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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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förderndere einzunehmen. Er sagte: "Dieser Schritt --
anscheinend rückwärts, wird Sie nicht gereuen, da Sie
wahre Liebe und Achtung für Ihren Beruf empfinden!"

Der erste Besuch unter Bethmann's Protektion wurde
Madame Eunike abgestattet. Bethmann wollte die Runde
mit mir bei seiner ältesten, bewährtesten Freundin be¬
ginnen. Madame Eunike spielt die komischen Alten mit
Humor und liebenswürdiger Anmuth. In jüngeren
Jahren war sie eine berühmte Gesangssoubrette. Die
älteste Tochter Johanna ist eine sehr beliebte Sängerin,
der Vater war einst ein herrlicher Tenorist. Seine erste
von ihm geschiedene Gattin ist die berühmte Händel-
Schütz, die Schöpferin der lebenden Bilder in Deutsch¬
land, die Meisterin in der Attitüde und Mimik --
Mutter von sechzehn Kindern und soeben auch von ihrem
vierten Manne geschieden.

Ich fand eine wahrhaft liebenswürdige, glückliche
Künstlerfamilie, das innige Liebesband von gegenseitiger
Achtung geknüpft. Zwei reizende Mädchenknospen blühten
neben der Schwester Johanna auf. Bald fühlte ich mich
in diesem harmonischen Kreise wie zu Hause. Ich wurde
gefragt: welche Vorstellung auf der königlichen Bühne
und welcher Künstler mich am mächtigsten ergriffen habe?
Ich war schnell fertig mit dem Wort: Ludwig Devrient!
Begeistert fuhr ich fort: "Wie hat er mich als Mer¬
cutio entzückt, -- als armer Poet gerührt, -- in den
Drillingen erheitert, -- und als Raimbaut in Waise
und Mörder, und in den Galeerensklaven -- entsetzt!

förderndere einzunehmen. Er ſagte: »Dieſer Schritt —
anſcheinend rückwärts, wird Sie nicht gereuen, da Sie
wahre Liebe und Achtung für Ihren Beruf empfinden!«

Der erſte Beſuch unter Bethmann's Protektion wurde
Madame Eunike abgeſtattet. Bethmann wollte die Runde
mit mir bei ſeiner älteſten, bewährteſten Freundin be¬
ginnen. Madame Eunike ſpielt die komiſchen Alten mit
Humor und liebenswürdiger Anmuth. In jüngeren
Jahren war ſie eine berühmte Geſangsſoubrette. Die
älteſte Tochter Johanna iſt eine ſehr beliebte Sängerin,
der Vater war einſt ein herrlicher Tenoriſt. Seine erſte
von ihm geſchiedene Gattin iſt die berühmte Händel-
Schütz, die Schöpferin der lebenden Bilder in Deutſch¬
land, die Meiſterin in der Attitüde und Mimik —
Mutter von ſechzehn Kindern und ſoeben auch von ihrem
vierten Manne geſchieden.

Ich fand eine wahrhaft liebenswürdige, glückliche
Künſtlerfamilie, das innige Liebesband von gegenſeitiger
Achtung geknüpft. Zwei reizende Mädchenknospen blühten
neben der Schweſter Johanna auf. Bald fühlte ich mich
in dieſem harmoniſchen Kreiſe wie zu Hauſe. Ich wurde
gefragt: welche Vorſtellung auf der königlichen Bühne
und welcher Künſtler mich am mächtigſten ergriffen habe?
Ich war ſchnell fertig mit dem Wort: Ludwig Devrient!
Begeiſtert fuhr ich fort: »Wie hat er mich als Mer¬
cutio entzückt, — als armer Poet gerührt, — in den
Drillingen erheitert, — und als Raimbaut in Waiſe
und Mörder, und in den Galeerenſklaven — entſetzt!

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[79/0107] förderndere einzunehmen. Er ſagte: »Dieſer Schritt — anſcheinend rückwärts, wird Sie nicht gereuen, da Sie wahre Liebe und Achtung für Ihren Beruf empfinden!« Der erſte Beſuch unter Bethmann's Protektion wurde Madame Eunike abgeſtattet. Bethmann wollte die Runde mit mir bei ſeiner älteſten, bewährteſten Freundin be¬ ginnen. Madame Eunike ſpielt die komiſchen Alten mit Humor und liebenswürdiger Anmuth. In jüngeren Jahren war ſie eine berühmte Geſangsſoubrette. Die älteſte Tochter Johanna iſt eine ſehr beliebte Sängerin, der Vater war einſt ein herrlicher Tenoriſt. Seine erſte von ihm geſchiedene Gattin iſt die berühmte Händel- Schütz, die Schöpferin der lebenden Bilder in Deutſch¬ land, die Meiſterin in der Attitüde und Mimik — Mutter von ſechzehn Kindern und ſoeben auch von ihrem vierten Manne geſchieden. Ich fand eine wahrhaft liebenswürdige, glückliche Künſtlerfamilie, das innige Liebesband von gegenſeitiger Achtung geknüpft. Zwei reizende Mädchenknospen blühten neben der Schweſter Johanna auf. Bald fühlte ich mich in dieſem harmoniſchen Kreiſe wie zu Hauſe. Ich wurde gefragt: welche Vorſtellung auf der königlichen Bühne und welcher Künſtler mich am mächtigſten ergriffen habe? Ich war ſchnell fertig mit dem Wort: Ludwig Devrient! Begeiſtert fuhr ich fort: »Wie hat er mich als Mer¬ cutio entzückt, — als armer Poet gerührt, — in den Drillingen erheitert, — und als Raimbaut in Waiſe und Mörder, und in den Galeerenſklaven — entſetzt!

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/107>, abgerufen am 22.11.2024.