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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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zu übernehmen, -- begeistertem Streben, unermüdlichstem
Fleiß der berühmtesten Mimen, -- einem so harmlos
heiteren, freundlichen Verkehr mit den Kollegen, und
dabei anspruchslosen Benehmen der Gefeiertsten den jungen
Anfängern gegenüber, bin ich in den 25 Jahren meines
Bühnenlebens nie wieder begegnet.

Wohl haben später einzelne hervorragende gigantische
Genies, leuchtende Persönlichkeiten mit vollendeter Künstler¬
schaft noch glänzendere Triumphe errungen, -- Ehrenbe¬
zeugungen jeder Art, reicherer Gewinn belohnte ihre
Leistungen ... aber mit so ebenbürtigen, gleichgesinnten,
gleichberechtigten Künstlern zu wirken -- -- dies hohe
Glück blieb ihnen verschlossen.

Wenn ich später von den Ansprüchen und goldenen
und lorbernen Erfolgen der Nachahmer Ludwig Devrient's
hörte, mußte ich stets mit Rührung des unübertroffenen
und doch so bescheidenen Künstlers gedenken ... Ludwig
Devrient hatte eine Gage von 2500 Thalern, und die
brillanteste Kunstreise brachte damals nur 400 -- höchstens
600 Thaler ein. Ueberdies waren die Kosten dieser
Reisen -- da man stets mit eigenem Wagen oder Extra¬
post reisen mußte -- so bedeutend, daß oft die ganze
Einnahme auf die Reise verwendet werden mußte ...
Und heute?

Devrient ist auch sein Leben lang die Schulden nicht
los geworden. Im Jahre 1809, als er noch in Leipzig
engagirt war, hatte er 900 Thaler Schulden und wußte
sich vor seinen Gläubigern nicht anders zu retten, als

zu übernehmen, — begeiſtertem Streben, unermüdlichſtem
Fleiß der berühmteſten Mimen, — einem ſo harmlos
heiteren, freundlichen Verkehr mit den Kollegen, und
dabei anſpruchsloſen Benehmen der Gefeiertſten den jungen
Anfängern gegenüber, bin ich in den 25 Jahren meines
Bühnenlebens nie wieder begegnet.

Wohl haben ſpäter einzelne hervorragende gigantiſche
Genies, leuchtende Perſönlichkeiten mit vollendeter Künſtler¬
ſchaft noch glänzendere Triumphe errungen, — Ehrenbe¬
zeugungen jeder Art, reicherer Gewinn belohnte ihre
Leiſtungen … aber mit ſo ebenbürtigen, gleichgeſinnten,
gleichberechtigten Künſtlern zu wirken — — dies hohe
Glück blieb ihnen verſchloſſen.

Wenn ich ſpäter von den Anſprüchen und goldenen
und lorbernen Erfolgen der Nachahmer Ludwig Devrient's
hörte, mußte ich ſtets mit Rührung des unübertroffenen
und doch ſo beſcheidenen Künſtlers gedenken … Ludwig
Devrient hatte eine Gage von 2500 Thalern, und die
brillanteſte Kunſtreiſe brachte damals nur 400 — höchſtens
600 Thaler ein. Ueberdies waren die Koſten dieſer
Reiſen — da man ſtets mit eigenem Wagen oder Extra¬
poſt reiſen mußte — ſo bedeutend, daß oft die ganze
Einnahme auf die Reiſe verwendet werden mußte …
Und heute?

Devrient iſt auch ſein Leben lang die Schulden nicht
los geworden. Im Jahre 1809, als er noch in Leipzig
engagirt war, hatte er 900 Thaler Schulden und wußte
ſich vor ſeinen Gläubigern nicht anders zu retten, als

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[127/0155] zu übernehmen, — begeiſtertem Streben, unermüdlichſtem Fleiß der berühmteſten Mimen, — einem ſo harmlos heiteren, freundlichen Verkehr mit den Kollegen, und dabei anſpruchsloſen Benehmen der Gefeiertſten den jungen Anfängern gegenüber, bin ich in den 25 Jahren meines Bühnenlebens nie wieder begegnet. Wohl haben ſpäter einzelne hervorragende gigantiſche Genies, leuchtende Perſönlichkeiten mit vollendeter Künſtler¬ ſchaft noch glänzendere Triumphe errungen, — Ehrenbe¬ zeugungen jeder Art, reicherer Gewinn belohnte ihre Leiſtungen … aber mit ſo ebenbürtigen, gleichgeſinnten, gleichberechtigten Künſtlern zu wirken — — dies hohe Glück blieb ihnen verſchloſſen. Wenn ich ſpäter von den Anſprüchen und goldenen und lorbernen Erfolgen der Nachahmer Ludwig Devrient's hörte, mußte ich ſtets mit Rührung des unübertroffenen und doch ſo beſcheidenen Künſtlers gedenken … Ludwig Devrient hatte eine Gage von 2500 Thalern, und die brillanteſte Kunſtreiſe brachte damals nur 400 — höchſtens 600 Thaler ein. Ueberdies waren die Koſten dieſer Reiſen — da man ſtets mit eigenem Wagen oder Extra¬ poſt reiſen mußte — ſo bedeutend, daß oft die ganze Einnahme auf die Reiſe verwendet werden mußte … Und heute? Devrient iſt auch ſein Leben lang die Schulden nicht los geworden. Im Jahre 1809, als er noch in Leipzig engagirt war, hatte er 900 Thaler Schulden und wußte ſich vor ſeinen Gläubigern nicht anders zu retten, als

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/155>, abgerufen am 22.11.2024.