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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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deren, wohlwollenden Paar. Ein liebliches Töchterlein
umschwirrt anmuthig die Eltern und singt allerliebst.
Der Sohn *) befindet sich auf Reisen. Wie heimelte es
uns an, wenn die Frau Kapellmeisterin mit überströ¬
mender Liebe von ihrem, Louis erzählte, von seinem
eisernen Fleiß, seinem Streben, und wie er zu den
größten Hoffnungen berechtige! Unsere Mutter sprach dann
natürlich auch von ihrem herzlieben Louis, und so gestaltete
schon der erste Besuch sich gemüthlich erquickend.

Von besonderem Reiz für mich war mein Besuch
bei der Wittwe des berühmten Heldenspielers Ferdinand
Fleck, jenes leuchtenden Sterns am Theaterhimmel der
Berliner Nationalbühne zur Glanzzeit Iffland's. Beide
ruhen jetzt schon still und erloschen draußen auf dem
grünen Friedhofe vor dem Halleschen Thore. Sophie
Louise Fleck, früher eine glänzende Liebhaberin, ist seit
1808 mit dem Kammermusikus Schröckh verheirathet.
Sie hat das mild weibliche Wesen unserer Mutter, eine
flötenartig weiche und volltönende Stimme und das
schönste und reichste Haar, das ich je gesehen. Ihre
Schönheit war mir schon im "Käthchen von Heilbronn"
aufgefallen, eine schönere Mutter Wetter's von Strahl
kann man sich kaum denken -- und doch ist sie bereits
48 Jahre alt. Auch jetzt bei Tage sah sie überaus

*) Die Tochter wurde eine beliebte Sängerin. Der Sohn Louis
ist der frühere Hofschauspieler und Verfasser reizender Lustspiele, wie
"Der Kurmärker und die Pikarde", und der jetzige Geheime Hofrath
und Vorleser des Kaisers Wilhelm I.

deren, wohlwollenden Paar. Ein liebliches Töchterlein
umſchwirrt anmuthig die Eltern und ſingt allerliebſt.
Der Sohn *) befindet ſich auf Reiſen. Wie heimelte es
uns an, wenn die Frau Kapellmeiſterin mit überſtrö¬
mender Liebe von ihrem, Louis erzählte, von ſeinem
eiſernen Fleiß, ſeinem Streben, und wie er zu den
größten Hoffnungen berechtige! Unſere Mutter ſprach dann
natürlich auch von ihrem herzlieben Louis, und ſo geſtaltete
ſchon der erſte Beſuch ſich gemüthlich erquickend.

Von beſonderem Reiz für mich war mein Beſuch
bei der Wittwe des berühmten Heldenſpielers Ferdinand
Fleck, jenes leuchtenden Sterns am Theaterhimmel der
Berliner Nationalbühne zur Glanzzeit Iffland's. Beide
ruhen jetzt ſchon ſtill und erloſchen draußen auf dem
grünen Friedhofe vor dem Halleſchen Thore. Sophie
Louiſe Fleck, früher eine glänzende Liebhaberin, iſt ſeit
1808 mit dem Kammermuſikus Schröckh verheirathet.
Sie hat das mild weibliche Weſen unſerer Mutter, eine
flötenartig weiche und volltönende Stimme und das
ſchönſte und reichſte Haar, das ich je geſehen. Ihre
Schönheit war mir ſchon im »Käthchen von Heilbronn«
aufgefallen, eine ſchönere Mutter Wetter's von Strahl
kann man ſich kaum denken — und doch iſt ſie bereits
48 Jahre alt. Auch jetzt bei Tage ſah ſie überaus

*) Die Tochter wurde eine beliebte Sängerin. Der Sohn Louis
iſt der frühere Hofſchauſpieler und Verfaſſer reizender Luſtſpiele, wie
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und Vorleſer des Kaiſers Wilhelm I.
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[82/0110] deren, wohlwollenden Paar. Ein liebliches Töchterlein umſchwirrt anmuthig die Eltern und ſingt allerliebſt. Der Sohn *) befindet ſich auf Reiſen. Wie heimelte es uns an, wenn die Frau Kapellmeiſterin mit überſtrö¬ mender Liebe von ihrem, Louis erzählte, von ſeinem eiſernen Fleiß, ſeinem Streben, und wie er zu den größten Hoffnungen berechtige! Unſere Mutter ſprach dann natürlich auch von ihrem herzlieben Louis, und ſo geſtaltete ſchon der erſte Beſuch ſich gemüthlich erquickend. Von beſonderem Reiz für mich war mein Beſuch bei der Wittwe des berühmten Heldenſpielers Ferdinand Fleck, jenes leuchtenden Sterns am Theaterhimmel der Berliner Nationalbühne zur Glanzzeit Iffland's. Beide ruhen jetzt ſchon ſtill und erloſchen draußen auf dem grünen Friedhofe vor dem Halleſchen Thore. Sophie Louiſe Fleck, früher eine glänzende Liebhaberin, iſt ſeit 1808 mit dem Kammermuſikus Schröckh verheirathet. Sie hat das mild weibliche Weſen unſerer Mutter, eine flötenartig weiche und volltönende Stimme und das ſchönſte und reichſte Haar, das ich je geſehen. Ihre Schönheit war mir ſchon im »Käthchen von Heilbronn« aufgefallen, eine ſchönere Mutter Wetter's von Strahl kann man ſich kaum denken — und doch iſt ſie bereits 48 Jahre alt. Auch jetzt bei Tage ſah ſie überaus *) Die Tochter wurde eine beliebte Sängerin. Der Sohn Louis iſt der frühere Hofſchauſpieler und Verfaſſer reizender Luſtſpiele, wie »Der Kurmärker und die Pikarde«, und der jetzige Geheime Hofrath und Vorleſer des Kaiſers Wilhelm I.

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/110>, abgerufen am 22.11.2024.