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Bastian, Adolf: Der Völkergedanke im Aufbau einer Wissenschaft vom Menschen. Berlin, 1881.

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Produkt der Hirnwindungen betrachtet, wie Wärme vom Feuer,
Duft von Blumen ausgehend, so liesse sich in Parabeln weiter
festhalten, dass wie die Wärme auf materielle Körper der
Umgebung, der Duft auf nahe Sinnesorgane einwirke, so auch
der Gedanke das verwandte Medium seiner Manifestation
finden werde (und gefunden habe in den das Zeitlich-Räum-
liche besiegenden Errungenschaften). Was freilich hat das
Feuer daran zu erwärmen, was der Duft zu ergötzen? wenn
überhaupt eine Nase treffend, möchte Naseweisheit fragen*),
und solchem Zweifler wird die Antwort nicht fehlen, sobald
er sich in die Daseinsbedingungen des Feuers oder des
Duftes genügend hineinzudenken vermöchte, um die Voraus-

*) Die Kamschadalen belächeln, bei den Missgriffen in der Natur, die
Sancta simplicitas ihres Biedermannes Kuka, als einfältigen Gott, und die
Weisheit wächst erst mit der Köpfezahl her, in mystischen Zahlen von
4, von 7, von 9 vermehrt, bis in Rugiwit wieder unter einen Hut gebracht,
wenn nicht bereits in Dreifaltigkeit entfaltet (auch drei Köpfe in einander
geschoben in Notre Dame zu Chalons). Janus belauscht mit zwei Köpfen
des Ein- und Ausgangs die neckische Nymphe (Carna oder Cardea), an
der Thürangel drehend, um sie zu haschen, wie Brahma seine nach den
Cardinalpunkten gerichteten Köpfe wachsen die Reize seiner lüsternen
Schöpfung zu beäugeln, und wie hier ein Ansatz zu vedantischer Philo-
sophie gegeben, so in dem Verborgensein Carna's (von carno) die Macht über
die Eingeweide, gleich denen im Topf der Canopen unter ägyptischen Göt-
tinnen. Daneben dann limen, was die Neuvermählte nicht berühren durfte,
terram Vestam, quod in Mundo stet sola, um die Jungfräulichkeit (Vestae
id est castissimo numini consecratam) zu heiligen. Aus dem im agnoton
skotos einer orphischen Nacht (bei Eudemos) die Atua fanau Po umhüllendem
Dunkel strahlt in Polynesien das von Tane (wie im Kalevala von Kave-
Ukko oder Wäinämöinen) ersehnte Licht, und aus dem engen Mutterschoss
führen Lucetius (im Oskischen) und Lucetia, als Jupiter (diespiter unter dii
minuti) und Juno (Lucina) den Menschen zum Tageslicht. Tod droht dann
wieder durch die Pestpfeile leuchtenden Gottes (bei Homer) im Zorn gegen
Niobe seiner Schwester vereint, und bei den Serben senden die Wilen aus
der Luft tödtliche Geschosse auf die Menschen. Wenn die Wile im Walde
ruft, lautet es klappernd, wie das Hacken des Spechtes, und mit Picus ist
in Canens die Waldesstimme vermählt (wie später Pomona). Dem Gott
Ajus Locutius wurde als nächtliche Stimme ein Tempel erbaut.

Produkt der Hirnwindungen betrachtet, wie Wärme vom Feuer,
Duft von Blumen ausgehend, so liesse sich in Parabeln weiter
festhalten, dass wie die Wärme auf materielle Körper der
Umgebung, der Duft auf nahe Sinnesorgane einwirke, so auch
der Gedanke das verwandte Medium seiner Manifestation
finden werde (und gefunden habe in den das Zeitlich-Räum-
liche besiegenden Errungenschaften). Was freilich hat das
Feuer daran zu erwärmen, was der Duft zu ergötzen? wenn
überhaupt eine Nase treffend, möchte Naseweisheit fragen*),
und solchem Zweifler wird die Antwort nicht fehlen, sobald
er sich in die Daseinsbedingungen des Feuers oder des
Duftes genügend hineinzudenken vermöchte, um die Voraus-

*) Die Kamschadalen belächeln, bei den Missgriffen in der Natur, die
Sancta simplicitas ihres Biedermannes Kuka, als einfältigen Gott, und die
Weisheit wächst erst mit der Köpfezahl her, in mystischen Zahlen von
4, von 7, von 9 vermehrt, bis in Rugiwit wieder unter einen Hut gebracht,
wenn nicht bereits in Dreifaltigkeit entfaltet (auch drei Köpfe in einander
geschoben in Notre Dame zu Chalons). Janus belauscht mit zwei Köpfen
des Ein- und Ausgangs die neckische Nymphe (Carna oder Cardea), an
der Thürangel drehend, um sie zu haschen, wie Brahma seine nach den
Cardinalpunkten gerichteten Köpfe wachsen die Reize seiner lüsternen
Schöpfung zu beäugeln, und wie hier ein Ansatz zu vedantischer Philo-
sophie gegeben, so in dem Verborgensein Carna’s (von carno) die Macht über
die Eingeweide, gleich denen im Topf der Canopen unter ägyptischen Göt-
tinnen. Daneben dann limen, was die Neuvermählte nicht berühren durfte,
terram Vestam, quod in Mundo stet sola, um die Jungfräulichkeit (Vestae
id est castissimo numini consecratam) zu heiligen. Aus dem im ἄγνωτον
σκότος einer orphischen Nacht (bei Eudemos) die Atua fanau Po umhüllendem
Dunkel strahlt in Polynesien das von Tane (wie im Kalevala von Kave-
Ukko oder Wäinämöinen) ersehnte Licht, und aus dem engen Mutterschoss
führen Lucetius (im Oskischen) und Lucetia, als Jupiter (diespiter unter dii
minuti) und Juno (Lucina) den Menschen zum Tageslicht. Tod droht dann
wieder durch die Pestpfeile leuchtenden Gottes (bei Homer) im Zorn gegen
Niobe seiner Schwester vereint, und bei den Serben senden die Wilen aus
der Luft tödtliche Geschosse auf die Menschen. Wenn die Wile im Walde
ruft, lautet es klappernd, wie das Hacken des Spechtes, und mit Picus ist
in Canens die Waldesstimme vermählt (wie später Pomona). Dem Gott
Ajus Locutius wurde als nächtliche Stimme ein Tempel erbaut.
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[134/0168] Produkt der Hirnwindungen betrachtet, wie Wärme vom Feuer, Duft von Blumen ausgehend, so liesse sich in Parabeln weiter festhalten, dass wie die Wärme auf materielle Körper der Umgebung, der Duft auf nahe Sinnesorgane einwirke, so auch der Gedanke das verwandte Medium seiner Manifestation finden werde (und gefunden habe in den das Zeitlich-Räum- liche besiegenden Errungenschaften). Was freilich hat das Feuer daran zu erwärmen, was der Duft zu ergötzen? wenn überhaupt eine Nase treffend, möchte Naseweisheit fragen *), und solchem Zweifler wird die Antwort nicht fehlen, sobald er sich in die Daseinsbedingungen des Feuers oder des Duftes genügend hineinzudenken vermöchte, um die Voraus- *) Die Kamschadalen belächeln, bei den Missgriffen in der Natur, die Sancta simplicitas ihres Biedermannes Kuka, als einfältigen Gott, und die Weisheit wächst erst mit der Köpfezahl her, in mystischen Zahlen von 4, von 7, von 9 vermehrt, bis in Rugiwit wieder unter einen Hut gebracht, wenn nicht bereits in Dreifaltigkeit entfaltet (auch drei Köpfe in einander geschoben in Notre Dame zu Chalons). Janus belauscht mit zwei Köpfen des Ein- und Ausgangs die neckische Nymphe (Carna oder Cardea), an der Thürangel drehend, um sie zu haschen, wie Brahma seine nach den Cardinalpunkten gerichteten Köpfe wachsen die Reize seiner lüsternen Schöpfung zu beäugeln, und wie hier ein Ansatz zu vedantischer Philo- sophie gegeben, so in dem Verborgensein Carna’s (von carno) die Macht über die Eingeweide, gleich denen im Topf der Canopen unter ägyptischen Göt- tinnen. Daneben dann limen, was die Neuvermählte nicht berühren durfte, terram Vestam, quod in Mundo stet sola, um die Jungfräulichkeit (Vestae id est castissimo numini consecratam) zu heiligen. Aus dem im ἄγνωτον σκότος einer orphischen Nacht (bei Eudemos) die Atua fanau Po umhüllendem Dunkel strahlt in Polynesien das von Tane (wie im Kalevala von Kave- Ukko oder Wäinämöinen) ersehnte Licht, und aus dem engen Mutterschoss führen Lucetius (im Oskischen) und Lucetia, als Jupiter (diespiter unter dii minuti) und Juno (Lucina) den Menschen zum Tageslicht. Tod droht dann wieder durch die Pestpfeile leuchtenden Gottes (bei Homer) im Zorn gegen Niobe seiner Schwester vereint, und bei den Serben senden die Wilen aus der Luft tödtliche Geschosse auf die Menschen. Wenn die Wile im Walde ruft, lautet es klappernd, wie das Hacken des Spechtes, und mit Picus ist in Canens die Waldesstimme vermählt (wie später Pomona). Dem Gott Ajus Locutius wurde als nächtliche Stimme ein Tempel erbaut.

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Zitationshilfe: Bastian, Adolf: Der Völkergedanke im Aufbau einer Wissenschaft vom Menschen. Berlin, 1881, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bastian_voelkergedanke_1881/168>, abgerufen am 22.11.2024.