Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

Bild:
<< vorherige Seite

hübschen bunten Papageien zu nähern und ... bald finden
sie sogar recht großen Geschmack an dem Papageien¬
geplapper und den allerliebsten Thierchen in Röcken von
zweierlei Tuch ... Das Uebrige ergiebt sich von selbst!

Ja, Kotzebue war doch bei aller anscheinenden Harm¬
losigkeit ein großer -- Satyriker!

Der Kaiser hatte mit seiner Gemahlin die Pro¬
ßeniumsloge im Michaeltheater inne, also kaum zwei
Schritte von uns Spielenden entfernt.

Charlotte von Hagn hatte als Partner einen sehr
hübschen jungen Papagei, den jugendlichen ersten Lieb¬
haber Weiland, -- ich aber mußte mit dem schwerfälligen,
dicken Barlow fürlieb nehmen. Weiland trippelte sehr
graziös vor und bewegte die Arme gleich Flügeln ganz
charmant, -- als aber mein Papagei vortrappte -- die
kurzen, dicken Arme steif ausgestreckt -- die großen Augen
tragisch aufreißend ... da -- schrie die Kaiserin vor Lachen
hell auf ... und ich hörte sie hinter ihrem Tuche dem
Kaiser zuflüstern: "Mais -- c'est pour en mourir de
rire!
-- Barlov est par trop comique ..."

Papagei Weiland nahm das ihm von der Hagn in
den Mund gestopfte Biscuit ganz zierlich -- mein Barlow
riß es mir förmlich aus den Händen und verschlang es
heißhungrig, heftig mit den Flügelarmen dazu schla¬
gend ... so daß unser Geplauder minutenlanges, hauser¬
schütterndes Lachen unterbrach. Die Hagn und ich füllten
die Pause ganz ernsthaft mit dem Füttern unserer Papa¬
geien aus ... was dann wieder neues Gelächter erregte.

hübſchen bunten Papageien zu nähern und … bald finden
ſie ſogar recht großen Geſchmack an dem Papageien¬
geplapper und den allerliebſten Thierchen in Röcken von
zweierlei Tuch … Das Uebrige ergiebt ſich von ſelbſt!

Ja, Kotzebue war doch bei aller anſcheinenden Harm¬
loſigkeit ein großer — Satyriker!

Der Kaiſer hatte mit ſeiner Gemahlin die Pro¬
ßeniumsloge im Michaeltheater inne, alſo kaum zwei
Schritte von uns Spielenden entfernt.

Charlotte von Hagn hatte als Partner einen ſehr
hübſchen jungen Papagei, den jugendlichen erſten Lieb¬
haber Weiland, — ich aber mußte mit dem ſchwerfälligen,
dicken Barlow fürlieb nehmen. Weiland trippelte ſehr
graziös vor und bewegte die Arme gleich Flügeln ganz
charmant, — als aber mein Papagei vortrappte — die
kurzen, dicken Arme ſteif ausgeſtreckt — die großen Augen
tragiſch aufreißend … da — ſchrie die Kaiſerin vor Lachen
hell auf … und ich hörte ſie hinter ihrem Tuche dem
Kaiſer zuflüſtern: »Maisc'est pour en mourir de
rire!
Barlov est par trop comique …«

Papagei Weiland nahm das ihm von der Hagn in
den Mund geſtopfte Biscuit ganz zierlich — mein Barlow
riß es mir förmlich aus den Händen und verſchlang es
heißhungrig, heftig mit den Flügelarmen dazu ſchla¬
gend … ſo daß unſer Geplauder minutenlanges, hauser¬
ſchütterndes Lachen unterbrach. Die Hagn und ich füllten
die Pauſe ganz ernſthaft mit dem Füttern unſerer Papa¬
geien aus … was dann wieder neues Gelächter erregte.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0243" n="215"/>
hüb&#x017F;chen bunten Papageien zu nähern und &#x2026; bald finden<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ogar recht großen Ge&#x017F;chmack an dem Papageien¬<lb/>
geplapper und den allerlieb&#x017F;ten Thierchen in Röcken von<lb/>
zweierlei Tuch &#x2026; Das Uebrige ergiebt &#x017F;ich von &#x017F;elb&#x017F;t!</p><lb/>
        <p>Ja, Kotzebue war doch bei aller an&#x017F;cheinenden Harm¬<lb/>
lo&#x017F;igkeit ein großer &#x2014; Satyriker!</p><lb/>
        <p>Der Kai&#x017F;er hatte mit &#x017F;einer Gemahlin die Pro¬<lb/>
ßeniumsloge im Michaeltheater inne, al&#x017F;o kaum zwei<lb/>
Schritte von uns Spielenden entfernt.</p><lb/>
        <p>Charlotte von Hagn hatte als Partner einen &#x017F;ehr<lb/>
hüb&#x017F;chen jungen Papagei, den jugendlichen er&#x017F;ten Lieb¬<lb/>
haber Weiland, &#x2014; ich aber mußte mit dem &#x017F;chwerfälligen,<lb/>
dicken Barlow fürlieb nehmen. Weiland trippelte &#x017F;ehr<lb/>
graziös vor und bewegte die Arme gleich Flügeln ganz<lb/>
charmant, &#x2014; als aber <hi rendition="#g">mein</hi> Papagei vortrappte &#x2014; die<lb/>
kurzen, dicken Arme &#x017F;teif ausge&#x017F;treckt &#x2014; die großen Augen<lb/>
tragi&#x017F;ch aufreißend &#x2026; da &#x2014; &#x017F;chrie die Kai&#x017F;erin vor Lachen<lb/>
hell auf &#x2026; und ich hörte &#x017F;ie hinter ihrem Tuche dem<lb/>
Kai&#x017F;er zuflü&#x017F;tern: <hi rendition="#aq">»Mais</hi> &#x2014; <hi rendition="#aq">c'est pour en mourir de<lb/>
rire!</hi> &#x2014; <hi rendition="#aq">Barlov est par trop comique &#x2026;«</hi></p><lb/>
        <p>Papagei Weiland nahm das ihm von der Hagn in<lb/>
den Mund ge&#x017F;topfte Biscuit ganz zierlich &#x2014; mein Barlow<lb/>
riß es mir förmlich aus den Händen und ver&#x017F;chlang es<lb/>
heißhungrig, heftig mit den Flügelarmen dazu &#x017F;chla¬<lb/>
gend &#x2026; &#x017F;o daß un&#x017F;er Geplauder minutenlanges, hauser¬<lb/>
&#x017F;chütterndes Lachen unterbrach. Die Hagn und ich füllten<lb/>
die Pau&#x017F;e ganz ern&#x017F;thaft mit dem Füttern un&#x017F;erer Papa¬<lb/>
geien aus &#x2026; was dann wieder neues Gelächter erregte.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[215/0243] hübſchen bunten Papageien zu nähern und … bald finden ſie ſogar recht großen Geſchmack an dem Papageien¬ geplapper und den allerliebſten Thierchen in Röcken von zweierlei Tuch … Das Uebrige ergiebt ſich von ſelbſt! Ja, Kotzebue war doch bei aller anſcheinenden Harm¬ loſigkeit ein großer — Satyriker! Der Kaiſer hatte mit ſeiner Gemahlin die Pro¬ ßeniumsloge im Michaeltheater inne, alſo kaum zwei Schritte von uns Spielenden entfernt. Charlotte von Hagn hatte als Partner einen ſehr hübſchen jungen Papagei, den jugendlichen erſten Lieb¬ haber Weiland, — ich aber mußte mit dem ſchwerfälligen, dicken Barlow fürlieb nehmen. Weiland trippelte ſehr graziös vor und bewegte die Arme gleich Flügeln ganz charmant, — als aber mein Papagei vortrappte — die kurzen, dicken Arme ſteif ausgeſtreckt — die großen Augen tragiſch aufreißend … da — ſchrie die Kaiſerin vor Lachen hell auf … und ich hörte ſie hinter ihrem Tuche dem Kaiſer zuflüſtern: »Mais — c'est pour en mourir de rire! — Barlov est par trop comique …« Papagei Weiland nahm das ihm von der Hagn in den Mund geſtopfte Biscuit ganz zierlich — mein Barlow riß es mir förmlich aus den Händen und verſchlang es heißhungrig, heftig mit den Flügelarmen dazu ſchla¬ gend … ſo daß unſer Geplauder minutenlanges, hauser¬ ſchütterndes Lachen unterbrach. Die Hagn und ich füllten die Pauſe ganz ernſthaft mit dem Füttern unſerer Papa¬ geien aus … was dann wieder neues Gelächter erregte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/243
Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/243>, abgerufen am 02.05.2024.