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Bastian, Adolf: Der Völkergedanke im Aufbau einer Wissenschaft vom Menschen. Berlin, 1881.

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nicht als solche in dem elementar zersetzenden Kreislauf stoff-
lichen Lebens, dagegen aber in den Elementartypen selbst, für
jeden Gedanken, der harmonisch im Selbstbewusstsein aufsteigt,
und so auch dieses einschliesst. Würde das Denken als ein

aber auch in solch unbehaglicher Stellung soviel Behagen an dieser Kehr-
seite der Triratna genommen, dass, seit Schopenhauer's Revindication, die
Literatur darüber, die verschiedenen Auflagen eingeschlossen, zur ansehn-
lichen Bibliothek angeschwollen ist. Auch gehören manche Werth-
stücke dazu, welche die im Dreikorb enthaltenen überwiegen, darunter eine
treffliche Geschichtsdarstellung, aber selbst der gelehrte Verfasser dieser
kommt am Ende seines Bandes dennoch zu dem Schluss, dass die "letzten
Gründe" der Theorie, also die eigentliche Grundlage des Ganzen, vom
Menschenverstande nicht begriffen werden können und es also "überflüssig"
wäre, auf "Erklärungen der Nidana einzugehen". Wenn so bei einem, in
seiner Art mit strengster Logik durchgearbeiteten System, ein System
zugleich, das in umfassenden Schriftstücken (Kameelladungen voll, wie
Baron Schilling weiss, und der Tandjur allein in 225 Folianten a 4--5 Pfund)
einem methodischen Gelehrtenstudium zu Gebote steht (ein wahres Eldorado
dafür, möchte man sagen), wenn so unter diesen verhältnissmässig günstigsten
Umständen, sich die Schwierigkeit erweist für den unter anderem Ge-
dankengang aufgezogenen Geist in einem fremden heimisch zu werden,
was ist dann für die disjecta membra zu hoffen, die uns fetzenweis durch
Reisende, als beiläufige Wegesfunde unter schriftlosen Naturstämmen
überbracht werden, Gefälligkeiten, die dankbar entgegenzunehmen sind,
aber vom Pontifex Mucius Scaevola vielfach wohl unter sein "Genus
nugatorium" verwiesen wären. Graecos teletas ac mysteria taciturnitate
parietibusque clausisse "Varro dicit", und hätte dies noch von vielen anderen
Stämmen sagen können, wenn damals schon entdeckt. Bis zu einer
wissenschaftlichen Ansprüchen genügenden Behandlung, wird also die Ethno-
logie noch einige Geduld üben müssen. "Auf den Gedanken, Weltgeschichte
zu schreiben, wird der kunstsinnigste Historiker am spätesten verfallen",
(sagt, als Meister auf diesem Gebiete, Gervinus), aber "dass man schon
früher universalhistorische Werke schrieb und jetzt schreibt, war und ist
dennoch nothwendig" fügt ebenso richtig Fallati hinzu. Und so soll gegen
die jetzt bereits hervortretenden Versuche zu ethnologischen Lehrbüchern
oder Handbüchern um so weniger geeifert sein, weil dieselben in Anregung
weiteren Interesses an einem dafür nützenden Zwecke mithelfen. Zunächst,
oder wenigstens gleichzeitig doch, gilt es, sich mit Thatsachen zu nähren,
denn "Gedanken ohne Anschauungen sind leer" (Kant). Also das monotone
Ceterum censeo: sammlet das Material, ehe das letzte verschwindet.

nicht als solche in dem elementar zersetzenden Kreislauf stoff-
lichen Lebens, dagegen aber in den Elementartypen selbst, für
jeden Gedanken, der harmonisch im Selbstbewusstsein aufsteigt,
und so auch dieses einschliesst. Würde das Denken als ein

aber auch in solch unbehaglicher Stellung soviel Behagen an dieser Kehr-
seite der Triratna genommen, dass, seit Schopenhauer’s Revindication, die
Literatur darüber, die verschiedenen Auflagen eingeschlossen, zur ansehn-
lichen Bibliothek angeschwollen ist. Auch gehören manche Werth-
stücke dazu, welche die im Dreikorb enthaltenen überwiegen, darunter eine
treffliche Geschichtsdarstellung, aber selbst der gelehrte Verfasser dieser
kommt am Ende seines Bandes dennoch zu dem Schluss, dass die „letzten
Gründe“ der Theorie, also die eigentliche Grundlage des Ganzen, vom
Menschenverstande nicht begriffen werden können und es also „überflüssig“
wäre, auf „Erklärungen der Nidana einzugehen“. Wenn so bei einem, in
seiner Art mit strengster Logik durchgearbeiteten System, ein System
zugleich, das in umfassenden Schriftstücken (Kameelladungen voll, wie
Baron Schilling weiss, und der Tandjur allein in 225 Folianten à 4—5 Pfund)
einem methodischen Gelehrtenstudium zu Gebote steht (ein wahres Eldorado
dafür, möchte man sagen), wenn so unter diesen verhältnissmässig günstigsten
Umständen, sich die Schwierigkeit erweist für den unter anderem Ge-
dankengang aufgezogenen Geist in einem fremden heimisch zu werden,
was ist dann für die disjecta membra zu hoffen, die uns fetzenweis durch
Reisende, als beiläufige Wegesfunde unter schriftlosen Naturstämmen
überbracht werden, Gefälligkeiten, die dankbar entgegenzunehmen sind,
aber vom Pontifex Mucius Scaevola vielfach wohl unter sein „Genus
nugatorium“ verwiesen wären. Graecos teletas ac mysteria taciturnitate
parietibusque clausisse „Varro dicit“, und hätte dies noch von vielen anderen
Stämmen sagen können, wenn damals schon entdeckt. Bis zu einer
wissenschaftlichen Ansprüchen genügenden Behandlung, wird also die Ethno-
logie noch einige Geduld üben müssen. „Auf den Gedanken, Weltgeschichte
zu schreiben, wird der kunstsinnigste Historiker am spätesten verfallen“,
(sagt, als Meister auf diesem Gebiete, Gervinus), aber „dass man schon
früher universalhistorische Werke schrieb und jetzt schreibt, war und ist
dennoch nothwendig“ fügt ebenso richtig Fallati hinzu. Und so soll gegen
die jetzt bereits hervortretenden Versuche zu ethnologischen Lehrbüchern
oder Handbüchern um so weniger geeifert sein, weil dieselben in Anregung
weiteren Interesses an einem dafür nützenden Zwecke mithelfen. Zunächst,
oder wenigstens gleichzeitig doch, gilt es, sich mit Thatsachen zu nähren,
denn „Gedanken ohne Anschauungen sind leer“ (Kant). Also das monotone
Ceterum censeo: sammlet das Material, ehe das letzte verschwindet.
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[133/0167] nicht als solche in dem elementar zersetzenden Kreislauf stoff- lichen Lebens, dagegen aber in den Elementartypen selbst, für jeden Gedanken, der harmonisch im Selbstbewusstsein aufsteigt, und so auch dieses einschliesst. Würde das Denken als ein ***) ***) aber auch in solch unbehaglicher Stellung soviel Behagen an dieser Kehr- seite der Triratna genommen, dass, seit Schopenhauer’s Revindication, die Literatur darüber, die verschiedenen Auflagen eingeschlossen, zur ansehn- lichen Bibliothek angeschwollen ist. Auch gehören manche Werth- stücke dazu, welche die im Dreikorb enthaltenen überwiegen, darunter eine treffliche Geschichtsdarstellung, aber selbst der gelehrte Verfasser dieser kommt am Ende seines Bandes dennoch zu dem Schluss, dass die „letzten Gründe“ der Theorie, also die eigentliche Grundlage des Ganzen, vom Menschenverstande nicht begriffen werden können und es also „überflüssig“ wäre, auf „Erklärungen der Nidana einzugehen“. Wenn so bei einem, in seiner Art mit strengster Logik durchgearbeiteten System, ein System zugleich, das in umfassenden Schriftstücken (Kameelladungen voll, wie Baron Schilling weiss, und der Tandjur allein in 225 Folianten à 4—5 Pfund) einem methodischen Gelehrtenstudium zu Gebote steht (ein wahres Eldorado dafür, möchte man sagen), wenn so unter diesen verhältnissmässig günstigsten Umständen, sich die Schwierigkeit erweist für den unter anderem Ge- dankengang aufgezogenen Geist in einem fremden heimisch zu werden, was ist dann für die disjecta membra zu hoffen, die uns fetzenweis durch Reisende, als beiläufige Wegesfunde unter schriftlosen Naturstämmen überbracht werden, Gefälligkeiten, die dankbar entgegenzunehmen sind, aber vom Pontifex Mucius Scaevola vielfach wohl unter sein „Genus nugatorium“ verwiesen wären. Graecos teletas ac mysteria taciturnitate parietibusque clausisse „Varro dicit“, und hätte dies noch von vielen anderen Stämmen sagen können, wenn damals schon entdeckt. Bis zu einer wissenschaftlichen Ansprüchen genügenden Behandlung, wird also die Ethno- logie noch einige Geduld üben müssen. „Auf den Gedanken, Weltgeschichte zu schreiben, wird der kunstsinnigste Historiker am spätesten verfallen“, (sagt, als Meister auf diesem Gebiete, Gervinus), aber „dass man schon früher universalhistorische Werke schrieb und jetzt schreibt, war und ist dennoch nothwendig“ fügt ebenso richtig Fallati hinzu. Und so soll gegen die jetzt bereits hervortretenden Versuche zu ethnologischen Lehrbüchern oder Handbüchern um so weniger geeifert sein, weil dieselben in Anregung weiteren Interesses an einem dafür nützenden Zwecke mithelfen. Zunächst, oder wenigstens gleichzeitig doch, gilt es, sich mit Thatsachen zu nähren, denn „Gedanken ohne Anschauungen sind leer“ (Kant). Also das monotone Ceterum censeo: sammlet das Material, ehe das letzte verschwindet.

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Zitationshilfe: Bastian, Adolf: Der Völkergedanke im Aufbau einer Wissenschaft vom Menschen. Berlin, 1881, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bastian_voelkergedanke_1881/167>, abgerufen am 22.11.2024.