nein,
Excellenz! Mein Fach iſt hier reichlich beſetzt, und ehe
ich in Norddeutſchland wieder ein Engagement annehme,
möchte ich noch einige Zeit gaſtiren. Wenn die Wiener
mich aber bei meinem bevorſtehenden Debüt freundlich
aufnehmen, ſo wird es mich glücklich machen, hin und
wieder auch am Burgtheater zu gaſtiren.«

Da floſſen Excellenz faſt über vor Süßigkeiten —
aus der Galanterie-Bonbonniere des ancien régime.

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[276/0304] plauderte dieſer über ſeinen Direktor und über die Schauſpieler. »Frl. Peche iſt die Perle unſerer Bühne in naiven und kindlich elegiſchen Partien … Die Königin von ſechzehn Jahren ſpielt ſie unvergleichlich, obgleich Anſchütz ſie durch ſein langſames Sprechen ſchlecht unterſtützt, ſo daß die arme kleine Königin während ſeiner endloſen Rede am Schluß des Stücks nicht mehr weiß, wo ſie ein wirkſames Mienenſpiel hernehmen ſoll …« »Aber Excellenz, Anſchütz iſt doch ein Meiſter aus der klaſſiſchen Schule …« »Mag ſein« — ſagten Excellenz nachläſſig — »ich kümmere mich um die klaſſiſchen Stücke wenig, Drama und Trauerſpiel langweilen mich zum Sterben … Und wenn nicht das Luſtſpiel wäre, möchte der Henker den ganzen Theaterkram holen …« Etwas neugierig klopften Excellenz an: ob ich wohl Engagementspläne für das Burgtheater hege. Unbefangen und aus voller Seele ſagte ich: »Nein, Excellenz! Mein Fach iſt hier reichlich beſetzt, und ehe ich in Norddeutſchland wieder ein Engagement annehme, möchte ich noch einige Zeit gaſtiren. Wenn die Wiener mich aber bei meinem bevorſtehenden Debüt freundlich aufnehmen, ſo wird es mich glücklich machen, hin und wieder auch am Burgtheater zu gaſtiren.« Da floſſen Excellenz faſt über vor Süßigkeiten — aus der Galanterie-Bonbonniere des ancien régime.

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/304>, abgerufen am 22.11.2024.