"Keine -- als dem Moloch Bär zu opfern, -- rothes -- rothes Gold -- viel Gold!" stimmte Schwarz in demselben Ton ein.
"Das Opfer sei gebracht ..." und meine gute Laune war mit diesem Entschluß wieder zur Stelle.
Ein eleganter Reiter auf prächtigem Schimmel sprengte kühn und graziös vorüber ...
"Welch' herrliches Thier -- und wie würdig seiner der Reiter!" rief ich entzückt aus. Das Rittmeistersblut meines lieben, seligen Vaters, der ein berühmter Reiter war, regte sich in mir.
"Le cavalier a la mode -- der tollkühnste Reiter der Welt -- der populärste Mann Wiens -- -- Graf
Moriz Sandor!" sagte Witthauer. Doch da ist er schon wieder, ich werde ihn begrüßen, und dann können die Damen den berühmten Wundermann mit Muße be¬ trachten."
Der arabische Schimmel hielt im Fluge neben unserem Tische an und scharrte feurig schnaubend mit den feinen Hufen. Der Reiter grüßte graziös zu uns herüber und plauderte mit Witthauer, der ihm entgegen gegangen war. Voll Interesse betrachtete ich den originellen Grafen, dessen Reiterstückchen ihm bereits einen europäischen Ruf erworben hatten. Graf Sandor war damals 29 Jahre alt, kaum mittelgroß, aber von seltener Eleganz und geschmeidiger Kraft in allen Bewegungen. Er saß wie angegossen auf dem Schimmel, sich graziös in den Hüften wiegend. Sein mehr interessantes als hübsches Gesicht
»Keine — als dem Moloch Bär zu opfern, — rothes — rothes Gold — viel Gold!« ſtimmte Schwarz in demſelben Ton ein.
»Das Opfer ſei gebracht …« und meine gute Laune war mit dieſem Entſchluß wieder zur Stelle.
Ein eleganter Reiter auf prächtigem Schimmel ſprengte kühn und graziös vorüber …
»Welch' herrliches Thier — und wie würdig ſeiner der Reiter!« rief ich entzückt aus. Das Rittmeiſtersblut meines lieben, ſeligen Vaters, der ein berühmter Reiter war, regte ſich in mir.
»Le cavalier à la mode — der tollkühnſte Reiter der Welt — der populärſte Mann Wiens — — Graf
Moriz Sandor!« ſagte Witthauer. Doch da iſt er ſchon wieder, ich werde ihn begrüßen, und dann können die Damen den berühmten Wundermann mit Muße be¬ trachten.«
Der arabiſche Schimmel hielt im Fluge neben unſerem Tiſche an und ſcharrte feurig ſchnaubend mit den feinen Hufen. Der Reiter grüßte graziös zu uns herüber und plauderte mit Witthauer, der ihm entgegen gegangen war. Voll Intereſſe betrachtete ich den originellen Grafen, deſſen Reiterſtückchen ihm bereits einen europäiſchen Ruf erworben hatten. Graf Sandor war damals 29 Jahre alt, kaum mittelgroß, aber von ſeltener Eleganz und geſchmeidiger Kraft in allen Bewegungen. Er ſaß wie angegoſſen auf dem Schimmel, ſich graziös in den Hüften wiegend. Sein mehr intereſſantes als hübſches Geſicht
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»Keine — als dem Moloch Bär zu opfern, —
rothes — rothes Gold — viel Gold!« ſtimmte Schwarz
in demſelben Ton ein.
»Das Opfer ſei gebracht …« und meine gute Laune
war mit dieſem Entſchluß wieder zur Stelle.
Ein eleganter Reiter auf prächtigem Schimmel
ſprengte kühn und graziös vorüber …
»Welch' herrliches Thier — und wie würdig ſeiner
der Reiter!« rief ich entzückt aus. Das Rittmeiſtersblut
meines lieben, ſeligen Vaters, der ein berühmter Reiter
war, regte ſich in mir.
»Le cavalier à la mode — der tollkühnſte Reiter
der Welt — der populärſte Mann Wiens — — Graf
Moriz Sandor!« ſagte Witthauer. Doch da iſt er ſchon
wieder, ich werde ihn begrüßen, und dann können die
Damen den berühmten Wundermann mit Muße be¬
trachten.«
Der arabiſche Schimmel hielt im Fluge neben unſerem
Tiſche an und ſcharrte feurig ſchnaubend mit den feinen
Hufen. Der Reiter grüßte graziös zu uns herüber und
plauderte mit Witthauer, der ihm entgegen gegangen
war. Voll Intereſſe betrachtete ich den originellen Grafen,
deſſen Reiterſtückchen ihm bereits einen europäiſchen Ruf
erworben hatten. Graf Sandor war damals 29 Jahre
alt, kaum mittelgroß, aber von ſeltener Eleganz und
geſchmeidiger Kraft in allen Bewegungen. Er ſaß wie
angegoſſen auf dem Schimmel, ſich graziös in den Hüften
wiegend. Sein mehr intereſſantes als hübſches Geſicht
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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/291>, abgerufen am 22.11.2024.
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