der Ohnmacht zu erwachen. Sogleich bemerkte ich zu meiner Beruhigung, daß man meinen Vater klugerweise wieder auf die Tragbahre placirt hatte, und ich den Monolog ohne Gelächterbegleitung zu Ende bringen konnte. Nebenbei gewahrte ich auch, wie Helmersen hinter der Szene neben dem erstarrten Gevatter Jaromir verzweif¬ lungsvoll die Hände rang, -- denn er hatte von seinem Platz aus sehen können: -- wie die Kaiserin das Taschen¬ tuch vor's Gesicht hielt und vom Lachen überwältigt -- die Loge verließ.
Nachdem uns Helmersen verlassen, fing ich an zu memoriren; -- ich studirte, repetirte mit eisernem Fleiß, -- fast Unmögliches hatte ich zu leisten. Doch die Vor¬ freude: bald den lieben Freund begrüßen und mich ihm als tüchtigere Künstlerin im Fach der ersten Liebhaberin zeigen zu können, half mir alle Anstrengungen und Be¬ denken überwinden.
Krüger's erstes Debüt war der Hamlet -- ich gab die Ophelia nach Tieck's Auffassung ... und der rauschende Beifall des enthusiasmirten Hauses wollte kein Ende neh¬ men. Krüger hatte gesiegt und sein ferneres Gastspiel ging nun mit merkwürdiger Frische und über alle Er¬ wartung glänzend von statten. Selbst die plötzlich ein¬ getretene Hitze hielt die Petersburger nicht ab, Krüger's Darstellungen beizuwohnen; viele deutsche Familien ver¬ schoben das Uebersiedeln in die reizenden Sommerwohnungen.
der Ohnmacht zu erwachen. Sogleich bemerkte ich zu meiner Beruhigung, daß man meinen Vater klugerweiſe wieder auf die Tragbahre placirt hatte, und ich den Monolog ohne Gelächterbegleitung zu Ende bringen konnte. Nebenbei gewahrte ich auch, wie Helmerſen hinter der Szene neben dem erſtarrten Gevatter Jaromir verzweif¬ lungsvoll die Hände rang, — denn er hatte von ſeinem Platz aus ſehen können: — wie die Kaiſerin das Taſchen¬ tuch vor's Geſicht hielt und vom Lachen überwältigt — die Loge verließ.
Nachdem uns Helmerſen verlaſſen, fing ich an zu memoriren; — ich ſtudirte, repetirte mit eiſernem Fleiß, — faſt Unmögliches hatte ich zu leiſten. Doch die Vor¬ freude: bald den lieben Freund begrüßen und mich ihm als tüchtigere Künſtlerin im Fach der erſten Liebhaberin zeigen zu können, half mir alle Anſtrengungen und Be¬ denken überwinden.
Krüger's erſtes Debüt war der Hamlet — ich gab die Ophelia nach Tieck's Auffaſſung … und der rauſchende Beifall des enthuſiasmirten Hauſes wollte kein Ende neh¬ men. Krüger hatte geſiegt und ſein ferneres Gaſtſpiel ging nun mit merkwürdiger Friſche und über alle Er¬ wartung glänzend von ſtatten. Selbſt die plötzlich ein¬ getretene Hitze hielt die Petersburger nicht ab, Krüger's Darſtellungen beizuwohnen; viele deutſche Familien ver¬ ſchoben das Ueberſiedeln in die reizenden Sommerwohnungen.
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der Ohnmacht zu erwachen. Sogleich bemerkte ich zu
meiner Beruhigung, daß man meinen Vater klugerweiſe
wieder auf die Tragbahre placirt hatte, und ich den
Monolog ohne Gelächterbegleitung zu Ende bringen konnte.
Nebenbei gewahrte ich auch, wie Helmerſen hinter der
Szene neben dem erſtarrten Gevatter Jaromir verzweif¬
lungsvoll die Hände rang, — denn er hatte von ſeinem
Platz aus ſehen können: — wie die Kaiſerin das Taſchen¬
tuch vor's Geſicht hielt und vom Lachen überwältigt —
die Loge verließ.
Nachdem uns Helmerſen verlaſſen, fing ich an zu
memoriren; — ich ſtudirte, repetirte mit eiſernem Fleiß,
— faſt Unmögliches hatte ich zu leiſten. Doch die Vor¬
freude: bald den lieben Freund begrüßen und mich ihm
als tüchtigere Künſtlerin im Fach der erſten Liebhaberin
zeigen zu können, half mir alle Anſtrengungen und Be¬
denken überwinden.
Krüger's erſtes Debüt war der Hamlet — ich gab
die Ophelia nach Tieck's Auffaſſung … und der rauſchende
Beifall des enthuſiasmirten Hauſes wollte kein Ende neh¬
men. Krüger hatte geſiegt und ſein ferneres Gaſtſpiel
ging nun mit merkwürdiger Friſche und über alle Er¬
wartung glänzend von ſtatten. Selbſt die plötzlich ein¬
getretene Hitze hielt die Petersburger nicht ab, Krüger's
Darſtellungen beizuwohnen; viele deutſche Familien ver¬
ſchoben das Ueberſiedeln in die reizenden Sommerwohnungen.
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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/254>, abgerufen am 17.05.2024.
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